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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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bewusst, dass meine Großeltern zusehen. Muss ich mich entscheiden – mein Dad oder Gary?
    Erst als Gary aufbrechen möchte und seine Jacke holt, frage ich ihn, was ich wirklich wissen will. »Wird sie mich anrufen, Gary?«
    »Sie möchte es«, antwortet er. »Aber sie scheint es nicht zu schaffen.«
    »Gibt es dort keine Telefone?«, frage ich, obwohl ich weiß, dass er etwas anderes meint.
    »Du weißt doch, wie sie ist, Ben«, sagt er und legt mir die Hand auf die Schulter, auf eine Art, die sich nett anfühlt, bei der mir aber die Tränen kommen. »Sie möchte dich nicht verunsichern, aber sie glaubt, sie kann noch nicht mit dir sprechen, ohne dass es mit ihr durchgeht. Und selbst wenn es ihr sehr gut geht, kommt sie nur schlecht mit Telefonen zurecht. Das ist alles ein Teil ihrer Krankheit. Aber sie vermisst dich furchtbar. Du bist der einzige Grund, weshalb sie wieder gesund werden möchte. Sonst niemand – weder ich noch sonst jemand –, sondern nur du allein.«
    »Warum tut sie es dann nicht?«, frage ich und versuche, nicht so zu klingen wie Opa.
    »Sie tut ihr Bestes. Wir müssen jetzt zu ihr halten. Hier, sie hat mich gebeten, dir das hier zu geben«, sagt er und reicht mir noch eine Postkarte.
    »Danke«, sage ich, aber ich kann sie mir nicht mal ansehen. Sofort drängt sich mir das Bild von Mum in einer Zwangsjacke auf, wie sie versucht, einen Stift mit dem Mund zu führen.
    Ich möchte Gary noch mehr Fragen stellen, aber da kommt Oma wieder, und er lässt meine Schulter los, und ich muss mich abwenden, damit niemand sieht, dass ich weine. Ich verabschiede mich nicht einmal von ihm – ich gehe einfach hoch in mein Zimmer.
    Erst nach einer Ewigkeit schaue ich mir die Karte an. Sie zeigt das Dorf, in dem wir wohnen. Das Bild muss vor zwanzig Jahren oder so aufgenommen worden sein, denn die Leute auf der Brücke tragen total altmodische Klamotten, aber sonst sieht alles gleich aus. Auf der Rückseite steht, wieder in Garys Handschrift:
Man ist zu Hause, wo das Herz auflebt. Deshalb bin ich im Herzen immer bei dir.
    Vielleicht hat Priti ja recht, was die Karten angeht.
    Nachdem Gary gegangen ist, zeichne ich ein paar Bilder für einen neuen Comicstrip. Darin sind Priti, Jed und ich verdeckte Ermittler und jagen Terroristen und Selbstmordattentäter. Jed ist der Individualist (eines von Pritis Wörtern aus dem Lexikon), Priti ist das Großmaul und ich bin das Gehirn der Gruppe. Shakeel ist der Böse – wer sonst –, und Zara das Mädchen, das gerettet werden muss. Ich weiß noch nicht, ob Ameenah auf unserer Seite steht oder nicht.
    Das Zeichnen hilft mir, meine Gedanken an den deprimierenden Blick in die Reisetasche zu verscheuchen, die so ziemlich den ganzen Inhalt meines Kleiderschranks enthält. Ein Bildzeigt, wie ich mit einem Karatetritt eine Tür eintrete. Überschrift: Krach!
    Es sieht nicht wirklich nach mir aus, aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich danach besser.
    Ich habe noch keinen Titel für den Comic, aber mir wird schon noch etwas einfallen.

30. Juli
    Heute Vormittag geht Jed wieder mit Oma zu einem Termin, und Priti kommt mit einem Schuhkarton, den sie aus dem Schrank ihrer Mutter geklaut hat, und einem Haufen Material: Schere und Klebstoff und Papier und Farbstifte und diese Plastikglitzersteine, die man überall ankleben kann.
    »Wir machen jetzt die Gedenkschachtel«, sagt sie, und ich weiß, dass es keinen Sinn hätte, es ihr ausreden zu wollen.
    Als Erstes müssen wir den Karton in entsetzliches Einwickelpapier hüllen. Es ist rosa und golden mit Häschen darauf, und ich bin sicher, mein Dad hätte es schrecklich gefunden, doch als ich Priti das sage, erwidert sie, dass wir nicht warten können, bis ich lauter Figuren mit übergroßen Augen darauf gemalt hätte, und deshalb nehmen wir das Häschenpapier. Dann besteht Priti auch noch darauf, dass wir die Glitzersteine auf kleben, und dadurch sieht es noch schrecklicher aus. Ich stelle mir vor, wie mein Dad und ich uns darüber kaputtlachen würden, wenn er noch hier wäre, und ich lächle bei dem Gedanken.
    Priti reicht mir ein Blatt Papier und einen Bleistift, dann versorgt sie sich selbst. »Jetzt müssen wir unsere Erinnerungen aufschreiben.«
    »Aber du hast ihn gar nicht gekannt!«, wende ich ein.
    »Das sagst du ständig, aber ich habe lange sein Bild betrachtet, um herauszufinden, was für ein Mensch er war. Das kann man immer – man sieht es an den Augenbrauen.«
    »Und was sagen Dads Brauen?«, frage ich. Ich stelle

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