Der Nebel weicht
Rauchen aufzutreiben. Er hoffte, daß die Welt bald wieder normal funktionieren würde, aber das schien mit jedem Tag unwahrscheinlicher. Was geschah außerhalb der Stadt? Ein paar Radiostationen, kommerzielle und von Amateuren betriebene, hielten ein grobmaschiges Nachrichtennetz über Westeuropa, den beiden Amerikas und dem Pazifik aufrecht, aber der Rest des Planeten schien von Dunkelheit verschlungen – hin und wieder ein Bericht über Ausbrüche von Gewalt, wie ein Blitz in der Nacht, und dann nichts mehr.
Mandelbaum hatte ihm gestern geraten, auf der Hut zu sein. Missionare des Dritten Baal waren trotz aller Vorkehrungen in die Stadt eingedrungen und fanden überall Anhänger. Tausende strömten ihnen zu. Die neue Religion war rein orgastisch-ekstatisch und pflegte einen mörderischen Haß gegen Logik, Wissenschaft und jegliche Rationalität – man mußte mit Ärger rechnen.
Corinth schritt durch Korridore, die düstere Tunnel waren. Elektrizität mußte streng rationiert werden; nur ein paar Kraftwerke, von Freiwilligen betrieben, arbeiteten noch. Der Liftbetrieb wurde bei Sonnenuntergang eingestellt, und er ging die sieben Stockwerke bis zum Erdgeschoß zu Fuß. Die Einsamkeit bedrückte ihn, und als er Licht in Helgas Büro sah, blieb er verblüfft stehen und klopfte dann.
„Herein!“
Er öffnete die Tür. Sie saß hinter einem mit Papieren übersäten Tisch und schrieb an einer Art Liste. Die Symbole, die sie verwendete, waren ihm fremd, wahrscheinlich von ihr selbst erfunden und effizienter als die üblichen. Sie sah noch immer hübsch aus, aber eine tiefe Müdigkeit trübte ihre Augen.
„Hallo, Pete“, sagte sie. Ihr Lächeln war müde, aber warm. „Wie geht es dir?“
Corinth sagte zwei Worte und machte drei Gesten; sie ersetzte den Rest durch Logik und ihre Kenntnis seiner alten Redegewohnheiten: (Oh, ganz gut. Aber du … ich dachte, Felix hat dich kooptiert, damit du ihm dabei hilfst, daß seine neue Regierung schnell in Gang kommt.)
(Das stimmt) deutete sie an. (Aber ich fühle mich hier mehr zu Hause, und ich kann einen Teil meiner Arbeit genausogut hier erledigen. Übrigens, wer macht jetzt meine frühere Arbeit?)
(Billy Saunders – zehn Jahre alt, aber ein pfiffiger Bursche. Trotzdem sollten wir uns vielleicht um einen Schwachsinnigen bemühen. Die körperliche Anstrengung könnte für ein Kind zu groß sein.)
(Das bezweifle ich. Es gibt eigentlich nicht viel zu tun. Ihr Jungens arbeitet seit der Veränderung prächtig zusammen – ganz im Gegensatz zum Rest der Welt!)
„Ich weiß nicht, ob es sicher ist, wenn du dich so weit von deiner Wohnung entfernst.“ Corinth wechselte unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Weißt du was, ich bring dich nach Hause.“
„Unnötig.“ Sie sprach mit einer gewissen Schärfe in der Stimme, und Corinth erkannte, daß sie ihn liebte.
Und all unsere Gefühle haben sich intensiviert. Mir war nie zuvor so klar, wie stark das Gefühlsleben des Menschen von seinem Gehirn abhängig ist, wieviel präziser erfühlt als irgendein anderes Tier.
„Setz dich doch“, lud sie ihn ein und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. „Ruh dich eine Minute aus.“
Er lächelte müde und ließ sich in den angebotenen Sessel fallen. „Jetzt fehlt nur noch ein Bier“, murmelte er. (Es wäre so wie in den alten Zeiten.)
„Die alten Zeiten … die verlorene Unschuld. Wir werden ihnen immer nachtrauern, nicht? In unserer Blindheit werden wir mit einer Sehnsucht auf sie zurückblicken, die die neue Generation einfach nicht begreifen wird.“ Sanft schlug sie mit der Faust auf den Tisch. Das Licht schimmerte golden in ihrem Haar.
„Wie geht es mit deiner Arbeit voran?“ erkundigte sie sich nach einem
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