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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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verteilen und zu Münzen schlagen lassen. Aber von Tag zu Tag erhielt das Gebäude ein deutlicheres herrscherliches Aussehen und wurde tatsächlich unverkennbar zu Luxons Sitz, mehr zweckmäßig und sicher als prunkvoll und gewaltig. Inzwischen hingen von den Terrassen, Säulen und Fenstern farbenfrohe Teppiche und bunte Tücher und leuchteten flatternd in der hellen Sonne.
    Und viel zu schnell begann der Morgen des ersten Festtags.

2.
    Hunderte von Musikern, die meist der Garde und dem Heer angehörten, weckten kurz nach Sonnenaufgang die Ewige Stadt.
    Die Laute der Luren, Fanfaren und der schweren Trommeln und Metallgongs hallten von den Mauern wider.
    Daraufhin fing ein Summen und Brausen wie von einem gigantischen Schwarm riesiger Hummeln zwischen den Mauern, Häusern und Bögen an, spaltete sich an den Säulen und vereinigte sich zu einem gewaltigen Aufschrei aus Tausenden Kehlen.
    »Luxon! Shallad! Zeige dich!«
    Im ersten Licht eines kühlen, wolkenlosen Morgens stiegen Hunderte von Rauchsäulen fast senkrecht zum Firmament. Der ferne Schatten am Horizont schien keinen Menschen zu stören. Die Wirte, die sich reichlich mit Vorräten eingedeckt hatten, schürten die Feuer unter den Suppenkesseln und den Bratrosten. Die Menge flutete hin und her, rief nach Luxon, trank und scherzte. Immer wieder donnerten die Gongs und die riesigen Kriegstrommeln auf, die in vergangenen Monden zum Kampf gegen die anstürmenden Kämpfer des Hadamur zusammengerufen hatten. Noch hatte niemand Luxon gesehen, aber jedermann wartete auf ihn. Die Sonne erhob sich wie eine riesige stechend weiße Scheibe flirrend über die gewellte und gezackte Linie des Horizonts. Unruhe packte die Menge, und nur mit Mühe konnten sich die Abordnungen der Städte und Kaufleute, die mit Geschenken kamen, einen Weg durch die überfüllten Gassen bahnen.
    »Dort ist er!« schrien welche, die Luxon gesehen haben wollten.
    »Nein! Er ist es nicht!«
    »Er ist noch im Palast«, riefen andere aus der Mitte des überfüllten Platzes.
    Eine Terrasse, die sich hinter einer halbhohen, wuchtigen Brustwehr ausbreitete, sprang kühn über einen mittelgroßen Platz vor. Lange Bänder, prächtige Teppiche und farbige Tücher hingen über die zernarbten Steine der Mauer. Unten, auf dem Platz mit den Säulen des Brunnens, kletterten aufgeregte Knaben auf die zerrupften Bäume, um besser sehen zu können. Einige von ihnen bewarfen die Menge mit Nüssen und verschrumpelten Früchten vom letzten Jahr.
    »Er kommt!«
    Wieder stießen die Bläser mit vollen Lungen in die Hörner. Das dumpfe Trommeln schwoll an, ebenso das aufgeregte Lärmen der Menschenmenge. Auf der Terrasse marschierten einige Palastgardisten mit leuchtenden Metallteilen an ihren Rüstungen auf und bildeten zwei Reihen. Gamhed der Silberne trat gemessenen Schrittes zwischen die kantigen Vorsprünge der Brustwehr und hob beide Arme. Nur ganz langsam legte sich das aufgeregte Lärmen.
    Mit ganzer Kraft schrie Gamhed, der Kriegsherr von Logghard:
    »Freunde aus allen Teilen des Landes!«
    Er machte eine Pause, holte abermals tief Luft und fuhr ebenso laut fort:
    »Heute ist der erste Tag der Krönungsfeier. In kurzer Zeit hat es Luxon, der neue, noch ungekrönte Shallad, fertiggebracht, euch zu fröhlichen Menschen zu machen.«
    Ein unvorstellbarer Jubel erhob sich, nachdem der Klang seiner Worte verhallt war und auch jeder ihn verstanden hatte. Lange Zeit konnte Gamhed nicht weitersprechen. Er schien darüber nicht aufgebracht zu sein, denn er ließ sich von einem jungen Mädchen einen Becher reichen und trank in langen Zügen. Er wartete, bis es wieder ruhig geworden war und rief dann aus:
    »Noch kann Luxon euch nichts versprechen, denn wir haben ihn noch nicht gekrönt. Ihr wißt alle, daß er den Lichtvorhang am Grabmal des Lichtboten durchquert hat, und somit bewies er, daß er der rechtmäßige Shallad ist.
    Luxon will euch alle sehen!
    Ihr alle sollt ihn sehen und mit ihm reden können.
    Deshalb wird Luxon durch die Gassen und über die Plätze Logghards reiten – jetzt, in wenigen Atemzügen.«
    Wieder schrien Tausende und aber Tausende in heller Begeisterung. Als sich der hochgewachsene Mann mit dem schulterlangen hellen Haar, das wie sonnengebleicht wirkte, neben dem Mann in der silberschimmernden Rüstung zeigte, als die Luren und Fanfaren tobten und die Trommelschlegel ein kleines Gewitter erzeugten, hörte es sich an, als würde der Jubel die Mauern zum Einsturz bringen. Luxon grüßte die

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