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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Sprache zu ihm gesprochen.
      »Die Kinder.«
      »Oh ... ja ... Mrs. Holland behält sie bis morgen früh bei sich. Sie hat mir gesagt, wo du bist.« Zum dritten Mal sagte er: »Du mußt von hier weg.«
      Über seine Schulter erspähte sie im Licht der Hoflaterne etliche Wagen, die hinter der Absperrung vor der Ladenfront geparkt hatten. Vor dem Absperrseil waren Leute zusammengelaufen, die in den hell erleuchteten Raum guckten. Sie fühlte sich wie auf der Leinwand. Chief Inspector Pharaoh kam auf sie zu.
      »Mr. Gilmour?« Als Leo nickte, fuhr er fort: »Ihre Frau muß mit zum Polizeirevier kommen, um ihre Aussage zu unterschreiben. Für den Heimweg werden Sie eine Begleitung haben. Bevor Sie Ihr Haus betreten, wird ein Beamter hineingehen und nachsehen, ob jemand da ist. Ist Ihr Haus sicher?«
      »Ich denke schon. Alle Fenster haben Verriegelungen. An der Haustür sind ein Steckschloß und eine Kette angebracht. Zwei Schlösser am rückwärtigen Eingang.«
      Rosa hörte zu und hatte den Eindruck, daß Leo wie ein Schlafwandler redete.
      »Haben Sie eine Waffe irgendeiner Art?«
      Leo sah ihn verdutzt an. »Natürlich nicht.«
      Der Inspektor redete rasch weiter: »Morgen früh wird ein Officer in Begleitung einer Polizistin zu Ihnen kommen. Er wird bewaffnet sein. Vor seinem Eintreffen sollten Sie das Haus nicht verlassen.«
      »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ich bringe meine Frau von hier weg. Die Kinder auch. Sie werden nicht nach London zurückkommen, bevor dieser Irre gefaßt ist.« Jetzt nahm Leos Stimme einen entschlossenen Ausdruck an. Er hielt sie weniger fest an sich gedrückt, und Rosa wand sich aus seinen Armen, um erst den Inspektor, dann ihren Mann anzusehen. Trotz Leos aggressivem Tonfall und der Anspannung in seinen Armen spürte sie die Angst, die in Wellen durch seinen Körper lief. Das löste in ihr eine große Zärtlichkeit für ihn aus. Sie, die in Gefahr war, würde ihn trösten müssen. Sie spürte eine ungeheure Kraft, als sie in sein aufgebrachtes Gesicht starrte.
      »Ich verstehe.« Die Stimme des Inspektors klang durchaus nicht abweisend. »Ich kann gut verstehen, daß Sie zunächst so reagieren, hoffe aber, Sie werden Ihre Meinung ändern, wenn Sie mit Ihrer Frau darüber gesprochen haben.«
      »Sie wird nicht wie ein Opferlamm darauf warten, daß er einen weiteren Versuch unternimmt und Ihre Männer ihn vielleicht rechtzeitig fassen.«
      Leo hatte jetzt begonnen zu schreien, und Rosa fühlte neben dem Gefühl der Zärtlichkeit Ärger aufkommen. Sie spürte, daß sie etwas unternehmen oder sagen mußte, da sich ansonsten ihr Selbstwertgefühl, das in den letzten zwei Wochen ohnehin untergraben worden war, in ein Nichts auflösen würde.
      Sie wußte, daß Leos Motive durchaus ehrenhaft waren: Erhandelte aus Liebe und aus Sorge um ihr Wohlergehen. Eigentlich sollte sie das glücklich machen.
      Schließlich gab es Menschen auf der Welt, bei denen sich niemand darum kümmerte, ob sie lebten oder starben. Sie sollte dankbar dafür sein, geliebt zu werden. Aber warum sollte das dem Liebenden das Recht geben, über sie zu verfügen? Das Recht, sie als unmündiges Wesen zu behandeln? Entschlossen schaltete sie sich in das Gespräch ein:
      »Ich möchte mich hier nicht streiten. Ich fühle mich wie in einem Aquarium.« Ohne den Inspektor um Erlaubnis zu fragen, ging sie zurück ins Wohnzimmer. Sie sagte: »Wir haben keine Ahnung, wo dieser Mann sein könnte, oder? Er wird irgendwo da draußen sein.«
      »Das stimmt. Aber wir haben von Mr. Christoforou eine sehr genaue Beschreibung bekommen und hoffen, ein Phantombild machen und es ihm zeigen zu können. Dann wird es in Umlauf gebracht. Die Polizei wird wegen Mordverdachts nach ihm fahnden.«
      Leo sagte: »Er könnte jetzt schon kilometerweit weg sein.«
      Pharaoh erwiderte: »Das glaube ich nicht.« Er blickte zu Rosa hinüber, zögerte und fuhr fort: »Sie müssen sich mit der unangenehmen Tatsache vertraut machen, daß er, wo immer Ihre Frau ist, in Ihrer Nähe sein wird.«
      »In dem Punkt haben Sie unrecht. Selbst Ihnen werde ich nicht sagen, wohin ich sie bringe.«
      Es war wieder die alte Situation: Die Männer steckten unter einer Decke. Selbst wenn sie sich stritten, handelten sie in heimlichem Einverständnis.
      Sie sagte: »Ich werde nirgendwo hingehen.«
      »Du wirst tun...« Leo unterbrach sich. Die anderen sahen ihn an. Er wußte, daß sie den Satz

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