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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Sicherheitspersonal?«
      »Natürlich. Es ist immer jemand am Empfang. Das Mädchen hat gesagt, bei ihr wäre niemand vorbeigekommen.«
      »Dann muß er durch den Hintereingang gekommen sein«, meinte Fenn, der diese Möglichkeit bereits überprüft hatte.
      »Es gibt keinen Hintereingang. Verstehst du, was das bedeutet? Wenn er nicht durch die Eingangshalle gekommen ist und genau gewußt hat, wo ihr Büro war ...«
      Die kokett hochgezogenen Brauen und die suggestive Pause mit angehaltenem Atem veranlaßten ihn, ihr den Spaß zu verderben. »Einer vom Personal?«
      Eine Spur von Gereiztheit überlagerte Sonia bewundernden Blick. »Offensichtlich. Die Polizei fahndet in diese Richtung. Obwohl (sie hätte fast ihren Zusatz vergessen) sie vor einem Rätsel steht.«
      Er fragte: »Hast du dir diese schreckliche Drohung denn nicht anhören müssen?«
      Sichtlich bedauernd seufzte sie auf: »Nein.«
      »Mach' dir nichts draus. Vielleicht wird dir Rosa das Band morgen vorspielen.«
      »Sie hat es nicht mehr. Die Polizei hat es mitgenommen.«
      »Wirst du zum Polizeirevier gehen, um es dir anzuhören?«
      »Nein.« Wieder seufzte sie. Die Show war offensichtlich gelaufen. »Sie scheinen anzunehmen, daß er nichts tun wird. Er ist wohl einer von diesen Verrückten. Du weißt ja, wie das ist« - ein verschwörerischer Blick eines verkannten Genies -, »wenn man berühmt ist, wird man für diese Dinge sehr anfällig.«
      Während sich ein Teil seiner Person über diese Einschätzung entrüstete, war der andere vor Erleichterung überwältigt. Im Moment war er in Sicherheit. Und er hatte mehr erreicht, als nur seinen Standpunkt klarzumachen. Er hatte sie in solchem Maße verängstigt, daß sie die Polizei gerufen hatte. Er war in den Nachrichten gemeldet worden. Er war ernst genommen worden.
      »Und wie hat sie es aufgenommen?« Es paßte ihm, Sonia unmerklich in ihrer Abneigung gegen ihre Chefin zu bestärken. Es veranlaßte sie zu glauben, er wäre auf ihrer Seite, und garantierte, daß die Informationen weiterflossen, auch wenn sie einseitig waren.
      »Madame?« Sonia schnaubte. »Sie ist vor Angst ganz aus dem Häuschen gewesen. Du hättest sie sehen sollen. Sie hat gezittert wie Espenlaub. War weiß wie die Wand. Natürlich sind alle um sie rumscharwenzelt. Alle Männer zumindest. Der alte Duffield ist in der Gegend rumgelaufen, um ihr Whisky und Wasser zu besorgen. Ich hab' sie durch die Tür gehört. Und sie hat ihn noch dazu ermutigt. Als ob sie zuhause weder einen gutmütigen Ehemann noch Kinder hätte.« Sie hielt inne, als ihr einfiel, daß sie jetzt keinen Grund mehr hatte, auf Rosa eifersüchtig zu sein. Sie würde selbst bald Mann und Kinder haben. Fenn beobachtete die Veränderung ihres Gesichtsausdrucks, schätzte die Ursache richtig ein und dachte: von wegen.
      Er fragte sich, ob sie Rosas neue Telefonnummer in ihrem Adreßbuch hatte. Rosa hatte nicht lange gebraucht, um sie ändern zu lassen. Er hatte beschlossen, sie anzurufen, bevor er das Haus verließ, einfach um die Drohung auf dem Band zu verstärken. Um sie wissen zu lassen, daß er nicht nur alberne Spielchen trieb. Aber da war nur der Satz >Kein Anschluß unter dieser Nummer< gewesen. Er hatte loslachen müssen. Als ob ihn so etwas abhalten könnte. Nichts würde ihn mehr aufhalten können.
      Die Erleichterung hatte dazu geführt, daß sich nicht nur er, sondern auch seine Blase zum ersten Mal seit Stunden entspannte. Er stand hastig auf. »Ich bin gleich zurück, Sonia.«
      Als er sich auf der Toilette Erleichterung verschafft, die Hände gewaschen und sich vor dem körpergroßen Spiegel das Haar zurückgestrichen hatte, kehrte auch das Gefühl für die Schicksalhaftigkeit seiner Mission zurück.
      Die Polizei hatte offensichtlich nicht vor, der Sache allzuviel Aufmerksamkeit zu schenken. Sonia war nicht einmal im Gebäude gewesen, als das Band aufgenommen wurde, deshalb würden sie nicht mehr mit ihr reden wollen. Dennoch fühlte er sich unter Zeitdruck. Er hatte sich darauf gefreut, mit Rosa ein wenig Katz und Maus zu spielen. Hier bin ich, jetzt bin ich weg. Noch ein oder zwei geschmackvolle Drohungen per Telefon. Aber jetzt würde er seinen Plan kürzen müssen. Schade. Manchmal, wenn er sich das Ende der Jagd vorstellte, blieb ihm fast das Herz stehen, so eindringlich und schrecklich waren die Bilder. Doch vieles sprach für die Jagd. Jede Einzelheit, jede Drehung und Wendung, der Köder, der

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