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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ungeheuer große Bevölkerung mußte dabei gleichfalls zugrunde gegangen sein, denn Thu-Kimnibols Truppen sahen keinen einzigen Hjjk, der ins Bergvorland zu fliehen versucht hätte, und Salamans Krieger an der Seefront machten alle nieder, die sich übers Wasser zu retten versuchten. Die beiden Heeressäulen vereinigten sich jenseits von Vengiboneeza und setzten sich Seite an Seite in Marsch in das wirkliche Kernland der Hjjks. Und da war es, wo Salamans Streitkräfte nach der Zerstörung eines der kleineren Hjjk-Nester hinter Vengiboneeza den Heeresverband verlassen hatten. Den König hatte heiße Mordlust erfaßt, und er bestand darauf, ein paar hundert Hjjks zu verfolgen und abzuschlachten, denen die Flucht gelungen war. Thu-Kimnibol sah ihrer Wiederbegegnung mit nur geringer Freude entgegen. Was für ein Jammer, daß Salaman sich nicht entschließen konnte, auch den Rest der Aufmarschstrecke getrennt zu erledigen!
    Er zog Nialli Apuilana dicht an sich, atmete tief ein und füllte seine Lungen mit ihrem Duft. Wenigstens in dieser Nacht würden sie ungestört zu zweit sein können. Und falls Salaman morgen auftauchen sollte, was immer wahrscheinlicher wurde, schön, dann wollte Thu-Kimnibol sich mit dem Problem befassen, wenn es sich ihm stellte.
    »Es überrascht mich immer noch«, flüsterte er, »wenn ich aufwache und dann dich wirklich neben mir sehe. Nach so langer Zeit schau ich dich an und sage ganz verwundert zu mir selber: Das ist ja Nialli, da neben mir! Wie seltsam!«
    »Weil du natürlich da immer noch Naarinta erwartest, gib es zu!« sagte sie neckend.
    »Götter! Wie unbarmherzig du sein kannst! Du weißt doch genau, was ich meine, Nialli. Natürlich werde ich immer mit Achtung und Freude an Naarinta denken. Ganz gewiß. Aber sie ist schon lange von mir gegangen. Aber ich will dir doch nur sagen, daß ich immer noch und immer wieder darüber staunen muß, daß mir in dir eine solche Liebe geschenkt wurde. Von dir, dem Kind meines leiblichen Halbbruders. Von diesem sonderbaren wilden Mädchen, das keiner in Dawinno zähmen konnte…«
    »Und du hast mich jetzt gezähmt, Thu-Kimnibol?«
    »Das wohl kaum! Aber ich sehe dich auch nicht mehr als ein Kind an, keines Mannes Kind! Oder als sonderbar. Oder als ungebärdig.«
    »Ach. Und wie siehst du mich denn dann jetzt?« fragte sie und lächelte dabei.
    »Nun – als meine höchst…«
    »Herr!? Mein Herr und Prinz!« Eine vertraute dunkle Stimme vor dem Zelt. Thu-Kimnibol zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen.
    »Bist du das, Dumanka? Bei allen Göttern, ich hoffe, es ist wirklich was Wichtiges, daß du es wagst, mich hier in meinem Zelt zu stören, wenn…«
    »Herr! Es ist es! Es ist wichtig!«
    »Ich laß ihm die Haut abziehen, wenn es nicht stimmt«, sagte er leise zu Nialli. »Das schwör ich dir!«
    »Sprich mit ihm. Dumanka gehört nicht zu den Leuten, die dich grundlos stören würden.«
    »Ja, das denk ich auch.« Thu-Kimnibol setzte den Weinbecher beiseite und stapfte leise ächzend, denn seine Muskeln waren von der soeben geschlagenen nächtlichen Schlacht noch ein wenig strapaziert, an den Zelteingang und spähte hinaus.
    Dumanka wirkte dermaßen durcheinander, als hätte er gesehen, wie die Sonne ihren Lauf am Firmament veränderte. Thu-Kimnibol hatte den Mann noch nie in solcher Aufregung erlebt.
    »Mein Herr und Prinz…«
    »Himmel! Mann! Reiß dich doch zusammen! Was gibt’s?«
    »Es ist Hresh, Herr. Hresh-der-Chronist!«
    »Ja, ich weiß durchaus, wer Hresh ist. Und was ist mit ihm? Gibt es eine Botschaft von ihm?«
    Dumanka schüttelte den Kopf. Dann krächzte er: »Er ist da. Ich meine, hier!«
    »Hier?«
    »Ja, Plor Killivash hat ihn grad reingebracht. Hat ihn gefunden, Herr, wie er in einem Xlendi-Wagen in unsrer Sicherungszone herumirrte. Die Patrouille hat ihn sofort ins Lazarettzelt gebracht, Herr. Er scheint sonst ganz in Ordnung, bloß ein bißchen wirr im Kopf. Aber er hat dauernd nach dir verlangt, also hab ich mir gedacht…«
    Thu-Kimnibol war benommen. Er winkte dem Mann zu, er solle schweigen. Er wandte sich zu Nialli um. »Hast du das gehört?«
    »Nein. Was ist? Ärger?«
    »So könnte man es wohl nennen. Nialli, dein Vater ist hergekommen… Mein sternsüchtiger Bruder! Dumanka sagt, er ist einfach so aus dem offenen Niemandsland hereingewackelt. Mueri-Yissou-und-Dawinno! Was, verdammt noch mal, hat er hier zu suchen? Mitten in der Frontlinie, ausgerechnet. Das hat uns gerade noch gefehlt! Oh, ihr Götter!«
    Hresh

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