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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gewahrt wird. Der Schein.
    »Guten Morgen, meine Herren«, sagte er knapp und setzte sich an den Tisch.
    Eine Weile sah es so aus, als sollte es ein recht guter Tag werden. Die Sonne stieg an einem wolkenlosen Himmel empor, und das Thermometer am Flaggenmast zeigte 34 Grad an. Wenn es auf Markin heiß wurde, dann richtig. Bis Mittag konnten sie, wie Devall inzwischen wußte, mit etwa 43 Grad im Schatten rechnen – und dann sank die Temperatur langsam bis auf 27, 28 Grad gegen Mitternacht.
    Der Botaniktrupp fuhr pünktlich mit zwei Jeeps ab, und Devall sah ihnen einen Augenblick von den Stufen des Kasinos aus nach und beobachtete, wie die anderen Männer den Weg zu ihren Posten antraten. Sergeant Jolli mit den Bartstoppeln salutierte, als er durch das Gelände zum Zoo trabte, wo er die kleine Menagerie des Markinschen wilden Tierlebens pflegen würde, mit der die Expedition nach Beendigung ihres Auftrages zur Erde zurückkehren sollte. Der drahtige, kleine Matsuoko kam mit Zimmermannsausrüstung vorbei. Das Linguistenteam stieg in den Jeep und fuhr zur Stadt, wo es mit dem Studium der Markinschen Sprache fortfahren sollte.
    Sie waren alle beschäftigt. Die Expedition befand sich genau vier Monate auf Markin; acht Monate standen noch bevor. Wenn der Aufenthalt durch eine Anordnung von der Erde nicht verlängert wurde, würden sie für sechs Monate Urlaub plus Berichterstattung einpacken und zurückfliegen, und dann ging es für ein weiteres Jahr auf irgendeine andere Welt.
    Devall freute sich nicht auf den Abflug. Markin war eine angenehme Welt, wenn auch etwas heiß, und niemand konnte sagen, wie die nächste Welt beschaffen sein würde. Eine Kugel aus gefrorenem Methangas, vielleicht, wo sie ihr Jahr eingehüllt in Valdez-Atemanzüge verbringen und versuchen würden, Verbindung mit irgendeiner Art intelligenter, ammoniakatmender Mollusken aufzunehmen. Besser der Teufel, den man kennt, dachte Devall.
    Aber er mußte weiter. Das hier war seine elfte Welt, und es würden noch mehr werden. Die Erde besaß kaum genug qualifizierte Forschungsteams, um zehntausend Welten auch nur halbwegs ausreichend zu prüfen, und Leben gedieh auf zehn Millionen. Er würde jene Leute behalten, deren Leistung ihn befriedigte, die anderen ersetzen und seine nächste Aufgabe übernehmen.
    Er schaltete den Ventilator im Büro ein und griff nach dem Logbuch; er öffnete den Einband und schob das erste leere Blatt in den Diktaschreiber. Zur Abwechslung vermied er einmal den gewohnten Lapsus; er räusperte sich, bevor er das Gerät einschaltete und ersparte der Maschine damit die gewohnten Schwierigkeiten, für sein Brrr-hmmm! eine Wortentsprechung zu finden.
    Das Lämpchen glühte rötlich. Devall sagte: »Vierter April, zweisiebennullfünf. Colonel John F. Devall am Schreiber. Hundertneunzehnter Tag unseres Aufenthaltes auf Markin, Welt 7, System 1106-klein-a. Temperatur 34 Grad, neun Uhr; leichter Wind aus südlicher Richtung – «
    Er diktierte in ausführlicher Form, wie jeden Morgen. Nachdem er mit den verlangten Einzelheiten fertig war, griff er nach dem Bündel Spezialberichte, die in der vergangenen Nacht eingegangen waren, und diktierte Zusammenfassungen ins Logbuch; der Diktaschreiber ratterte fröhlich, und eine Maschine irgendwo im Keller des riesigen AfaA-Gebäudes in Rio de Janeiro gab seine Worte wieder, übertragen von der Hyperradio-Verbindung.
    Es war eine langweilige Arbeit; Devall fragte sich oft, ob er nicht glücklicher gewesen wäre, schlichte, anthropologische Feldarbeit zu leisten, wie er es früher gemacht hatte, statt sich die Bürde oder Routine aufzuladen, die zu einem Verwaltungsposten gehörte. Aber irgend jemand muß sie tragen, dachte er. Die Last des Erdenbewohners. Wir sind die fortgeschrittenste Rasse, wir helfen den anderen. Aber niemand zwingt uns dazu, auf diese Welten zu kommen und zu teilen, was wir haben. Man könnte es einen inneren Zwang nennen.
    Er hatte vor, bis Mittag zu arbeiten; am Nachmittag sollte ein Hohepriester der Marker in die Enklave zu ihm kommen, und das Gespräch würde vermutlich fast bis Sonnenuntergang dauern. Aber gegen elf Uhr wurde er plötzlich von unerwartet ins Gelände rollenden Jeeps unterbrochen, und er hörte laute Stimmen – sowohl von Terranern wie von den fremden Wesen.
    Man schien sich heftig zu streiten, aber die Gruppe war zu weit entfernt, und Devalls Kenntnisse in der Sprache Markins waren zu unsicher, als daß er sagen konnte, was den Aufruhr ausgelöst hatte.

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