Der Neid eines Fremden
schweren Kopf und einen säuerlichen Geschmack im Mund. Sie schien nicht richtig wachzuwerden. »Leo ...« Ein unverbindliches Murmeln kam hinter der Times hervor. »Oh, leg' die Zeitung weg. Ich will mit dir reden.«
»Entschuldige.« Leo faltete die Zeitung zusammen und lächelte. »Guter Kaffee.«
»Es ist der, den wir immer haben. Leo - ich glaube, wir sollten alle Schlösser auswechseln lassen.«
»Warum denn das, um alles in der Welt?«
»Das sollte doch wohl offensichtlich sein.«
»Ach so, es geht um ihn. Er hat doch keinen Schlüssel, oder?« Leos Augen wandten sich bereits wieder der Times zu. Rosa beugte sich vor und schob die Zeitung beiseite. Er runzelte die Stirn. »Wir hatten mit dem Telefon schon genug Scherereien, da brauchen wir jetzt nicht auch noch herumzusausen und alle Schlösser herauszureißen.«
»Dann sollten wir jemanden anstellen, der das Haus bewacht.«
Leo sagte: »Ist dir klar, wieviel das kosten würde? Diese Leute verlangen ungefähr zwanzig Pfund pro Stunde.«
»Da es um mein Leben geht, hatte ich mir gedacht, dir wäre das Ganze vielleicht so viel wert.«
»Sei nicht so melodramatisch, Rosa. Meinst du wirklich, ich würde so reden, wenn dein Leben tatsächlich in Gefahr wäre? Zunächst einmal würde die Polizei einen Mann zur Bewachung des Hauses abstellen.«
»Sie sagen, sie können keinen entbehren. Zumindest nicht für eine so unbedeutende Sache.«
»Da hast du's. Sie haben Erfahrung mit solchen Situationen. Wenn sie meinen, dies sei eine unbedeutende Sache, haben sie wahrscheinlich recht.«
»Wahrscheinlich reicht dir also, oder?«
»Wo spielen Spinnen Football?« Guy machte eine Pause. »Mom, wo -«
»Heute nacht schienst du dir mehr Sorgen zu machen.«
»Ich habe mir Sorgen gemacht. Und ich mach' sie mir immer noch. Aber wir dürfen das Ganze nicht übertreiben. Immerhin ist es möglich, daß nichts passiert.«
»Ich verstehe? Und was soll ich deiner Ansicht nach machen, während wir abwarten, ob tatsächlich etwas passiert? Wie soll ich leben? Soll ich mir ständig über die Schulter sehen. Wie lang soll ich das machen, Leo? Eine Woche? Einen Monat? Den Rest meines Lebens?«
»Mom ... Mom...«
»Und wie soll ich arbeiten können?«
»Du könntest aufhören zu arbeiten. Mit meinem Gehalt würden wir ohne weiteres auskommen.«
»Guy weiß, wo Spinnen Football spielen, Mom.«
»Ahh ... jetzt kommen wir endlich zur Sache. Du hast nie gewollt, daß ich arbeite, oder? Das hast du mir schon immer mißgönnt.«
»Rosa!« Leo wirkte verblüfft. »Du weißt, das stimmt nicht.«
»Dennoch vielen Dank für deinen wundervollen Vorschlag. Damit ist mein Problem ja gelöst. Ich brauche nur die Fenster zu sichern, die Türen zu verriegeln und das Haus nicht eine Minute zu verlassen. Ich könnte den ganzen Tag in der Küche stehen, gesunde Sachen backen, Steppdecken nähen und wie die Pioniersfrauen Met brauen.« Ihre Stimme überschlug sich. »Mit einem Gewehr an meiner Seite, wegen der Indianer.«
»Mom ...« Kathy streckte ihre Hand aus, um ihre Mutter am Ärmel zu zupfen und stieß dabei ein großes Glas Orangensaft um. Rosa gab dem Kind eine saftige Ohrfeige. Die helle Flüssigkeit breitete sich auf der karierten Decke aus und begann auf den Boden zu tropfen. Ungläubig und erstaunt starrte sie die Kinder an. Sie starrten dumm zurück. Sie hatte sie noch nie geschlagen. Guy stieß seinen Stuhl zurück und ging zu seiner Schwester. Zu erschüttert, um weinen zu können, barg Kathy ihr Gesicht in seinem Blazer.
»... Es tut mir leid ...« Rosa sah zu Leo hinüber, der aufgestanden war und aus der Küche ging. »Leo ...« - es war ein kaum vernehmbares Flüstern - »geh nicht weg.«
Ein Teil des Safts tropfte auf ihren beigen Rock. Sie sah zu, wie er sich ausbreitete: ein feindseliger Kommentar zu der schrecklichen Wendung, die ihr Leben genommen hatte. Leo kam mit einer Tasche in der Hand zurück. Er stellte sie auf der Anrichte ab und öffnete sie. Er zog eine dunkelbraune Flasche hervor und schüttete einige Tabletten aus einem Röhrchen. Dann ging er zum Tisch, schenkte ein wenig Saft in ein Glas und beugte sich über Rosa.
»Hier. Nimm' das.«
»Oh, Leo - ich will den Rest des Tages nicht benommen sein.«
»Das wirst du auch nicht. Sie nehmen den Dingen nur die Schärfe. Sie helfen dir, damit zurechtzukommen. Gehst du heute zum Sender?« Rosa
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