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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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dann?«
    »Sie ruft nach mir und so.« Er zuckt mit den Schultern. »Das ist superpeinlich.«
    »Darf sie das denn überhaupt?«, fragt Priti.
    »Nein.« Jed schaut weg und tritt gegen den Baumstamm, und ein großes Stück Rinde fliegt weg. »Einmal, als sie vor der Schule wartete, ging der Rektor hinaus und bat sie wegzugehen. Sie fing an zu schreien, und sie mussten die Polizei rufen. Die ist völlig durchgeknallt. Eine Irre. Egal wann ich sie sehe, immer heult sie. Das ist echt erbärmlich!«
    Er tritt immer wieder gegen den Stamm, und wir fallen in Schweigen.
    Schließlich sagt Priti: »Ich glaube, meine Mutter würde zur kreischenden Furie, wenn sie mich nicht sehen dürfte. Sie sagt, ich treibe sie in den Wahnsinn, aber ich glaube, ohne mich wäre sie noch schlimmer dran.«
    »Tja, alle Frauen haben eben irgendwie eine Schraube locker«, sagt Jed.
    Ich zeichne Priti mit einer losen Schraube, die sich aus einem ihrer Zöpfe herausdreht.
    »Ach, wie charmant!«, ruft Priti.
    »Du bist auch schon auf halbem Weg dahin«, sagt Jed. »Warte nur, bis du älter wirst. Alle Frauen bekommen ’ne Macke. Guck dir nur Bens Mum an.«
    Ich sehe rasch auf. »Was ist mit meiner Mutter?«
    Jed sieht mich an. Ich erwidere den Blick.
    »Hat sie dich auch nur ein einziges Mal angerufen, seit sie sie weggebracht haben?«, fragt er.
    »Sie ist im Krankenhaus.« Ich spüre, wie mein Gesicht sich anspannt und warm wird. Ich kann es nicht fassen, dass er schon wieder davon anfängt.
    »Ist ja auch egal«, meint Jed.
    Ich weiß nicht, ob ich ihn schlagen oder in Tränen ausbrechen soll.
    »Sie schickt ihm aber diese Postkarten«, wirft Priti ohne nachzudenken ein.
    »Woher weißt du von den Postkarten?«, frage ich. Ich wende mich von Jed ab, schüttle den Kopf und blinzle, damit ich bloß nicht anfange zu weinen.
    »Jed hat es mir erzählt.«
    Jed zuckt nur die Achseln.
    Ich blinzle wieder. »Außerdem sind die Karten gar nicht von ihr«, erkläre ich. »Sondern von Gary. Sie sind in seiner Handschrift.«
    »Also bringt sie Gary dazu, sie für sie zu schreiben«, sagt Priti. »Um darauf zu kommen, braucht man kein Kriminalist zu sein. Warum sollte er dir eine Postkarte schreiben, auf der steht, dass er dich liebt wie fliegende Schweine? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Ich sehe Jed wütend an, weil er heimlich meine Postkarten gelesen haben muss.
    »Wahrscheinlich muss deine Mum in dieser Anstalt eine Zwangsjacke tragen«, sagt Jed. »Deshalb kann sie dir nicht selber schreiben.«
    Ich sehe sie beide an und spüre, wie mir die Tränen kommen. »Ihr wisst überhaupt nichts über meine Mum! Keiner von euch.«
    »Sagt jetzt bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn sie abhaut wie meine Mum. Dann musst du bei den Gruftis wohnen, bis sie tot sind.«
    »Das wäre ja cool«, sagt Priti begeistert. Doch als sie mein Gesicht sieht, fügt sie rasch hinzu: »Aber so weit kommt es bestimmt nicht.«
    Ich gehe hinein, um ein Glas Wasser zu trinken. Ich höre, wie Priti Jed auffordert, mich nicht mehr aufzuziehen.
    »Ich kann doch nichts dafür, dass er eine Heulsuse ist«, gibt Jed zurück.
    Ich gehe in die Küche, wo Shakeel Zwiebeln hackt.
    »Ich möchte nur etwas trinken«, sage ich, das Gesicht abgewandt, damit er nicht sehen kann, dass ich weine.
    »Aber bitte. Bedien dich«, sagt er. »Möchtest du Tee? Oder Saft?«
    »Ich möchte nur Wasser.« Ich wende ihm den Rücken zu, während ich am Hahn ein Glas damit fülle. Als ich in den Garten blicke, sehe ich, wie Jed versucht, Priti aus dem Baumhaus zu stoßen. Priti macht den Eindruck, als könnte sie ihm standhalten.
    »Ich habe das mit deinem Vater gehört. Es tut mir leid«, sagt Shakeel.
    Ich zögere. »Danke«, sage ich, denn das sagt meine Mum in solchen Situationen immer.
    »Ich glaube, jetzt verstehe ich, weshalb dein Großvater gegenüber unserer Familie ein bisschen feindselig eingestellt ist«, fährt Shakeel fort.
    Ich gebe keine Antwort. Ich starre weiter auf das Baumhaus. Priti ist fast unten, aber sie wehrt sich mit Zähnen und Klauen, und wie es aussieht, wird sie Jed mit hinunterreißen.
    »Bitte, missversteh mich nicht«, spricht Shakeel weiter. »Er ist nicht unhöflich gewesen, aber er fühlt sich vielleicht – begreiflicherweise – unbehaglich in unserer Nähe.«
    Ich sehe, wie Jed in Richtung Haus guckt, und drehe mich um.
    Shakeel sieht mich an. Er muss meine roten Augen bemerken, denn er fragt: »Es tut mir leid, kommen dir Tränen von den Zwiebeln?«
    »Ja«,

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