Der Nebel weicht
Moment.
„Ganz gut, ich bin über Kurzwelle mit Rhayader in England in Kontakt getreten. Sie haben es nicht leicht, aber sie leben. Einige ihrer Biochemiker arbeiten an Hefekulturen und erzielen recht gute Resultate. Sie hoffen, sich bis Ende des Jahres ausreichend ernähren zu können, wenn auch noch nicht besonders schmackhaft – die Synthetisierungseinrichtungen für die Nahrung sind im Bau. Er gab mir einige Informationen über die Entstehung des Hemmfeldes, die unsere Theorie bestätigen. Johansson und Grunewald arbeiten an einem Gerät, das ein entsprechendes Feld kleinerer Leistung erzeugen soll; falls sie Erfolg haben, wissen wir, daß unsere Hypothese wahrscheinlich zutrifft. Dann kann Nat das Gerät dazu benutzen, die biologischen Auswirkungen im Detail zu studieren. Ich selbst arbeite an der Weiterentwicklung von Rhayaders Allgemeiner Relativitäts-Quantenmechanik, indem ich eine neue Variante der Kommunikationstheorie anwende, die sich bisher als einzig wirksame Hilfe herausgestellt hat.“
„Und welche Absicht steckt dahinter, außer Neugier?“
„Eine durchaus praktische Absicht, kann ich dir versichern. Wir könnten einen Weg finden, aus jeder beliebigen Materie durch direkten Kernzerfall atomare Energie zu erzeugen: keine Treibstoffprobleme mehr. Wir werden vielleicht sogar einen Weg finden, schneller als das Licht zu reisen. Die Sterne … nun …“
„Neue Welten. Oder wir könnten zum Hemmungsfeld zurückkehren, draußen im Weltraum, warum nicht? Zur Dummheit zurückkehren. Vielleicht wären wir so glücklicher. Nein, nein, ich sehe ein, es ist nicht mehr möglich heimzukehren.“ Helga öffnete eine Schublade und entnahm ihr ein zerknülltes Päckchen. „Zigarette?“
„Du Engel! Wie um alles in der Welt hast du das geschafft?“
„Ich habe so meine Methoden.“ Sie zündete ein Streichholz für ihn an und hielt es dann auch an ihre eigene Zigarette. „Sehr wirksame … ja.“
Sie rauchten eine Weile schweigend, aber das Wissen um die Gedanken des anderen stand wie ein bleiches Flackern zwischen ihnen.
„Es wäre wirklich besser, du würdest dich von mir nach Hause bringen lassen“, sagte Corinth. „Es ist lebensgefährlich draußen. Der Mob des Propheten …“
„In Ordnung“, meinte sie. „Obgleich ich einen Wagen habe und du nicht.“
„Es sind nur wenige Blocks von dir zu mir, und beide Wohnungen liegen in einem sicheren Stadtteil.“
Da es vorläufig noch unmöglich war, die Gesamtheit der ausgedehnten Stadt abzupatrouillieren, hatte sich die Stadtregierung auf bestimmte Schlüsselstraßen und -bezirke konzentriert.
Corinth nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. „Ich verstehe es eigentlich nicht“, sagte er. „Menschliche Verhaltensweisen waren nie mein Gebiet, und selbst jetzt kann ich nicht richtig … Ich meine, warum hat dieser plötzliche Intelligenzanstieg so viele in das Stadium wilder Tiere zurückgeworfen? Warum begreifen sie nicht …“
„Sie wollen nicht.“ Helga nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. „Ganz abgesehen von denjenigen, die verrückt geworden sind – und sie sind ein bedeutender Faktor –, besteht die Notwendigkeit, daß man nicht nur etwas haben muß, womit, sondern auch etwas, worüber man nachdenken kann. Wir haben Millionen und aber Millionen von Leuten, die nie in ihrem Leben einen eigenen originellen Gedanken gehabt haben und deren Gehirne plötzlich einen Gang höher geschaltet werden. Sie beginnen zu denken – aber auf welcher Basis? Sie haben ihre alten abergläubischen Vorstellungen, ihren Haß, ihre Habgier, die Ängste und Vorurteile beibehalten, und der größte
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