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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Unterlagen.
    »Was für ein Vorfall?«
    »Sechs Raumfahrer, die heute früh gelandet sind, berichteten, daß sie während der Heimreise an chronischen Alpträumen gelitten hätten. Doktor Lee Nakadai hat sie untersucht und mich konsultiert, aber ich konnte nichts Brauchbares finden. Ich nehme an, daß Nakadai inzwischen weitere Berichte an mein Büro durchgegeben hat, aber – «
    »Das Zentrum scheint nur über die Ergebnisse in der Klinik besorgt zu sein, nicht im Raumflughafenkomplex als solchem. Und wenn Ihre sechs Raumfahrer ihre Alpträume während ihrer Reise hatten, spricht nichts dafür, daß ihre Symptome Eingang finden in – «
    »Das ist es ja eben!« sagte Mookherji. »Sie hatten ihre Alpträume im Weltraum. Seit heute vormittag schlafen sie hier, und Nakadai berichtet, daß sie ungestört schlummern. Inzwischen sind hier Halluzinationen ausgebrochen. Das bedeutet, daß in der Klinik das zu wirken scheint, was sie im Raumschiff belästigt hat – eine Art Wesenheit, die in der Lage ist, solche Träume hervorzurufen, daß erfahrene Raumfahrer an den Rand eines Nervenzusammenbruchs geraten und Kranke schwer geschädigt oder gar getötet werden.« Er bemerkte, daß Bailey ihn seltsam ansah und dabei nicht der einzige war. Etwas zurückhaltender fuhr Mookherji fort: »Es tut mir leid, wenn Ihnen das phantastisch vorkommt. Ich habe mich den ganzen Tag damit befaßt und habe mich also an die Vorstellung gewöhnen können. Das Bild hat sich aber eben jetzt erst für mich zusammengefügt. Ich behaupte nicht, daß meine Idee wirklich zutreffen muß. Ich sage nur, daß es eine vernünftige Vermutung ist, daß sie mit den eigenen Gedanken der Raumfahrer und mit der ganzen Situation vereinbar ist – und daß sie eine gründliche Untersuchung verdient, wenn wir der Sache ein Ende machen wollen, bevor wir noch mehr Patienten verlieren.«
    »Na schön, Doktor«, sagte Bailey. »Wie wollen Sie die Untersuchung anpacken?«
    Mookherji sah ihn betroffen an. Er war den ganzen Tag auf den Beinen und der Erschöpfung nahe. Und Bailey beauftragte ihn einfach mit der Leitung dieser Jagd nach dem Ungreifbaren, ohne ihn auch nur zu fragen! Aber er sah ein, daß er sich nicht weigern konnte. Er war der einzige Telepath hier. Wenn das angeblich existierende Wesen wirklich im Krankenhaus herumlief, wer konnte es dann entdecken, außer einem Telepathen?
    Mookherji kämpfte gegen seine Erschöpfung an und sagte: »Nun, ich brauche zunächst eine Liste aller Alptraum-Fälle, eine Liste darüber, wo die Opfer sich befinden, und die Zeitangaben für das Auftreten der Halluzinationen – «
    Jetzt würde man sich auf das Fest der Verwandlung vorbereiten, den Höhepunkt des Winters. Tausende von Vsiirs in der Metamorphose würden unterwegs sein zum Tal des Sandes, zu dem riesigen Natur-Amphitheater, wo die heiligsten Riten vollzogen wurden. Inzwischen würden die ersten ihre Plätze eingenommen haben, nach Westen gewandt, der aufgehenden Sonne zu. Mit der Zeit würden sich die Ränge füllen, wenn die Vsiirs von allen Teilen des Planeten kamen, bis das goldene Tal von ihnen wimmelte. Vsiirs, die ständig ihr Energieniveau wechselten, die Dimensionen und inneren Resonanzen, glorreich die letzten freudigen Augenblicke der Jahreszeit der Metamorphose durchlebend, miteinander auf sanfte Weise im Wettbewerb, die größte Vielfalt der Form, den dynamischsten Zyklus physischer Veränderung zu zeigen – und wenn die ersten roten Strahlen der Sonne an der Nadel vorbeiglitten, würden die Feiernden immer wilder werden, tanzen und springen und sich ohne jede Hemmung verwandeln, um von der Auffälligkeit des Winters gereinigt zu sein, während die Jahreszeit der Stabilität über den Planeten zog. Und schließlich würden sie im grellen Sonnenlicht sich einander in erneuerter Verwandtschaft zuwenden, einander umarmen und – Der Vsiir bemühte sich, nicht darüber nachzudenken. Aber es fiel schwer, dieses Gefühl des Verlustes, diesen Stich des Heimwehs zu unterdrücken. Der Schmerz nahm mit jedem Augenblick zu. Kein vorstellbares Wunder würde den Vsiir rechtzeitig zum Fest der Verwandlung nach Hause bringen, das wußte er, und trotzdem konnte er nicht wirklich glauben, daß er von einer solchen Kalamität befallen worden war.
    Der Versuch, mit Menschen geistigen Kontakt aufzunehmen, war nutzlos. Vielleicht, wenn er eine für sie sichtbare Gestalt annahm und wartete, bis er bemerkt wurde, um dann zu versuchen, Sprechkontakt aufzunehmen…
    Aber

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