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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Sklaven. Es wird nicht leicht sein für Luxon, von dem viele sagten, er habe sich vom Gevatter Leichtfuß zum klugen Mann gewandelt. Zu groß war das Unrecht Hadams, und erst wenige Wunden, die er schlug, sind vernarbt. Er wird die Hilfe seiner Freunde bitter nötig brauchen, und da er viele Freunde hat (auch falsche mögen darunter sein!), wird er viel Hilfe haben. Dies wird es sein, was er in seiner Thronrede sagen wird.
    Auf der engen Steintreppe näherten sich schwere Schritte. An der Bohlentür wurde geklopft. Die Schaffelle dämpften den harten Klang kaum. Critore wußte, was das Signal zu bedeuten hatte. Er krächzte:
    » Kommt herein, Fuhrleute meines Todes! «
    Ein gutgelauntes, lautes Lachen ertönte, als die Diener die Tür öffneten und, lodernde Fackeln in den Händen, den Raum füllten. Ihr Anführer sagte mit übertriebener Fröhlichkeit:
    » Komm, Alter! Wir werden dich und all dein Schreibzeug auf einem Diromen nach Logghard schaukeln. Im Palast Luxons sollst du in einer hellen, schönen Kammer leben und seine Taten auf schreiben. «
    » Ihr bringt mich jetzt nach Logghard? «
    »Bei Sonnenaufgang geht die Karawane ab. Der Palast wird leerer und ärmer, Critore!«
    » Ich überlebe die Reise nicht! « jammerte er, schüttete Streusand über die Schriftzeichen und klappte das Buch zu, als enthielte es Kostbarkeiten.
    » Wenn du erst einmal aus deinem dunklen Loch hier draußen bist und die Freuden der Karawane erlebst, denkst du anders. Es wird bestens für dich gesorgt sein, Critore! «
    » Sei’s drum « , murmelte er und fügte sich ins Unvermeidliche.
    Die Diener packten seine wenigen Habseligkeiten in Truhen und Kisten. Nur das dicke Buch ließ er nicht los. Immerhin gelang es dem Anführer der Dienerschar, das Buch in eine lederne Tasche zu stecken und diese dem Alten auf den Rücken zu hängen. Nacheinander verließen sie die winzige Turmstube und trafen im Hof des Palasts auf andere, die auf die Karawane warteten.
    Das Ziel hieß Logghard, und Critore wußte, daß ihn dort viel Arbeit erwartete. Endlich würde er das schreiben dürfen, was er für richtig hielt. Der alte Shallad hatte ihn gezwungen, zu lügen. Waren diese Zeiten für ihn wirklich vorbei?
    Er war dauern überzeugt. Nur deshalb unterzog er sich den mörderischen Strapazen dieser unendlich, langen Reise ins Ungewisse, weit in den Süden hinein, der Schattenzone entgegen.

1.
    Das Licht des vollen Mondes fiel über die Häuser, die Palastterrassen und wetteiferte mit der Neuen Flamme des Lichtboten-Grabmals.
    Der dritte Mond im Jahr zwei des Lichts hatte begonnen.
    Luxon hörte schwach den Lärm, der aus den Gassen der Ewigen Stadt zu ihm heraufdrang. Der Tag der Krönungsfeierlichkeiten war nicht fern, und die Menschenmassen, die sich versammelt hatten, besaßen keinen Grund zur Traurigkeit. Aber im Gesicht des Mädchens, das neben ihm lag, entdeckte Luxon die Schatten der Trauer.
    »Du sollst fröhlich sein, Shiran«, sagte Luxon leise. »Wie alle die Frauen und Männer, die meine Krönung vorbereiten.«
    »Ich denke an unseren Abschied«, sagte die junge Frau, die Luxon im Palast des alten Shallad getroffen hatte. Shiran war es gewesen, die das schier Unmögliche fertiggebracht hatte – ihr war es gelungen, Luxons Entsetzen und den Schmerz über das gräßliche Ende von Kalathee und die Erinnerung an die lange Zeit im Salz zu mildern und zu verdrängen.
    »Es muß keinen Abschied geben«, sagte er und streichelte ihr langes Haar. »Ich werde Shallad, aber dadurch noch lange nicht zu einem anderen Mann.«
    Shiran schüttelte den Kopf und klammerte sich an ihn.
    »Überall jubeln dir die Menschen voller Begeisterung zu. Wer bin ich? Nur ein Schatten an deiner Seite, Luxon.«
    Diesmal war es an ihm, den Kopf zu schütteln. Beruhigend sprach er auf Shiran ein, aber seine Worte richteten nichts aus. Die leidenschaftliche Frau glaubte nicht daran, daß der Shallad sie behalten würde. Sie wußte, daß Luxon nicht daran dachte, eine Gemahlin zu nehmen; noch nicht.
    »Ich werde es nicht sein«, stieß Shiran hervor, »die dir Steine in den Weglegt.«
    »Wie könntest du das?« fragte er verwundert.
    »In wenigen Tagen bist du Shallad. Du wirst keine ruhige Stunde mehr haben. Überall im Shalladad wartet man darauf, daß du mit den Ungerechtigkeiten aufräumst. Es wird alle deine Kraft und Zeit brauchen, um ein guter Herrscher zu sein. Und ich werde dich nicht daran hindern, indem du meine Sorgen mit mir teilen mußt.
    Deswegen werde

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