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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Teil ih­rer neu­en geis­ti­gen Ener­gie ver­schwen­det sich dar­auf, Ra­tio­na­li­sie­run­gen da­für zu­sam­men­zu­schus­tern. Dann kommt plötz­lich je­mand wie die­ser Drit­te Baal des Weges und bie­tet den ver­ängs­tig­ten und ver­wirr­ten Leu­ten ein All­heil­mit­tel an: Er sagt ih­nen, daß es gut und rich­tig ist, die schreck­li­che Last des Den­kens ab­zu­wer­fen und sich selbst in ei­ner emo­tio­na­len Or­gie zu ver­ges­sen. Es wird nicht im­mer so wei­ter­ge­hen, aber die Über­gangs­pe­ri­ode ist hart.“
    „Ja … hm … ich muß­te erst einen In­tel­li­genz­quo­ti­en­ten von 500 oder so er­lan­gen – was im­mer das be­deu­ten mag –, um zu er­ken­nen, wie be­deu­tungs­los In­tel­li­genz oder Klug­heit letz­ten En­des ist. Hüb­scher Ge­dan­ke.“ Co­rinth ver­zog das Ge­sicht und drück­te sei­ne Zi­ga­ret­te aus.
    Hel­ga schob ih­re Pa­pie­re zu­sam­men und leg­te sie in ei­ne Schub­la­de. „Wol­len wir ge­hen?“
    „Es ist fast Mit­ter­nacht. Shei­la wird sich schon Sor­gen ma­chen, fürch­te ich.“
    Sie gin­gen durch die ver­las­sen da­lie­gen­de Emp­fangs­hal­le an den Wa­chen vor­bei auf die Stra­ße. Ei­ne ein­sa­me La­ter­ne warf einen schwa­chen Licht­schim­mer auf Hel­gas Wa­gen. Sie setz­te sich hin­ters Steu­er, und lei­se sum­mend glitt der Wa­gen durch die nächt­li­chen Stra­ßen.
    „Ich wünsch­te …“ – in der Dun­kel­heit klang ih­re Stim­me fast zag­haft – „… ich wä­re hier raus. Ir­gend­wo in den Ber­gen.“
    Er nick­te und fühl­te, wie sehr auch er sich nach ei­nem of­fe­nen Him­mel und dem rei­nen Licht der Ster­ne sehn­te.
    Der Mob war so schnell auf­ge­taucht, daß sie kei­ne Zeit mehr hat­ten zu ent­kom­men. Eben noch war der Wa­gen durch ei­ne lee­re Stra­ße ge­fah­ren, und im nächs­ten Au­gen­blick schi­en der Bo­den Men­schen aus­zu­spu­cken. Sie ström­ten aus den Sei­ten­stra­ßen, fast ge­räusch­los bis auf das Mur­meln ei­ni­ger Stim­men und das Schlur­fen Tau­sen­der Fü­ße – die we­ni­gen Stra­ßen­la­ter­nen lie­ßen hier und dort Zäh­ne und Au­gen auf­blit­zen. Hel­ga brach­te das Au­to mit quiet­schen­den Brem­sen zum Ste­hen, als die Wo­ge sich vor den Wa­gen schob und sie am Wei­ter­fah­ren hin­der­te.
    „Tod den Wis­sen­schaft­lern!“ er­hob sich ein ein­zel­ner Schrei, der schnell zu ei­nem dump­fen Sprech­chor wur­de. Der le­ben­de Strom er­goß sich als un­deut­li­cher Schat­ten um den Wa­gen, und Co­rinth konn­te ihr hei­se­res, hei­ßes At­men hö­ren.
     
    Zerbrecht sie, zer­stört sie, ver­brennt ih­re Häu­ser.
    Ver­nich­tet die bö­sen Kin­der der Sün­de.
    Mar­schiert vor­an – macht auf das Tor,
    Öff­net es dem Drit­ten Baal!
     
    Hin­ter den ho­hen Ge­bäu­den schoß ei­ne Flam­men­wand hoch, ir­gend et­was brann­te. In dem blut­ro­ten Schein schäl­te sich ein trop­fen­der Schä­del aus dem Dun­kel, den ir­gend je­mand an ei­ner Stan­ge in die Hö­he hob.
    Sie müs­sen Pa­trouil­len über­wäl­tigt ha­ben, dach­te Co­rinth ge­hetzt. Sie muß­ten über­ra­schend in den be­wach­ten Be­zirk ein­ge­drun­gen sein und woll­ten ihn jetzt ver­wüs­ten, be­vor Ver­stär­kung kam.
    Ein bär­ti­ges, schmut­zi­ges Ge­sicht schob sich durch das Fah­rer­fens­ter. „’ne Frau! Er hat ’ne Frau da­bei!“
    Co­rinth riß die Pis­to­le aus der Man­tel­ta­sche und schoß. Kurz nahm er das Kli­cken des Ab­zugs, die bel­len­de Ex­plo­si­on und das Bren­nen der Pul­ver­res­te auf der Haut war. Das Ge­sicht hing ei­ne Ewig­keit dort, lös­te sich in Blut und Kno­chen auf. Lang­sam sank es nach un­ten, und die Men­ge schrie. Der Wa­gen beb­te und schwank­te un­ter ih­ren Stö­ßen.
    Co­rinth nahm sich zu­sam­men und stieß sei­ne Tür ge­gen den Druck der dicht­ge­dräng­ten Kör­per auf. Je­mand faß­te nach sei­nem Fuß, als er auf die Küh­ler­hau­be stieg. Er trat zu und fühl­te, wie sein Ab­satz ge­gen Zäh­ne stieß, und rich­te­te sich auf. Er hat­te sei­ne Bril­le ab­ge­nom­men, oh­ne dar­über nach­zu­den­ken, warum es bes­ser war, nicht mit ihr ge­se­hen zu wer­den; das Feu­er, die Men­ge und die Häu­ser wa­ren jetzt ein ver­schwom­me­nes

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