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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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einer festen Putzhilfe umsehen müssen, doch da Leo und ich arbeiten, brauche ich jemanden für den Übergang.«
      Greg warf einen Blick auf den Geschirrstapel in der Spüle und auf das Ablaufbrett. »Ich verstehe, was Sie meinen, meine Liebe.« Dann: »Kaum zu glauben. Was für ein göttliches Tier!«
      Sobald Madgewick die unbekannte Stimme gehört hatte, war er aus seinem Korb gekrochen, um sich alles aus der Nähe anzusehen. Rosa gab einen kurzen Bericht über seine Herkunft.
      »Armes Tier. Ich liebe diese gescheckten Katzen einfach.«
      »Ja. Er wirkt ein wenig wie ein Bettvorleger.«
      Greg sah zu, wie Rosa den Kaffee in zwei schwere, dunkelgrüne Frühstücksbecher füllte. Ihm fiel auf, wie blaß sie unter dem sorgfältig aufgetragenen Make-up war, und er fragte sie, wie man sich fühlen mußte, wenn man von jemandem, den man nie zuvor gesehen hatte, mit Mord bedroht wurde. Aus Mitleid mit ihrer Zwangslage sagte er unvermittelt: »Ich weiß, es fällt mir leicht, darüber zu reden, aber an Ihrer Stelle würde ich mir nicht zuviel Sorgen machen. Meistens tun diese Kerle nichts -«
      »- tun diese Kerle nichts.« Rosa hatte den Satz zusammen mit ihm beendet.
      »Tut mir leid, wahrscheinlich sagt das jeder.«
      Rosa setzte sich mit ihrer Tasse an den Tisch. »Jeder, der noch nie bedroht worden ist.«
      Sie kam zu dem Schluß, daß er wirklich nett war. Er war neugierig, ohne aufdringlich zu sein, und schien für ihre Situation tatsächlich Verständnis zu haben. Er war groß und langgliedrig und hatte ein längliches, knochiges Gesicht, das an den Kopf eines Schaukelpferds erinnerte. Seine Augen waren hellgrün, und sein dichtes rötliches Haar gelockt. Er trug die obligatorischen Jeans und einen peruanischen Pullover in knalligen Farben, dessen Muster aus etlichen Reihen unermüdlich kommender und gehender Lamas bestand. Er setzte sich zu ihr an den Tisch.
      »Wollen Sie darüber reden?«
      »Ich weiß nicht. Manchmal denke ich, daß ich ihn vergessen könnte, wenn ich's nicht tu. Oder daß er dann einfach verschwinden würde. Aber so funktioniert das nicht.«
      »Solange Sie es vermeiden können, sollten Sie nicht allein sein. Ich will damit nicht sagen, daß Sie tatsächlich in Gefahr sind, aber vielleicht lenkt sie das ja vom Brüten ab. Nur, bis sie ihn geschnappt haben.«
      »Eigentlich sind sie nicht sehr beunruhigt. Ich meine, die von der Polizei. Sie scheinen zu glauben, diese Art von Unannehmlichkeiten würde zu meinem Job gehören.«
      »Da haben sie nicht ganz unrecht. Ich hab' mal für einen Nachrichtensprecher geputzt. Ein bekanntes Fernsehgesicht. Ich werd' Ihnen seinen Namen nicht nennen - er ist dermaßen runtergekommen, der Arme, kein Wunder bei den Unmengen von Gin und seinen anderen kleinen Sünden -, aber er hat Hunderte von Briefen von diesen Verrückten bekommen. Sie kennen diese Dinger ja. Er pflegte mir die unsinnigsten vorzulesen. Wir haben oft stundenlang auf seinem Oscar-Woollen-Sofa gesessen und uns totgelacht.«
      »Was für Briefe waren das?« Rosa war bereits zu dem Schluß gekommen, daß Greg seine dreieinhalb Pfund Stundenlohn wert war, selbst wenn er nie einen Finger rührte.
      »Nun, als er sich ein- oder zweimal geräuspert hatte, schrieb ihm eine Frau, sie würde jeden Abend ein kleines Glas Grog auf ihren Fernseher stellen - eine Woche lang oder bis sich seine Erkältung gebessert hätte. Und er hat ständig irgendwelche Briefe von diesen frustrierten alten Tanten aus den Altersheimen bekommen. Sie können sich wohl vorstellen, worum's da ging ... wenn Sie ebenso fühlen wie ich, legen Sie am nächsten Freitag gegen Ende der Sendung bitte nicht Ihre Papiere zusammen, sondern stellen sie hochkant. Wenn man will, kann man darin sogar eine Freudsche Fehlleistung sehen. Eines Abends hat er den Brief vergessen und es getan, und die Zeichnungen, die sie dann per Post geschickt hat... mein lieber Gott... unverhüllt ist gar kein Ausdruck. Und dazu eine Briefmarke vom Roten Kreuz.« Rosa schüttelte den Kopf in gespielter, ungläubiger Mißbilligung. »Wenn sie es nur geahnt hätte. Seine derzeitige Flamme war gerade erst siebzehn geworden und so androgyn, daß einem die Spucke wegblieb. Die Inkarnation der Verwandlungsfähigkeit. Es ist immer nett, jemanden zu treffen, der vernünftig ist. Falls wir das je sind.«
      Er leerte seine Tasse. »Ich hab' wirklich das Gefühl, ich sollte mal ein oder zwei Töpfe schwingen. Ich meine -

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