Der Nebel weicht
seiner Seele geschehen war, nicht geängstigt wie die anderen. Er hatte von seiner neuen Denkfähigkeit mit schneller, ungebärdiger Freude Besitz ergriffen, und sein Wille beherrschte jetzt ganze Stämme, halb irre vor Furcht und bereit, sich überallhin zu wenden für die Sicherheit und Bequemlichkeit, geleitet und geführt zu werden. Über Tausende von Kilometern von den Dschungeln des Kongos bis zu den Grasländern des Südens hatten gequälte und versklavte und erniedrigte Menschen ihre müden Gesichter zu der Nachricht erhoben, die ihnen der Wind zutrug. Jetzt war es Zeit zuzuschlagen, bevor der weiße Mann sich wieder erholt hatte. Der Plan war vorhanden, geboren aus der Seele von M’Wanzi, dem Elefanten, die Schlacht konnte in wenigen lodernden Tagen geschlagen werden, die flinke Zunge hatte die Führer von fast hundert zerstrittenen Gruppen besiegt, die Armee erwachte zum Leben.
Um ihn herum sprachen die Trommeln, als er zum Rande des Dschungels ging. Er schritt durch einen Schilfrohrwall und hinein in die zähflüssigen, heißen Schatten des Urwalds. Ein anderer Schatten bewegte sich herab, huschte über die Erde und wartete grotesk vor ihm. Weise, braune Augen beobachteten ihn mit angeborener Traurigkeit.
„Hast du die Brüder des Waldes versammelt?“ fragte M’Wanzi.
„Sie werden bald kommen“, entgegnete der Affe.
Das war M’Wanzis große Erkenntnis. Alles andere, die Organisation, das Planen der Schlacht, war nichts gegen dieses eine: Wenn die Seelen der Menschen plötzlich so gewaltig gewachsen waren, dann mußten auch die Seelen der Tiere gewachsen sein. Seine Vermutung hatte sich durch den Aufruhr bestätigt, den Elefanten mit teuflischer List auf Farmen entfachten, aber als ihn diese Nachrichten erreichten, hatte er bereits eine einfache, auf Klick- und Grunzlaute basierende Sprache entwickelt, mit deren Hilfe er sich mit einem gefangenen Schimpansen unterhalten konnte. Die Affen waren niemals wesentlich weniger intelligent gewesen als der Mensch, vermutete M’Wanzi. Heute konnte er ihnen für ihre Hilfe eine Menge anbieten – und waren nicht auch sie Afrikaner?
„Mein Bruder des Waldes, geh und sag deinen Leuten, daß sie sich bereitmachen sollen.“
„Unter ihnen sind einige, die diese Sache nicht wollen, Bruder der Felder. Sie müssen besiegt werden, bevor sie es wollen. Das braucht Zeit.“
„Zeit haben wir nur wenig. Benutze die Trommeln, wie ich es dich gelehrt habe. Verbreite das Wort über das ganze Land; die Stämme sollen sich an den verabredeten Orten sammeln.“
„Es soll geschehen wie du wünschst. Wenn der Mond wieder voll wird, werden die Kinder des Waldes dort sein, und sie werden mit Messern, Blasrohren und Speeren bewaffnet sein, wie du es mir gezeigt hast.“
„Deine Worte erfreuen mein Herz, Bruder des Waldes. Geh mit Glück und verbreite das Wort.“
Der Affe wandte sich um und schwang sich geschmeidig auf einen Baum. Ein verirrter Sonnenstrahl spiegelte sich auf dem Lauf des über seine Schulter hängenden Gewehrs.
Corinth seufzte, gähnte und erhob sich, die Papiere von sich schiebend, von seinem Schreibtisch. Laut hatte er nichts gesagt, aber seinen Assistenten, die sich über ein Testgerät beugten, war die Bedeutung klar: (Zum Teufel damit! Ich bin zu müde, um noch klar denken zu können. Ich geh nach Hause.)
Johansson gestikulierte mit der Hand und drückte damit genauso gut aus, als ob er gesprochen hätte: (Ich glaube, ich bleibe noch eine Weile hier, Chef. Das Ding hier läßt sich ganz gut an.) Grunewald schloß ein kurzes Nicken an.
Corinth tastete automatisch nach einer Zigarette, aber seine Tasche war leer. Momentan war nirgendwo etwas zum
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