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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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schüttelte den Kopf. »Willst du hier arbeiten?«
      »Ich kann nicht, Leo. Ich scheine mich nicht konzentrieren zu können. Alles um mich herum scheint... zusammenzubrechen.«
      Sie bemerkte, daß er sichtlich bemüht war, die Geduld zu wahren, wie er es manchmal bei den Kindern tat.
      »Es tut mir leid, daß ich nicht bleiben kann. Ich werde so bald wie möglich nach Hause kommen. Wenn ich eine Pause habe, ruf ich dich an, um zu hören, wie's dir geht.«
      »... Vielen Dank ...« Rosa schämte sich, als sie hörte, wie unterwürfig sie klang. Sie schluckte die Tablette, stellte das Glas ab und sah wieder zu den Kindern. Guy starrte sie unnachgiebig und anklagend an. Kathy hatte angefangen zu weinen. Die Tränen liefen über einen dunkelroten Fleck auf der Wange. »Oh Liebling, es tut mir so leid.«
      »Hör zu, Rosa.« Leo nahm ihre Hand. »Du bist sehr angespannt. Du hast die Beherrschung verloren und deine Jüngste geschlagen. Trotzdem solltest du nicht übertrieben reagieren und dich in einen Zustand der Selbsterniedrigung hineinsteigern. Das kommt in allen Familien einmal vor.«
      »Nicht in unserer, Leo.«
      »Nein.« Leo zögerte. »Ich nehme an, wir sind eine Ausnahme. Oder vielleicht liegt's nur daran, daß wir vorher noch nie mit wirklichen Problemen konfrontiert waren.«
      Rosa griff nach seiner Hand. Das Leben, das sie bis vor einigen Tagen geführt hatten, schien ihr nun wie von einem goldenen Schimmer überzogen und kam ihr vor wie ein paradiesähnlicher Zustand unschuldigen Glücks. Wie das Leben vor der Schlange. Vor dem Sündenfall. Sie bemühte sich, den Blick für die richtigen Proportionen zu wahren. Sie durfte es einfach nicht zulassen, daß ein einzelner Mensch, ein verrückter Kerl, den sie nicht einmal kannte, ihr Leben dermaßen beeinflußte. Und das Leben der Menschen, die ihr am meisten am Herzen lagen. Er würde es genießen, die Verzweiflung und den Aufruhr zu sehen, den er bereits verursacht hatte. Vor allem dieser Gedanke veranlaßte sie, tief Luft zu holen und zu Leo zu sagen: »Mir geht's schon viel besser. Es wird schon alles in Ordnung kommen.«
      »Mrs. Jollit wird bald hier sein. Sie wird dich aufmuntern.« Beide lachten, und Rosa sah, daß der angespannte, ängstliche Ausdruck auf den Gesichtern der Kinder schmolz wie Schnee in der Sonne. »Wenn du Guy zur Schule bringst, behalte ich Kathy heute zuhause.«
      »Das ist ungerecht!«
      »Komm schon, Guy. Ich bin ohnehin schon zehn Minuten zu spät dran.«
      Mürrisch folgte Guy seinem Vater die Treppe hinauf. »Zum Ausgleich könntet ihr mir wenigstens etwas zukommen lassen. Ein Geschenk oder so etwas.«
      »Wo spielen die Spinnen denn jetzt Football?«
      »Armer Guy.« Kathy seufzte recht selbstgefällig auf. »Warum muß ich nicht zur Schule, Mom?«
      Diese unschuldige Frage versetzte Rosa einen Stich. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Wunde verheilt war. »Heute morgen können wir uns die tiefgefrorenen Teddies ansehen. Ich muß ohnehin zu Marks und Spencer's. Und wie würde es dir gefallen, wenn wir heute nachmittag ins Puppenmuseum gingen?«
      Kathy's Lächeln verwandelte ihre Wangen in triefend nasse Pausbacken: »Oh, ja.« Sie liebte das Puppenmuseum mit seinen winzigen Treppen und seinen kleinen, dunklen viktorianischen Zimmern, die mit Puppen, Puppentheatern und Marionetten vollgestellt waren. »Vielleicht können wir für Guy ein Geschenk kaufen, weil er nicht mitkommen kann.»
      »Wir werden schon etwas für ihn finden. Jetzt wischen wir dir erst mal die Tränen ab.«
      »Das mach' ich im Badezimmer.« Kathy kletterte von ihrem Stuhl und ging auf die Tür zu.
      »Nein - tu das nicht.« Sie wollte nicht, daß Kathy in den Spiegel sah. »Komm - wir machen's hier. Ein Papiertaschentuch genügt.«
      Als sie mit übertriebener Zärtlichkeit Kathys Gesicht abtupfte, sah sie auf die Uhr. Heute war die Stimme der Prophetin wohl nicht zu vermeiden. Zudem hatte Mrs. Jollit die Sun abonniert, was zweifellos für neuen, dramatischen Gesprächsstoff sorgen würde. All dies wäre nicht gut für Kathy. Rosa wollte zumindest dafür sorgen, daß ihre Anwesenheit sich nicht mehr als einige Minuten überschnitt. Sie ging mit Kathy in die Diele, half ihr in den Mantel und setzte ihr eine Mütze auf. Obwohl die Sonne schien, war es sehr kalt.
      »Warte im Eßzimmer auf mich, Liebling. Ich hole nur schnell meine Tasche und die Schlüssel.« Als sie in der Küche

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