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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Ge­wirr.
    „Hört mich an!“ rief er. „Jün­ger Baals, hört mich an!“
    Ei­ne Ku­gel schoß dicht an sei­nem Kopf vor­bei, er spür­te ihr wü­ten­des Sur­ren, aber er hat­te kei­ne Zeit, sich zu fürch­ten. „Hört das Wort Baals!“
    „Laßt ihn spre­chen!“ Der Ruf kam von ir­gend­wo aus dem wo­gen­den, mur­meln­den Strom von Schat­ten. „Hört das Wort!“
    „Blitz und Don­ner und ein Re­gen von Bom­ben!“ schrie Co­rinth. „Eßt und trinkt, seid fröh­lich und ver­gnügt, denn se­het, das En­de der Welt ist na­he! Hört ihr nicht das Kra­chen und Bers­ten un­ter eu­ren Fü­ßen? Un­se­re Welt zer­bricht! Die Wis­sen­schaft­ler ha­ben die große Bom­be ge­zün­det. Wir sind auf dem Weg, sie zu tö­ten, be­vor die Er­de wie ei­ne fau­le Frucht zer­platzt. Kommt ihr mit uns?“
    Sie hiel­ten in­ne, mur­mel­ten, scharr­ten mit den Fü­ßen, wa­ren sich nicht si­cher, was sie da ge­fun­den hat­ten. Co­rinth wü­te­te wei­ter, war sich kaum be­wußt, was er sag­te. „… tö­tet und plün­dert und nehmt euch die Frau­en! Hier ent­lang, Brü­der! Ich weiß, wo sie sich ver­steckt hal­ten. Folgt mir!“
    „Tö­tet sie!“ Der Ruf wuchs zu ei­nem ge­wal­ti­gen, ob­szö­nen Cre­scen­do, das zwi­schen den stei­len Mau­ern Man­hat­t­ans wi­der­hall­te. Der Stab mit dem Kopf fuhr wie ver­rückt auf und ab, und das Licht des Feu­ers glit­zer­te auf den Zäh­nen des Schä­dels.
    „Dort hin­ten!“ Co­rinth tanz­te auf der Hau­be hin und her und deu­te­te in Rich­tung Broo­klyn. „Dort ver­ste­cken sie sich, Jün­ger Baals! Ich selbst ha­be die Bom­be mit ei­ge­nen Au­gen ge­se­hen, ich sah sie, und ich wuß­te, daß das En­de der Welt be­vor­steht. Der Drit­te Baal selbst hat mich ge­sandt, euch hin­zu­füh­ren. Mö­ge sein Blitz mich zer­schmet­tern, wenn das nicht die Wahr­heit ist!“
    Hel­ga drück­te auf die Hu­pe, und das weit­hin hal­len­de Ge­räusch schi­en die Men­ge noch mehr auf­zu­sta­cheln. Ei­ner mach­te den An­fang, und die an­de­ren folg­ten ihm die Stra­ße hin­un­ter.
    Co­rinth klet­ter­te wie­der hin­un­ter, wo­bei er am gan­zen Kör­per zit­ter­te. „Fol­ge ih­nen!“ stieß er her­vor. „Sie wer­den miß­trau­isch, wenn wir es nicht tun!“
    „Lo­gisch, Pe­te.“ Hel­ga war ihm beim Ein­stei­gen be­hilf­lich und folg­te der Men­ge. Ab und zu ließ sie die Hu­pe er­tö­nen, um sie an­zu­sta­cheln.
    Hoch oben am Him­mel er­tön­te ein lau­tes Sur­ren. Co­rinths Atem ent­wich zi­schend zwi­schen den Zäh­nen. „Weg von hier“, mur­mel­te er.
    Hel­ga nick­te, wen­de­te, und sie schös­sen den Weg zu­rück, den sie ge­kom­men wa­ren. Hin­ter ih­nen zer­streu­te sich der Mob, als die Po­li­zei aus den Hub­schrau­bern Trä­nen­gas ver­sprüh­te.
    Nach ei­ni­gen schwei­gend zu­rück­ge­leg­ten Mi­nu­ten hielt Hel­ga vor Co­rinths Woh­nung an.
    „Da wä­ren wir“, sag­te sie.
    „Ei­gent­lich woll­te ich dich nach Hau­se brin­gen“, pro­tes­tier­te er schwach.
    „Das hast du ge­tan, und au­ßer­dem hast du ver­hin­dert, daß die­se Krea­tu­ren ei­ne Men­ge Un­heil an­rich­ten oder uns et­was an­tun.“ Ihr Lä­cheln war zag­haft, und das schwa­che Licht ließ die Trä­nen in ih­ren Au­gen schim­mern. „Das war wun­der­bar, Pe­te. Ich wuß­te nicht, daß du so et­was kannst.“
    „Ich auch nicht“, ent­geg­ne­te er hei­ser.
    „Viel­leicht hast du dei­nen Be­ruf ver­fehlt. Mit Sek­ten läßt sich mehr Geld ver­die­nen, ha­be ich ge­hört. Nun ja …“ Sie saß einen Au­gen­blick lang schwei­gend da. „… gu­te Nacht.“
    „Gu­te Nacht“, er­wi­der­te er.
    Sie beug­te sich vor, ih­re Lip­pen öff­ne­ten sich, als wol­le sie noch et­was hin­zu­fü­gen, dann preß­te sie sie zu­sam­men und schüt­tel­te den Kopf. Das Ge­räusch der zu­schla­gen­den Tür klang laut und leer, und sie fuhr ab.
    Co­rinth sah dem Wa­gen nach, bis ihn die Dun­kel­heit ver­schluckt hat­te. Dann wand­te er sich lang­sam um und be­trat das Haus.

 
8
     
    Die Vor­rä­te gin­gen zur Nei­ge – Nah­rung für sich selbst, Fut­ter und Salz für die Tie­re, die ihm noch ver­blie­ben wa­ren. Es gab kei­ne Elek­tri­zi­tät, und er woll­te den Treib­stoff nicht in der Pe­tro­le­um­lam­pe

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