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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Erleuchtungsversammlungen, Herr. Das weißt du ja. Ich teile deinen Abscheu gegen den Krieg. Und ich sehne mich nur danach, daß endlich der Frieden der Königin bei uns einkehrt und unsrer geplagten Welt die Liebe bringt.«
    Husathirn Mueris Augen weiteten sich. »Wirklich? Ja, natürlich. Ich hab es vergessen. Auch du bist also ein Jünger der Lehren Kundalimons geworden. Das geht wohl allen so, nehme ich an, die noch hier sind. Die Helden ziehen in den Krieg, und die Friedliebenden bleiben zu Hause. Und so soll es sein. Was meinst du, wo wird das Ganze noch enden?«
    »Im Königin-Frieden, Herr. In IHRER allumfassenden Liebe für alle.«
    »Ja. Das hoffe ich wirklich zutiefst.«
    Tu ich das wirklich? fragte er sich. Diese Hingabe an den neuen Glauben, wenn es denn das wirklich war, blieb ihm immer noch rätselhaft unerklärlich. Er besuchte regelmäßig den Betsaal; er respondierte mechanisch die Litaneien, die Tikharein Tourb und Chhia Kreun vorbeteten; und manchmal, hatte er jedenfalls das Gefühl, kam er dabei der Erfahrung einer religiösen Entrückung recht nahe. Eine vollkommen neue, unbekannte Erfahrung für ihn. Aber schließlich, er war sich in keiner Sache seiner Aufrichtigkeit jemals sicher gewesen. Und es war ja auch nur eine der vielen Absurditäten dieser Zeit, daß er auf einmal da irgendwo kniete und Lobgesänge auf die Königin-der-Königinnen herunterleierte, daß er zu diesen abscheulichen Hjjks betete, sie möchten die Welt aus der Angst befreien Er blickte, halb hoffnungsvoll, in die Vorhalle, ob dort nicht vielleicht doch noch eine wütend schnatternde Schar von Händlern hereinbrechen würde, mit amtlichen Dokumenten fuchtelnd, sich wechselseitig mit Flüchen überschüttend. Aber die Basilika blieb weiterhin still.
    »Eine leere Stadt«, sagte er, ebenso zu sich selber wie zu dem Hauptmann der Garde. »Die jungen Männer sind fort. Die alten Leute sterben. Taniane wandert herum, als wäre sie das Gespenst ihrer selber. Keine Präsidialsitzungen. Hresh ist weg, und keiner weiß, wo er ist. Wahrscheinlich stöbert er hinter irgendwelchen Rätseln in den Sümpfen her. Oder er fliegt mal eben mit seinem Wunderstein zum Nest rauf und schwatzt ein bißchen mit der Königin. Das würde genau zu ihm passen, sowas! Das Haus des Wissens – verlassen, bis auf diese eine junge Frau, die nicht mit in den Krieg gezogen ist… Sogar Nialli Apuilana ist in den Kampf gezogen.« Bei diesem Gedanken überkam ihn dumpfe Traurigkeit. Er hatte ihre Abreise beobachtet: wie sie stolz und aufgeregt winkend neben Thu-Kimnibol stand, als das Heer aufbrach. Das Mädchen war im Geiste verstört, kein Zweifel! Zuerst erzählt sie aller Welt, was für wundervolle gottheilige Geschöpfe die Hjjks doch sind, dann läßt sie sich auf so eine Affäre ein, mit einem fremden Abgesandten, diesem Kundalimon, nachdem sie jeden in Frage kommenden anständigen Kandidaten aus ihrer eigenen Stadt abgelehnt hat… Und dann bringt sie es fertig, sich der Armee anzuschließen, und zieht los, um die Königin zu bekämpfen! Das ergab doch keinen Sinn! Aber schließlich war noch nie etwas, was Nialli Apuilana getan hatte, logisch gewesen!
    Eigentlich ist es ja ganz gut, dachte Husathirn Mueri, daß wir nicht zusammengekommen sind. Die hätte mich vielleicht mit in ihren Wahnsinn hineinziehen können.
    Doch es schmerzte immer noch, wenn er an sie dachte. Wahnsinn her oder hin!
    Chevkija Aim sagte: »Ich glaube, wir könnten die Basilika jetzt zumachen, Herr. Gestern, als Puit Kjai präsidierte, ist niemand gekommen, und ich glaube auch nicht, daß heute noch wer erscheint. Und du könntest auf diese Weise Boldirinthe noch einen Besuch machen, ehe es zu spät ist.«
    »Boldirinthe…«, sagte Husathirn Mueri. »Ja. Ich müßte wohl zu ihr gehen.« Er raffte sich aus dem Richterthron auf. »Also gut, Chevkija Aim. Das Gericht vertagt sich.«
    Der Aufstieg über die Spiralrampe aus der Königlichen Kammer hätte eigentlich anstrengender sein müssen als der Weg hinab; doch zu seiner Verblüffung stellte Hresh in sich eine seltsame Vitalisierung fest, er fühlte sich beinahe springlebendig, stapfte frisch hinter Nest-Denker her und fiel kein Schrittchen zurück, als sie aus diesem tiefen Brunnen der Geheimnisse herauf in die ihm inzwischen vertrauten Regionen des Obernests stiegen.
    In Hresh schwang eine merkwürdige Hochgestimmtheit nach seiner Begegnung mit der Königin nach.
    Ein bestürzendes grandioses Geschöpf, ja. Dieses riesenhafte

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