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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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Anhörung ab. Jed ist völlig durch den Wind, und er schafft es, Opas TV-Fernbedienung zu schrotten, indem er damit in der Küche Kick-ups macht, bis sie im hohen Bogen in die Spüle fliegt.
    Opa kann ihn nicht anbrüllen, solange Onkel Ian dabei ist, aber als sie fort sind, ist er in übler Stimmung. Er weigert sich, seine stresssenkenden Tabletten zu nehmen oder auch nur die Kekse zu essen, die Oma ihm anbietet. (Normalerweise lässt sie ihn nichts zwischen den Mahlzeiten naschen, weil er eigentlich auf eine cholesterinarme Diät gesetzt ist.)
    Und dann, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, taucht auch noch Gary auf. Offenbar hat er angerufen und Opa benachrichtigt, aber Opa hat es Oma nicht gesagt. Darum ist Oma stinksauer, weil sie den Küchenboden nicht geputzt hat und ihm nichts anbieten kann. (Normalerweise backt sie Kuchen, wenn sie Gäste erwartet, aber heute hat sie nur gekaufte Garibaldi-Kekse.)
    Gary findet den Namen richtig lustig. »Schließlich bin ich schon ziemlich schütter!«, sagt er und klopft sich auf den Scheitel, wo sein Haar dünn wird. »Gary-baldy! Gary Glatzkopf ! Das gefällt mir.« Er lacht.
    Opa und ich lachen auch, aber Oma ist vor Entsetzen wie erstarrt und verzieht keine Miene.
    Gary sitzt im Wohnzimmer auf dem Sofa, und neben ihm steht ein gerahmtes Hochzeitsfoto von Mum und Dad auf dem Kaminsims.
    Ich bin froh, ihn zu sehen.
    »Wie geht es dir, Sportsfreund?«, fragt er mich zur Begrüßung und lächelt mich an.
    »Gut«, sage ich. Am liebsten möchte ich ihn umarmen, aber ich tue es nicht.
    »Deine Mum dachte, du vermisst vielleicht ein paar von deinen Sachen«, sagt er und zeigt auf eine große schwarze Reisetasche, die neben ihm auf dem Boden steht. »Sie hat mir eine Liste gemacht, was ich dir bringen soll.«
    »Danke«, sage ich.
    Als ich in die Tasche gucke, liegen darin ein paar Manga und meine Fußballschuhe, außerdem noch mehr Kleidung, ein paar Bleistifte und ein neues Skizzenbuch.
    »Wie geht es Hannah?«, fragt Oma.
    »Ganz okay«, sagt Gary und schaut mich an.
    »Nur okay?«, fragt Opa.
    Ich nehme das neue Skizzenbuch und hole einen Bleistift aus meiner Tasche.
    Ich zeichne Blätter, die sich schnell in glitschige Fische verwandeln. Ich sehe nicht auf.
    »Sie gibt ihr Bestes, aber es fällt ihr nicht leicht«, sagt Gary.
    »Ich dachte, sie ist an dem besten Ort, den es für so was gibt?«, fragt Opa.
    »Es braucht Zeit«, wirft Oma ein. »Denk nur an das letzte Mal.«
    Die glitschigen Fische verwandeln sich in Vögel mit spitzen Hackschnäbeln.
    »Ich erinnere mich nur zu gut daran«, fährt Opa sie an. »Ich kann es nur nicht fassen, dass alles wieder von vorne losgeht.«
    »Ich glaube, beim zweiten Mal ist es immer schwerer«, sagt Gary. »Das hört man jedenfalls von den Ärzten. Aber ich bin sicher, sie schafft es.«
    »Bei allem gebotenen Respekt, Gareth« – ich bin mir sicher, das Opa den Namen absichtlich falsch ausspricht –, »beim ersten Mal waren Sie nicht dabei. Wir sind diejenigen, die gerade ihren Sohn verloren hatten und die Trümmer zusammenkehren mussten, als sie damit nicht klarkam.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass es für Sie sehr schwer gewesen ist«, sagt Gary. Ich sehe wieder auf. Er wirkt verlegen, aber er tut offensichtlich sein Möglichstes, um höflich zu bleiben. Ich möchte ihm sagen, dass Opa zu jedem so ist.
    »Schließlich war sie nicht der einzige Mensch, der dabei jemanden verloren hat«, fährt Opa fort.
    Die Vögel verwandeln sich in Flugzeuge mit Federn an den Tragflächen.
    »Ich bezweifle, dass sie das mit Absicht getan hat«, sagt Gary.
    »Ich meine, kann man ihr denn nicht einfach irgendwelche Medikamente geben?«, fragt Opa.
    »Ich glaube, so einfach ist das nicht, Barry«, sagt Oma sanft. »Noch Tee, Gary?«, fragt sie. Mir fällt auf, dass ihre Namen sich reimen, und ich male »Gary« und »Barry« mit unterschiedlichen Schriftarten auf die Seite, direkt neben die Flugzeuge.
    »Freut mich zu sehen, dass du noch zeichnest.«
    Ich blicke hoch und lächle ein bisschen.
    »Hast du noch ein paar gute Comicstrips gemacht?«
    »Eigentlich nicht«, sage ich. »Nur Kritzeleien.«
    »Du solltest mit diesen Comics weitermachen. Sie sind wirklich gut.« Ich merke, wie ich rot werde. »Blythe vermisst die Cartoons, die du von ihr zeichnest.«
    »Wie geht es ihr denn?«, frage ich.
    »Sie hat viel Spaß mit ihrer Mutter«, sagt er.
    »Vermisst du sie?«
    »Ganz schrecklich.« Er lächelt mich an, und ich lächle zurück. Dann wird mir

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