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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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nehmen.«
      »Aber das hätte er tun sollen.«
      »Sie haben recht.« Sie wirkte sehr erschüttert. Er fühlte sich, als hätte er einen Schmetterling mit den Füßen zertreten. »Ich möchte, daß Sie mir möglichst alles erzählen, was Sie über diesen Mann wissen, und zwar, seitdem er das erste Mal mit Ihnen in Verbindung getreten ist.« Sie starrte ihn an. »Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
      Schließlich sagte sie mit vor Erschöpfung undeutlicher Stimme: »Aber das alles hab' ich doch schon einmal gemacht. In Camden Town.«
      »Ich weiß. Ich werde mir von dort und von Southampton Row alle Unterlagen und Aussagen schicken lassen, aber trotzdem möchte ich, daß Sie mir alles noch einmal erzählen.«
      Also erzählte sie ihm alles noch einmal. Wie sie seine Verbindung zu Sonia herausgefunden hatten. Wie sie ihn ausfindig gemacht hatten. Sie schien stundenlang zu reden. Es wurde mehr Kaffee gebracht, der, soweit das möglich war, noch schlammiger und widerlicher war als der vorige und mit einer Rechnung in der Untertasse präsentiert wurde. In der ganzen Welt schien es kein anderes Geräusch als den Singsang ihrer Stimme und das leichte Rascheln der Seiten zu geben, die der Polizist in seinem Notizbuch umblätterte. Schließlich hatte sie alles gesagt.
      Der Inspektor meinte: »Ich muß Sie und Mr. Duffield bitten, mit zum Revier zu kommen, um sich Ihre Aussagen durchzulesen und sie zu unterschreiben.«
      »Ich bin müde.«
      »Tut mir leid.« Er klang nicht, als würde es ihm leid tun. »Es wird nicht lange dauern. Jemand wird Sie nach Hause bringen. Ist Ihr Mann zuhause?«
      »Das nehme ich an.« Seitdem sie zum Oasis-Imbiß gekommen war, hatte sie nicht einmal an Leo gedacht. Sie sah auf ihre Uhr. Es war kurz nach sieben. Bei seiner Rückkehr hatte er wahrscheinlich ein leeres Haus vorgefunden. Keine Kinder. Keine Nachricht. Er würde sicherlich Kathys Lehrerin anrufen, um sich zu erkundigen, ob sie die Kinder mit zu sich nach Hause genommen hatte. Sie fragte sich, ob er daran denken würde, denn seit Mrs. Holland im Schulausschuß den Vorsitz übernommen hatte, stand ihre Privatnummer in ihrem gemeinsamen Adreßbuch.
      »Wann geht Ihr Mann morgens zur Arbeit?«
      »Halb neun ... Viertel vor neun ...«
      »Bis dahin werden wir einen bewaffneten Mann zur Bewachung des Hauses abgestellt haben. Und eine Polizistin.«
      »... Oh ... wenn Sie meinen, das wäre nötig.« Sie starrte ihn mit einem leeren Gesichtsausdruck an, wirkte fast ein wenig verwirrt. Einen Augenblick lang hatte er den grausamen Wunsch, sie nach oben zu schleifen und zu zwingen, sich die Leiche anzusehen. Dann erkannte er, daß ihre scheinbare Gleichgültigkeit lediglich der Ausdruck ihrer Unfähigkeit war, dies alles in sich aufzunehmen. Und wer konnte ihr das verdenken?
      »Mrs. Gilmour, bis wir diesen Mann gefaßt haben, sollten Sie nicht allein bleiben. Weder im Haus noch auf dem Weg zur Arbeit.« Weniger eindringlich fuhr er fort: »Ich glaube, Sie erkennen das Gefährliche der Situation nicht. Ich bezweifle, daß der Mann bei Verstand ist. Zweifellos ist er von Ihnen besessen. Und er wird nicht aufgeben.«
      »Ja, das hab' ich schon immer gewußt, wirklich. Gleich von Anfang an, als alle anderen geglaubt haben, er wäre ein harmloser Irrer. Das habe ich nie glauben können.«
      Steif stand sie auf. Er begleitete sie zur Tür. Der Sergeant kam auf sie zu und sagte: »Ihr Mann ist hier, Mrs. Gilmour.«
      Sie blieb an der Tür stehen. Duffy saß an einem der Tische und war mit einem sehr viel älteren Mann in ein Gespräch vertieft. Ein Mann mittleren Alters mit einem leichenblassen Gesicht und eingefallenen Schultern. Als er sie sah, erhob er sich schwerfällig.
      »Leo?« Sie lief, rannte fast zum Tisch. Er legte seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Er starrte auf ihr Gesicht und berührte ihr Haar. Lange standen sie regungslos da. Hinter ihnen bewegte sich etwas, und Rosa sah nicht, sondern spürte nur, wie sich Duffy erhob und davonging. Er sah nicht zurück, sondern redete an der Tür mit dem Sergeant, verließ dann den Imbiß und stieg in einen der Polizeiwagen, die in die Nacht davonfuhren.
      »Du mußt von hier weg ... Liebling, du mußt von hier weg. Ich werde dich zu meiner Mutter bringen. Noch heute abend... jetzt...«
      »Einen Moment, Leo. Ist mit den Kindern alles in Ordnung?«
      »Wie bitte?« Er wirkte zutiefst verwirrt, als hätte sie in einer fremden

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