Der neue Herrscher
Menschen, zog sich zurück, und dann öffnete sich eines der schmalen, altersschwarzen Tore des Palasts.
Sieben Reiter trabten heraus.
Zwei Gardisten ritten voraus, zwei an Luxons Seiten, und zwei drängten hinter ihm die Pferde durch die aufgeregten Menschen. Sie ritten ganz langsam; schon nach wenigen Schritten waren sie eingekeilt.
Zahllose Fragen prasselten von allen Seiten auf Luxon herein.
»Was wirst du mit den Ländern des Shalladad tun, Luxon?«
Er packte Hände, die sich ihm entgegenstreckten, nippte hier und dort an einem Pokal oder Becher, warf den Mädchen funkelnde Blicke zu und antwortete ehrerbietig den Alten.
»Ich werde ihnen so viel Eigenständigkeit zurückgeben, wie sie haben wollen.«
»Und wenn sie dich als Shallad anerkennen?«
»Dann sollen Freundschaft, reger Handel und Frieden zwischen mir und ihnen herrschen!«
Er blickte in Gesichter, die er noch, nie gesehen hatte. Er begegnete Kleidern und Trachten, die er nur aus Erzählungen kannte. Er wurde aus den Fenstern mancher Häuser mit Blumen beworfen. Hin und wieder hielt er stechende Blicke voller Mißtrauen aus und lachte den Männern in die Augen.
»Wirst du die Krieger aus den fremden Ländern zurückholen?« rief man.
»Ich werde in jenen Ländern, die im Shalladad bleiben wollen, nur kleine Kriegergruppen lassen. Das Kriegshandwerk ist nötig, aber alle anderen Handwerker und Bauern und Kaufleute sorgen mehr für Wohlstand.«
»Willst du wie Hadamur weitere Länder erobern?«
»Nein! Wer zu mir kommt, ist willkommen!«
»Und wer nicht freiwillig kommt?«
»Soll der Freund des Shallad Luxon bleiben!« versicherte er und zügelte sein Pferd in der Mitte eines kleinen Platzes.
Langsam zog Luxon mit seinen Reitern die Runden durch die Stadt. Er war einfach, aber mit ausgesuchtem Geschmack gekleidet. Der Gegensatz zwischen ihm und Hadamur war nicht größer denkbar. Trotz seines lächelnden Gesichts ging von ihm eine starke Aura aus – jedermann, der nicht stumpf oder blind war, erkannte, daß dieser junge Mann eine Reife und Klugheit zu erlangen im Begriff stand, die eines weitaus Älteren würdig war. Hinter dem Lächeln schimmerte eine starke, unbeugsame Persönlichkeit hervor, die gelernt hatte, daß das Leben alles andere als einfach war und daß es noch schwerer war, allen gerecht zu werden. Einfache Menschen spürten dies, und klügere Menschen zählten ihre Beobachtungen zusammen und kamen zum selben Schluß.
Dieser Zug am späten Morgen – inzwischen waren die Reiter an zwei Stadttoren vorbeigekommen – war zweifellos kein Triumphzug.
Aber er zeigte den Logghardern und allen ihren Gästen, daß auf dem Thron des Shallad ein Mann sitzen würde, der das Leben kannte und alles über die Kunst wußte, in schweren Zeiten zu überleben.
»Wirst du die Abgaben mindern, Luxon?« wurde er immer wieder gefragt.
»Ich werde nicht die kleinste Scheidemünze dazu verschwenden, prunkvolle Paläste und Tempel zu bauen.«
»Senke die harten Steuern, die uns Hadamur auferlegt hat!«
»Ich werde sie senken!« versicherte er.
»Wann wirst du gekrönt?«
»Am vierten Tag – in der Mitte der Sieben Tage.«
Abermals packte die begeisterte Menschenmenge die Reiter, wirbelte sie hierhin und dorthin, überhäufte sie mit Fragen und Wünschen. Für Stunden und Tage schienen selbst die Dämonen und deren immerwährende Drohung vergessen zu sein, ebenso wie der Zustand der Ewigen Stadt und die Schattenzone am Horizont.
Fast jede Gasse der Stadt lag hinter den Reitern, als sie endlich erschöpft und halb betrunken aus den Sätteln glitten.
Hätten sie nur aus jedem zehnten Becher einen kleinen Schluck genommen, wären sie alle besinnungslos gewesen. Der Staub der Plätze klebte an ihnen, der Schweiß zahlloser Hände, Blütenblätter und die vielen Tropfen des parfümierten Wassers, mit denen man die Straßen besprengt hatte. Luxon schüttelte den Kopf und sagte mit tiefem Ernst zu Gamhed, der das schweißnasse, schäumende Pferd am Zügel hielt:
»Ich halle nicht, geglaubt, daß es ihnen mit mir so ernst ist.«
Gamhed entgegnete würdevoll:
»Das ist es, was ich meine. Du wirst ihre Hoffnungen nicht enttäuschen wollen, und schon allein deshalb ändert sich dein bisheriges Leben schon jetzt. Die Verantwortung wird deine Schultern zu Boden drücken.«
»Ihr könnt lange darauf warten«, antwortete Luxon und sehnte sich nach einem Bad und einer Ruhepause, »daß ich gekrümmt einhergehe wie ein gichtgeplagter Greis.«
»Das
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