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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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das Haus und weigert sich, auch nur eine meiner Fragen zu beantworten.
    Dann, um 17:33 Uhr, passiert endlich etwas. Die Haustür öffnet sich, und Shakeel kommt heraus, von Kopf bis Fuß in traditioneller Kleidung.
    »Verdächtiger unterwegs«, sagt Jed.
    Mr. und Mrs. Muhammed und Zara (die wieder eine Sonnenbrille auf hat), Ameenah und Priti folgen Shakeel hinaus auf die Einfahrt. Es sieht fast so aus, als würden sie sich für ein Familienfoto aufstellen. Sie wirken alle bedrückt, aber sie haben es nicht eilig. Wir sehen zu, wie Shakeel sich nacheinander von allen verabschiedet. Die Kameras der Reporter machen klick-klick-klick.
    »Als würde er eine lange Reise antreten«, sage ich.
    »Zum Himmel ist man lange unterwegs«, erwidert Jed düster.
    Und wie sie ihm alle auf Wiedersehen sagen, hat durchaus etwas richtig Förmliches an sich – es ist nicht so, als würde er noch schnell einen Liter Milch holen gehen.
    Priti sieht zu unserem Fenster hoch und nickt. Wir winken, aber sie winkt nicht zurück – sie hat die Hände tief in den Falten ihres Saris, als wäre ihr kalt. Dann, als niemand hinsieht, hebt sie schnell eine Hand ans Ohr und tut so, als würde sie telefonieren. Es dauert nur einen Augenblick, dann hat sie die Hand wieder eingezogen.
    »Sie ruft uns an«, sage ich, und eine Minute später piept Jeds Handy.
    »Du hast eine SMS«, sage ich.
    »Weiß ich selber, Blödmann«, sagt er und ruft sie ab. »Von Priti.« Er gibt mir das Handy.
    Slebtmordatenttäter unerweg s , steht da (es ist wohl ziemlich schwer, eine SMS mit nur einer Hand zu schreiben, ohne hinzusehen).
    »Sie glaubt anscheinend, dass Shakeel sich tatsächlich in die Luft jagen wird«, sage ich.
    »Und wie es aussieht, nimmt er Priti mit«, sagt Jed.
    Er hat recht. Shakeel steigt in das Auto, und Priti – in ihrem allerbesten Sari und ohne Heelys, genauso wie am Tag der Hochzeit – fährt mit ihm. Der Rest der Familie bleibt in der Einfahrt stehen und winkt dem Auto hinterher, als es davonfährt.
    Jeds Handy piept wieder. Er liest die Nachricht, dann reicht er sie mir. Bomengurtel dabei , lautet sie.
    »Wir sollten versuchen, ihnen zu folgen«, sagt Jed.
    »Wie denn?«, frage ich. »Wir können beide nicht fahren, selbst wenn wir ein Auto hätten.«
    »Was schlägst du dann vor?«
    »Warten, bis sie uns sagt, wohin er fährt.«
    »Wir wissen, wohin sie fahren, oder nicht?«, fragt Jed. »Sie hat uns gesagt, dass Shakeel zum Gottesdienst für Stevie in die Kathedrale wollte.«
    »Nun, was willst du unternehmen?«, entgegne ich.
    Jed schweigt einen Augenblick lang. »Wir warten ab, bis wir es sicher wissen.« Ich starre ihn an und frage mich, ob er wirklich glaubt, dass das alles real ist. »Wir wollen die Polizei nicht auf eine falsche Spur bringen.«
    Und so machen wir es dann. Wir sitzen da und warten ab. Draußen ist es noch nicht dunkel, aber wir sehen schon unsere Spiegelbilder auf der Fensterscheibe, und aus irgendeinem Grund kann ich meinem nicht in die Augen blicken.
    Ich schlage vor, Oma und Opa zu sagen, was los ist, aber Jed sagt, sie würden uns nicht glauben.
    »Vielleicht doch«, erwidere ich, dabei bin ich mir nicht einmal ganz sicher, ob ich selbst daran glaube.
    »Pass auf. Hier stehen Menschenleben auf dem Spiel«, sagt Jed. »Wir können keine Zeit verschwenden, indem wir zwei alte Leute davon zu überzeugen versuchen, dass ein Terrorist frei herumläuft.«
    »Und was, wenn er gar keiner ist? Ein Terrorist, meine ich.«
    »Wenn ein Kind von den Männern gewusst hätte, die die Flugzeuge in die Twin Towers fliegen wollten, wenn es die Polizei hätte anrufen und den Anschlag verhindern können, hättest du da gewollt, dass es Zeit damit verschwendet, seine Großeltern zu überzeugen, dass die Polizei verständigt werden muss?«, fragt Jed.
    Wie immer sehe ich Zeichentrickflugzeuge in Skizzenbuchhochhäuser einschlagen, Flammen schlagen heraus, Strichmännchen stürzen in die Tiefe.
    »Nein«, sage ich. »Natürlich nicht.« Und ich denke an Priti in ihrem Sari, die so ängstlich dreingeschaut hat.
    Wir sitzen eine Weile schweigend da. Schließlich frage ich: »Glaubst du, Mik hat Stevie etwas angetan?«
    »Nein«, sagt Jed.
    »Aber er hatte eine Pistole. Vielleicht hat er sie erschossen?«
    »Er hatte keine Pistole«, sagt Jed.
    »Aber du hast gesagt …«
    »Anfangs hatte er eine Pistole«, sagt Jed, ohne mich anzusehen. »Aber nicht, nachdem sie ihn zusammengeschlagen hatten.«
    Ich möchte ihn fragen, woher er das

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