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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Zeit aus­ge­stor­ben. Nichts­de­sto­trotz exis­tier­te das Le­ben als Gan­zes wei­ter – an­ge­paß­te Ner­ven­sys­te­me kom­pen­sier­ten die Hem­mung durch grö­ße­re Ef­fi­zi­enz. Kurz ge­sagt: Sämt­li­che Le­bens­for­men heut­zu­ta­ge sind – oder wa­ren un­mit­tel­bar vor der Ver­än­de­rung – un­ge­fähr so in­tel­li­gent, wie sie es so­wie­so ge­we­sen wä­ren.“
    „Ich ver­ste­he“, Ross­man nick­te. „Und dann trat die Son­ne mit ih­ren Pla­ne­ten aus dem Kraft­feld.“
    „Ja. Das Feld muß – wie in der Astro­phy­sik üb­lich – ziem­lich scharf be­grenzt sein, denn die Ver­än­de­rung spiel­te sich in­ner­halb we­ni­ger Ta­ge ab. Der Rand­be­reich des Fel­des – von dem Ge­biet stärks­ter In­ten­si­tät bis zu der Re­gi­on, in der es wir­kungs­los ist – ist wahr­schein­lich nur 15 Mil­lio­nen Ki­lo­me­ter breit. Wir ha­ben es jetzt ein­deu­tig ver­las­sen; die phy­si­ka­li­schen Kon­stan­ten sind seit ei­ni­gen Ta­gen un­ver­än­dert ge­blie­ben.“
    „Aber nicht un­ser Ver­stand“, sag­te Man­del­baum nüch­tern.
    „Ich weiß“, un­ter­brach Le­wis ihn. „Dar­auf wer­den wir gleich kom­men. Als die Er­de das Hem­mungs­feld ver­ließ, zeig­te sich als all­ge­mei­ner Ef­fekt na­tür­lich der plötz­li­che An­stieg von In­tel­li­genz bei je­der Le­bens­form, die ein Ge­hirn be­sitzt. Plötz­lich war die dämp­fen­de Kraft, auf die je­der le­ben­de Or­ga­nis­mus ein­ge­stellt war, ver­schwun­den.
    Na­tür­lich hat das Feh­len die­ser Kraft ein ge­wal­ti­ges Un­gleich­ge­wicht her­auf­be­schwo­ren. Die Ner­ven­sys­te­me zeig­ten ei­ne Ten­denz, au­ßer Kon­trol­le zu ge­ra­ten, als sie ver­such­ten, sich zu sta­bi­li­sie­ren und auf neu­em, hö­he­rem Ni­veau zu ar­bei­ten; das ist der Grund, warum je­der an­fangs so un­ru­hig, ner­vös und ängst­lich war. Der phy­si­sche Auf­bau des Ge­hirns ist an ei­ne Ge­schwin­dig­keit – oder viel­mehr ei­ne Grup­pe – von Ge­schwin­dig­kei­ten der Neu­ro­nen­si­gna­le an­ge­paßt; jetzt wird die Ge­schwin­dig­keit plötz­lich er­höht, wäh­rend die phy­si­sche Struk­tur die glei­che bleibt. Kurz ge­sagt, es wird ei­ni­ge Zeit dau­ern, bis wir uns dar­an ge­wöhnt ha­ben.“
    „Warum sind wir nicht tot?“ frag­te Gra­ho­vitch, der Che­mi­ker. „Ich könn­te mir den­ken, daß un­se­re Her­zen und so wei­ter an­fan­gen, wie ver­rückt zu ar­bei­ten.“
    „Das au­to­no­me Ner­ven­sys­tem wur­de re­la­tiv schwach be­ein­flußt“, sag­te Le­wis. „Es scheint vom Zel­len­typ ab­zu­hän­gen; es gibt vie­le ver­schie­de­ne Ar­ten von Ner­ven­zel­len, wis­sen Sie, und an­schei­nend ha­ben nur die­je­ni­gen im Ze­re­bral­kortex stark auf die Ver­än­de­rung rea­giert. Selbst dort hat sich die Leis­tungs­ra­te nicht wirk­lich sehr er­höht – der Fak­tor ist klein –, aber of­fen­sicht­lich sind die mit dem Be­wußt­sein zu­sam­men­hän­gen­den Pro­zes­se so sen­si­tiv, daß es ein ge­wal­ti­ger Un­ter­schied für das be­deu­tet, was wir Den­ken nen­nen.“
    „Aber wir wer­den am Le­ben blei­ben?“
    „O ja, ich bin si­cher, daß es zu kei­nen phy­si­schen Schä­den kom­men wird – bei den meis­ten von uns je­den­falls nicht. Ei­ni­ge sind ver­rückt ge­wor­den, ge­wiß, aber wahr­schein­lich mehr aus psy­cho­lo­gi­schen als aus his­to­lo­gi­schen Grün­den.“
    „Und … wer­den wir in ein wei­te­res sol­ches Kraft­feld ein­tre­ten?“ woll­te Ross­man wis­sen.
    „Kaum“, ent­geg­ne­te Co­rinth. „Aus rein theo­re­ti­schen Grün­den bin ich mir ziem­lich si­cher, daß es in je­der Ga­la­xis höchs­tens ein sol­ches Kraft­feld ge­ben kann. Da die Son­ne zur Vollen­dung ih­rer Bahn um das ga­lak­ti­sche Zen­trum un­ge­fähr zwei­hun­dert Mil­lio­nen Jah­re be­nö­tigt, ha­ben wir … nun, noch mehr als die Hälf­te die­ser Pe­ri­ode Zeit, be­vor wir uns Sor­gen dar­über ma­chen müs­sen, daß wir wie­der dumm wer­den.“
    „Hmm. Ich ver­ste­he, mei­ne Her­ren. Ich dan­ke Ih­nen.“ Ross­man beug­te sich vor und ver­schränk­te sei­ne dün­nen Fin­ger vor sich. „Jetzt zu dem, was ich her­aus­fin­den konn­te. Ich

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