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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Verkehrspolizist hatte noch vier Wagen vor sich. Sie stiegen ein und fuhren gerade noch rechtzeitig los. Das zweite Gebäude, das in Frage zu kommen schien, wurde, obwohl es vom Auto aus wie ein Privathaus ausgesehen hatte, tatsächlich von einem nahegelegenen Schreibwarengeschäft als Lagerraum benutzt. Duffy strich auf seiner Karte säuberlich eine Sektion durch.
      »Na dann los. Sektion zwei. Wir fangen am Angel an - dann die Essex Road hoch bis zur St. Peter's Street, richtig?« Als sie nicht antwortete, setzte er hinzu: »Mach nicht so ein Gesicht, Liebling. Wir haben gerade erst angefangen.«
      Rosa starrte auf die Karte. »Es ist so viel. All diese Straßen ...«
      »Ach, komm. Wir haben bereits ein Viertel geschafft, und es ist nicht einmal zwölf. Siehst du - wir sind schon da. Nummer eins. Täglich frischer Fisch.«
      »Das ist ein Fischhändler.« Doch einen Moment später sah sie die Aufschrift »Fisch & Pizza«. Die Jagd ging weiter.
      Gegen zwei Uhr standen sie mit schmerzenden Waden unter einem Ladenschild, das ihnen »Nur die besten Meeresfrüchte und Pommes frites« versprach.
      Die Gesichter, die sie innerhalb der letzten zwei Stunden an den verschiedensten Türen gesehen hatten, begannen in Rosas Erinnerung ineinander zu verschwimmen. Sie hatten ein halbes Dutzend junger Männer von unterschiedlichster Größe und Statur getroffen, die in nichts dem nahe kamen, was ihre eigenen Mütter als gutaussehend bezeichnet hätten. Ein ältliches Damenpaar, die eine gepflegt, die andere so ungepflegt, daß man sie sich sauber gar nicht mehr vorstellen konnte. Eine Frau mittleren Alters namens Lana, die eine schwarze Netzbluse und einen kurzen Lederrock trug und Duffy (der einen Augenblick vor Rosa an der Tür angelangt war) Nachhilfestunden in Französisch angeboten hatte. Ein ältliches Paar, das stocksteif an der Tür gestanden hatte und sich augenscheinlich gegenseitig abstützen mußte. Sie hatten noch immer stocksteif und mit vor Unruhe und Mißtrauen verzerrten Gesichtern an der Tür gestanden, als Rosa und Duffy gegangen waren.
      Sie hatten in der Nähe einen auf eine Stunde begrenzten Parkplatz gefunden, und jetzt sah Duffy auf die Uhr. »Wir haben noch fast zwanzig Minuten. Bist du hungrig?«
      »Ich komme um vor Hunger.«
      »Nun, auf der anderen Straßenseite ist The Sun an Seventeen Cantons, und sonst gibt es noch diesen Imbiß mit den besten Meeresfrüchten und Pommes frites.«
      »Oh, bitte Pommes frites. Ich mag dieses Kneipenessen nicht besonders. All diese Hackfleischaufläufe.«
      Da die Mittagszeit bereits vorbei war, fanden sie einen freien, sauberen Tisch am Fenster. Duffy ging zur Theke und kam mit einer goldbraun gebackenen Seeforelle, knusprigen Pommes frites, locker gebackenem Weißbrot, Butter und einer Kanne frischaufgebrühten, dunkelbraunen Tees wieder. Rosa aß alles, was auf ihrem Teller lag. Auf dem Tisch standen kleine Plastikbehälter mit Steaksauce, die mit einer silbernen Alufolie zum Abziehen verschlossen waren. Die Seeforelle roch und schmeckte, als sei sie noch vor einer halben Stunde im Meer herumgeschwommen. Doch sobald sie ihre zweite Tasse Tee getrunken hatte, spürte Rosa das durch die Mahlzeit hervorgerufene Wohlbehagen schwinden.
      Sie fragte: »Wieso hat Sonia mich angelogen? Darüber, wo er wohnt?«
      »Warum in Gottes Namen sollte sie lügen, sobald es um die nördlichen Bezirke geht? Wenn sie den Beigrave Square genannt hätte, wäre es noch verständlich gewesen.«
      »Du hast wahrscheinlich recht. Andererseits - Hey, es ist Viertel nach zwei.« Rosa schnappte sich ihre Tasche. Sie standen auf, liefen die Straße hinunter und knöpften erst im Laufen ihre Mäntel zu. Sie kamen fünf Minuten zu spät. An der Windschutzscheibe hing bereits ein Strafzettel.
      »Verdammter Mist. Die scheinen Islington zu ihrem Jagdgebiet gemacht zu haben.«
      »Du mußt mich das bezahlen lassen, Duffy. Schließlich tust du alles nur für mich. Und dann noch das Mittagessen und so weiter.«
      »Das Mittagessen geht auf meine Spesenrechnung. Und du wirst den Strafzettel auf keinen Fall bezahlen.«
      »Dann die Hälfte.«
      »Oh, jetzt spiel hier bitte nicht die Emanze, Rosa.« Plötzlich klang er mißmutig und mürrisch.
      »Sei nicht so gemein. Ich versuche nur, fair zu sein.«
      Er nahm den Strafzettel aus der Plastikhülle, zerriß ihn und gab ihr eine Hälfte. »Na gut, dann die Hälfte.«
      Unentschlossen nahm

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