Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
kaputtgegangen ist, und ob er seine Radios wieder in Gang bekommt. Vielleicht lässt er sich von Jed, Priti und mir helfen, wenn wir ihn fragen.
Ich spüre, dass Jed mich wieder ansieht und auf eine Antwort wartet.
»Ja«, sage ich. »Sie werden Millionäre.«
Ungefähr zur gleichen Zeit, als Stevie wiedergefunden wird, kommt ihre kleine Schwester auf die Welt. Das kleine Mädchen, Billie Maud Sanders, wiegt nur 2554 Gramm. (»Was zum Teufel hatte die Sanders dann in dieser Wampe?«, fragt Opa.) Sie wurde um 15.45 Uhr geboren, und kurz nach ihrer Geburt erhalten Mr. und Mrs. Sanders die Nachricht, dass Stevie unverletzt und gesund gefunden worden ist. Beide Schwestern kommen binnen einer halben Stunde am gleichen Tag in die Sackgasse.
Wie verfolgen das Geschehen doppelt – live vor dem Fenster und dann, nur eine Sekunde später, im Fernsehen. Mr. und Mrs. Sanders geben an der Haustür ein Interview. Sie halten ihre neue kleine Tochter im Arm und sagen, wie froh sie sind, dass ihre ältere Tochter in Sicherheit ist. Sie danken der Polizei und jedem, der bei der Suche geholfen hat. Bei der muslimischen Gemeinde entschuldigen sie sich nicht.
Eine halbe Stunde später fährt ein Polizeiauto vor, und ein kleines Mädchen, dessen Gesicht unter einem Handtuch versteckt ist, wird von zwei Polizistinnen ins Haus gebracht. Hinter ihnen schließt sich die Tür, und die Vorhänge sind zugezogen, deshalb sehen wir nichts von der Wiedervereinigung der Familie.
Die Fernsehkommentatoren diskutieren die Strapazen, die Stevie durchlitten hat, und die Hilfe, die sie brauchen wird, um sich davon zu erholen. Sie sprechen von der liebevollen Familie, die sie umgibt, und heben hervor, dass die Polizei keinerlei Grund zu der Annahme habe, sie wäre in irgendeiner Weise verletzt worden, auch wenn sie Stevie noch vernehmen müssen und das Grundstück, auf dem sie gefunden wurde, weiter durchsucht wird. Das Motiv für ihre Entführung ist weiter unklar.
Dann fangen sie an, über den Mann zu reden, den die Polizei in Gewahrsam hat und der sich kooperativ verhalte, und Oma schaltet den Fernseher ab. Sie sieht Opa nicht an.
Sie macht uns Schinkensandwiches, und wir sehen einer weiteren Familienwiedervereinigung zu, die auf der anderen Straßenseite stattfindet. Mik – der als unschuldig entlassen worden ist – wird von einem Polizeiwagen abgesetzt.
»Ich nehme an, die Reporter sind in ein paar Tagen wieder weg«, sagt Oma leise, als sie mit dem Teller voller Sandwiches hereinkommt.
Opa sagt gar nichts. Die Polizei hat noch nicht bekannt gegeben, wen sie in Gewahrsam hält. Doch sobald die Reporter es erfahren, werden sie an unsere Tür klopfen – das weiß sogar ich. Und dann hat Oma zwei Söhne verloren.
Mum kommt später. Sie wird mich noch nicht sofort mit nach Hause nehmen – ich habe beschlossen, dass ich noch ein paar Tage hier bei Jed bleiben möchte, bis feststeht, was mit ihm wird. Jed hat Oma gebeten, Tante Karen anzurufen – Oma Brenda hat ihr die Nummer gegeben –, aber ich weiß nicht, was dann geschehen wird. Oma sagt, Jed kann so lange hierbleiben, wie er möchte, also wer weiß?
Jetzt setzen Oma, Opa, Jed und ich uns erst einmal ins vordere Zimmer und essen unsere Schinkensandwiches. Opa sieht uns beide an und sagt: »Meine beiden Jungs.«
Was später geschieht
Ich bleibe für den Rest der Sommerferien bei Oma und Opa. Mum und Gary besuchen uns oft – Mum trägt durchsichtiges Lipgloss, ihr Haar glänzt, und sie sieht glücklich aus. Sie fragt mich zwar, ob ich gleich nach Hause kommen möchte, aber ich habe ja beschlossen, wegen Jed noch etwas länger zu bleiben.
Jed ist ein Wrack, nachdem sein Vater verhaftet wurde. Er weint die ganze Zeit, und niemand kann ihn aufheitern außer Opa – und manchmal ich. Zum ersten Mal in meinem Leben ist es irgendwie ganz nützlich, dass ich ebenfalls meinen Dad verloren habe.
Oma ruft Tante Karen an, aber dann überlegt Jed es sich anders und sagt, er möchte sie doch nicht sehen. Er möchte nicht einmal mehr Oma Brenda treffen. Wir müssen ihm Zeit lassen, sagt Opa.
Jed bleibt »vorerst« bei Oma und Opa und wird auf die gleiche Schule gehen, die Zara besucht und auf die auch Priti im September kommt. Ich finde, das wird richtig cool, aber Jed scheint sich plötzlich gar nicht mehr so sicher zu sein.
Priti hat einen neuen Plan. Sie will eine muslimische Heiratsvermittlung gründen, um »arrangierten Ehen den Kitzel wiederzugeben«, wie sie sagt. Zara steht offenbarnicht
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