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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Die Erinnerung jagte ihr Schauer über den Rücken. Christopher näherte sich ihr, als wollte er sie tröstend in die Arme nehmen, aber sie wich zurück und hielt Abstand. Für Trost war es noch zu früh. Vielleicht konnte es diesen überhaupt nicht geben. Das Blut auf ihrer Stirn war noch nicht trocken.
    »Alles war … mit Blut bespritzt«, stammelte sie. »Der ganze Raum blutrot, überall große Lachen. Teppiche, Kissen, alles war davon getränkt … Man hat ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Nicht behutsam und sauber, sondern mit etwas Großem, Schwerem, einem Schwert, einer Hippe oder etwas Ähnlichem. Man hat sie geschlachtet wie Tiere.«
    »Mein Vater … Ist er …?«
    Sie schüttelte den Kopf und biss sich mit ihren kleinen weißen Zähnen heftig auf die Unterlippe.
    »Nein«, flüsterte sie. »Er war nicht unter ihnen. Ich hatte es befürchtet. Ich habe in allen seinen Zimmern nachgesehen, aber von ihm keine Spur. Vielleicht konnte er sich irgendwo verstecken. Hier gibt es alle möglichen geheimen Orte, wo er Zuflucht finden kann. Aber ich hatte Angst. Ich wollte nicht nach ihm rufen. Und mir war so übel von all dem Blut. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr …« Wieder erschauerte sie. Die Erinnerung packte sie wie ein Schüttelfrost, ließ sie innerlich zu Eis erstarren.
    »Dann fielen mir Samdup und Ihr Sohn ein«, sagte sie. »Dass sie allein waren und nicht wussten, was hier vorging. Ich bin aufs Dach hinausgelaufen und hinüber zum Labrang, aber sie waren nicht da. Jemand hat sie geholt, Ka-ris To-feh. Vielleicht sind sie sogar schon tot. Ich habe solche Angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Erneut machte er eine tröstende Geste, doch wieder wich sie seiner Berührung aus, nicht aus Furcht vor ihm persönlich, sondern weil er ein Mann von draußen war. Die fremdeWelt war plötzlich bis zu ihr vorgedrungen, und er war eines ihrer Symbole.
    Christopher glaubte die Vorgänge zu durchschauen. Offenbar hatte Samjatin sich zum Handeln entschlossen. Die Kontrolle über Dorje-la allein war kaum von Bedeutung für ihn. Aber beide Kinder in seiner Gewalt zu haben und dazu eine Basis, um sie zu manipulieren – das konnte diese unbedeutende Operation zu etwas steigern, das Asien aus dem politischen Gleichgewicht brachte. Nur – was hatte ihn veranlasst, so plötzlich loszuschlagen?
    »Haben Sie jemanden in Ihren Plan eingeweiht, Samdup von hier fortzubringen?«, fragte er.
    Zögernd nickte sie.
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich habe es dem Abt heute Morgen gesagt. Ich wollte nicht ohne seine Zustimmung gehen.« Sie hielt inne. »Er hat es abgelehnt. Er sagte, er wisse ein wenig von Samjatin und dessen Plänen, aber er habe die Lage unter Kontrolle. Er glaubte, er könne Samjatin für sich nutzen.«
    »Ihn nutzen?«
    Wieder nickte sie.
    »Ihr Vater hat seine eigenen Pläne, seine eigenen … Träume. Darin spielt Samdup eine Rolle, denke ich. Und Samjatin. Und … auch Ihr Sohn, glaube ich.«
    »Was für Pläne?«
    »Ich kenne sie nicht genau. Pläne von Macht. Nicht für sich selbst, sondern für das Dharma, die Lehre unseres Herrn Buddha. Er träumt davon, eine Barriere gegen jegliche ausländische Einmischung zu errichten – gegen England, gegen Russland und China. Es gibt die Prophezeiung: Wenn Dorjela von einem Pee-ling regiert wird, dann wird die Welt von Dorje-la aus regiert. Nicht wörtlich, aber in einem gewissen Sinne. Daran glaubt er. Darin sieht er seine Bestimmung.«
    »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Ein wenig«, sagte sie. »Den Rest habe ich mir zusammengereimt. Aber ich denke, jetzt ist es dafür zu spät. Wenn Sie recht haben. Wenn Samjatin die Kontrolle übernommen hat.«
    »Kann es sein, dass Ihr Gespräch mit dem Abt heute Morgen jemand mitgehört hat?«, fuhr Christopher fort. »Oder dass mein Vater mit jemandem darüber gesprochen hat?«
    Sie dachte nach, dann verzog sie angewidert das Gesicht. »Losang Chyongla war kurz im Zimmer. Der Sekretär des Abts. Er … gerade fällt mir ein, dass er nicht unter den Toten war. Sie glauben doch nicht, dass er …?«
    »Das ist durchaus möglich. Aber es spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir müssen herausfinden, was vorgeht. Haben Sie eine Idee, wohin man meinen Vater und die Jungen gebracht haben könnte?«
    Sie dachte kurz nach.
    »Am ehesten in Thondrup Chophels Raum. Es ist der größte in der Nähe des Lha-kang . Mönche werden dort häufig zur Strafe eingesperrt. Thondrup und seine Helfer könnten sich dafür durchaus

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