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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Saphiräugigen zeigte und die Seelords und die Mechanischen und all die anderen toten Rassen – sogar die Menschen, die das VOLK mit dem Namen ‚Traum-Träumer’ bezeichnete in den Tagen des Kokons – diese rätselhaften verwirrenden Menschlichen, die Herrscher über die Erde gewesen waren, lang ehe irgendeine andere Art entstand, vor so unendlicher Zeit, daß man allein vom bloßen Drandenken ganz benommen wurde.
    Hresh wirkte so sanft, so unauffällig – bis du ihm in die Augen schautest. Dann war er plötzlich furchteinflößend. Er hatte so vieles gesehen. So vieles erreicht. Alles, was aus dem VOLK seit dem Ende des Langen Winters geworden war, war durch Hreshs formendes Tun geschehen.
    Er lächelte. »Welche Überraschung, dich hier zu treffen, Nialli.«
    »Husathirn Mueri hat mich rufen lassen. Er glaubte, ich könnte die Sprache der Hjjks noch verstehen. Aber natürlich habe ich alles längst vergessen, alles, bis auf ein paar Brocken.«
    Hresh nickte. »Man kann kaum erwarten, daß du dich erinnerst. Es war vor zwei Jahren, nicht wahr?«
    »Drei, Vater. Beinahe vier.«
    »Beinahe vier. Aber ja.« Er gluckste vor sich hin, voll Nachsicht mit der eigenen Zerstreutheit. »Und wer wollte dir böse sein, daß du das aus deinem Gedächtnis verbannt hast. Einen derartigen Alptraum.«
    Sie wandte den Blick ab. Er hatte nie verstanden, was sich bei ihrem Aufenthalt bei den Hjjks in Wahrheit ereignet hatte. Niemand hatte das verstanden. Wahrscheinlich würde es auch nie jemand verstehen können. Außer diesem schweigenden Fremdling da, und zu dem fand sie keinen brauchbaren Kommunikationsweg.
    Husathirn Mueri kam vom Thronstuhl herab und führte den Fremden vor Hresh. »Er wurde am Mittag im Emakkis-Tal, auf einem Zinnobär reitend, aufgegriffen. Er stößt Hjjk-Laute aus, spricht aber auch einige Worte unsrer Sprache. Nialli Apuilana sagt, das sind Hjjk-Amulette an seinem Hals und Handgelenk.«
    »Er sieht halbverhungert aus«, sagte Hresh. »Mehr als halb. Er ist ja nur noch ein wandelndes Skelett.«
    »Weißt du nicht mehr, wie ich ausgesehen habe, Vater, als ich von den Hjjks zurückkam?« fragte Nialli. »Man ißt sehr wenig bei den Hjjks. Dort bevorzugt man Knappheit, in der Nahrung, in allem. So sind sie nun einmal. Ich hatte dort die ganze Zeit Hunger.«
    »So hast du auch ausgesehen, als du wieder da warst«, sagte Hresh. »Ich erinnere mich genau. Schön, vielleicht finden wir einen Weg, uns mit diesem jungen Mann zu verständigen. Im übrigen sollte man ihm zu essen geben. Wie wär’s, Husathirn Mueri? Etwas Nahrhaftes, damit er ein bißchen Fleisch auf seine Knochen bekommt. Aber sehen wir erst einmal, was wir tun können.«
    »Wirst du den Wunderstein benutzen?« fragte Husathirn Mueri.
    »Den Wunderstein, ah ja. Den Barak Dayir.« Hresh holte einen abgeschabten Samtbeutel aus einer Tasche seines Umhangs und zupfte an der Verschnürung. In seine Handfläche kullerte ein spitz zulaufendes poliertes Steinstück, wie eine sauber gearbeitete Speerspitze. Die Farbe war fleckiges Purpurbraun, und entlang den Kanten zog sich ein gekerbtes Muster komplizierter dünner Linien. »Keiner komme mir nahe!« befahl Hresh.
    Nialli zitterte. Sie hatte den Wunderstein höchstens fünf-, sechsmal in ihrem Leben zu Gesicht bekommen, und das war zuletzt vor vielen Jahren gewesen. Er war der erlesenste und kostbarste Besitz des VOLKES. Und niemand – nicht einmal Hresh selbst – wußte, was es war. Man sagte, er sei aus Sternenmaterial (was immer das heißen mochte). Und man sagte, der Stein sei älter noch als die Große Welt, ein Menschen-Ding, ein Instrument aus jener unbekannten fernen Welt, die da war, ehe die Saphiräugigen über die Erde herrschten. Vielleicht stimmte das ja. Das einzig Gesicherte war, daß Hresh herausgefunden hatte, wie man damit Wunder wirkte.
    Nun schmiegte Hresh den Stein in die Biegung seines Sensororgans und faßte fest zu. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich seltsam und wurde abweisend. Er rief jetzt sein Zweites Gesicht herauf und entfesselte die gewaltigen Kräfte seines Bewußtseins und konzentrierte sie in dieses seltsame Gerät namens Barak Dayir.
    Der Fremde stand bewegungslos da, und seine Augen hafteten, ohne zu blinzeln, fest auf Hresh. Es waren ungewöhnliche Augen, von einem reinen leuchtenden Grün, wie das Wasser an den seichten Stellen der Dawinno Bay, aber viel kälter. Der Fremde schien ebenfalls in tiefer Konzentration gefangen, und wieder legte sich dieses

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