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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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und die Lichtglocke hoch und schrie mit fanatischer Stimme:
    » Ihr habt das Erbe des Lichtboten geschändet. Ihr habt die Schätze nicht gut gehütet! «
    Seine Stimme schien über ganz Logghard zu hallen. Das Gesicht des Lichtboten, das auf dem panzerähnlichen Brustschmuck prunkte, blickte ebenso grimmig wie Quaron selbst.
    »Meine Krieger aus Calcope und ich werden Logghard für diesen Frevel bestrafen!« donnerte er in seinem harten Gorgan.
    »Bestrafen! Er ist wahnsinnig!« schrie jemand aus dem Hintergrund. Die Menge der eigenen und der fremden Soldaten vergrößerte sich. Quaron schrie weiter:
    »Wir machten uns aus dem fernen Reich hierher auf den Weg und scheuten weder die lange Reise noch die Entbehrungen und Kämpfe.
    In meinem Land sind zwei Splitter vom Auge des Lichtboten aufgetaucht. Ich wollte es nicht glauben, daß das Auge zerstört wurde und verlorenging. Deswegen gingen wir auf die Pilgerfahrt hierher, nach Logghard, der Ewigen Stadt.«
    Luxon schrie zu ihm hinauf:
    »Du bist Gast in meiner Stadt, Quaron! Hör auf mit diesem wahnsinnigen Geschrei. Du erreichst nur, daß am Grabmal des Lichtboten blutige Kämpfe ausbrechen!«
    Quaron donnerte zurück:
    »Du, Shallad Luxon, wirst von mir verflucht! Du läßt dich als Inkarnation, als Fleischwerdung des Lichtboten feiern. Das ist eine zusätzliche Schande für Logghard und seine Tempel.«
    »Deine Drohung kann ich nicht ernst nehmen!« schrie Luxon. »Komm herunter von der Mauer, sonst holen dich meine Bogenschützen herunter!«
    Die Zeit schien wie in rasender Eile zu vergehen. Immer mehr Soldaten zeigten sich. Die Calcoper schirmten ihren Herrscher ab, indem sie jeden Eingang oder Durchgang zu diesem Teil der Mauer versperrten und lange, hohle Rohre auf die Soldaten des Shallad richteten. Noch waren keine Kämpfe ausgebrochen, aber beide Gruppen schoben sich näher und näher aneinander heran. Luxon wußte nicht, wie mächtig dieser Fanatiker wirklich war. Er fühlte, daß eine gefährliche Entwicklung hier ihren Anfang nehmen konnte, ein Kampf zwischen Wirklichkeit und Magie.
    »Das Auge des Lichtboten ging verloren!
    Logghard nimmt meine Drohung nicht ernst! Also seht die Krieger an, die ich mitgebracht habe. Ich werde Logghard auf eine Weise bestrafen, die eure Vorstellungen und Ahnungen weit übertrifft.
    Die Neue Flamme – aber seht selbst, wie die Strafe für Logghard und das Shalladad des verfluchenswerten Luxon ausfällt.«
    »Eine laute Drohung«, murmelte Gamhed und zog sein Schwert. »Niemand nimmt sie ernst. Die Krieger sind nicht zahlreich. Wir werden den Fixpunkt in einigen Stunden zurückerobert haben.«
    So dachten auch die anderen Loggharder, und die Männer Gamheds hatten nicht die geringsten Zweifel daran. Viele von ihnen erinnerten sich allzu deutlich an die langen Jahre der Angriffe, an die Verteidigung der Ewigen Stadt. Quaron würde sich nicht lange halten. Die Magier indessen wußten, wie mächtig er war, aber sie hatten auf den Verlauf dieses Geschehens keinen Einfluß.
    Luxon blinzelte.
    Das Sonnenlicht und das Strahlen der Neuen Flamme wurden durchdringender und heller. Über den Steinen flimmerten grelle Blitze. Die Gestalt des Zaketers verschwamm in der Helligkeit. Einige Atemzüge später verwandelte sich die Luft in brennendes Licht.
    Eine riesige Halbkugel aus blendender Helligkeit legte sich entlang der Mauern um den gesamten Fixpunkt des Lichtboten.
    Alle, die in diese Richtung blickten, mußten geblendet die Augen schließen. Die grenzenlose Helligkeit zitterte in den Hallen und unter den Vordächern, kroch zwischen die Säulen und erfüllte die Zwischenräume der Mauern. Die Helligkeit hielt an, die Menschen legten die Hände vor die Augen.
    Schreie der Wut und des Entsetzens hallten durch die Gruppen der Wächter und der Magier.
    »Nein!« knirschte Gamhed. »Dieser verdammte Zaketer.«
    Noch immer brannte und loderte das grelle Licht. Es ging nicht mit rechten Dingen zu. Die Magie, über die Quaron gebot, war mächtiger, als sie alle gedacht hatten.
    Atemlose Stille breitete sich aus.
    Dann erlosch die unirdische Lichtflut. Sie verschwand so plötzlich, als habe sie die Dunkelheit von einem Augenzwinkern zum anderen aufgesogen.
    Die Soldaten, Magier und Krieger öffneten die Augen, ließen ihre Hände sinken.
    Der Fixpunkt war verschwunden.
    An seiner Stelle, keinen Steinwurf von den Füßen der Loggharder entfernt, gähnte ein tiefer Krater. Seine zerklüfteten Wände waren dunkel, schimmerten in tiefen

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