Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
das hassen.
Das also ist meine Erinnerung, obwohl es natürlich eigentlich gar keine Erinnerung ist. Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, was ich geschrieben habe, Bens Dad. Ich tue es, um deinem hinterbliebenen Sohn zu helfen, und deshalb nehme ich an, dass du mir vergibst, wenn es ein bisschen hinkt. Er ist cool, dein Sohn - auch wenn es ihm als Hinterbliebenem ziemlich dreckig geht und so -, und du bist es wahrscheinlich auch gewesen.
Ende
Nachdem wir uns gegenseitig unsere Erinnerungen vorgelesen haben, packen wir sie in die Schachtel. Dann legt Priti Jeds Erinnerung hinein, die sie gestern aufgeschrieben hat, und ich schreibe auf, was Oma von Dad erzählt hat – wie er ihr immer beim Wegräumen der Einkäufe half und dass er Kricket mochte –, und wir legen auch das hinein.
»Was machen wir jetzt?«, frage ich.
»Wir könnten deinen Opa fragen«, schlägt Priti vor.
»Ich glaube nicht, dass er so was mag. Oma sagt, er spricht nicht gern über Dad.«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, sagt Priti, »ich bringe jeden zum Reden.«
Also gehen wir nach unten. Opa schaut irgendeine Sendung über Leute, die Antiquitäten verkaufen, die sie auf dem Speicher gefunden haben, und scheint sich nicht sehr zu freuen, dass wir ihn stören.
»Was wollt ihr zwei denn?«, fragt er, ohne die Augen vom Fernseher zu nehmen. Die Fernbedienung ist noch immer kaputt,und er beschwert sich die ganze Zeit, dass er zum Umschalten aufstehen muss.
»Ben macht eine Gedenkschachtel über seinen Vater«, erklärt Priti.
»Deine Oma kann dir bei so was besser helfen als ich«, sagt Opa.
»Wir müssen Ihnen nur ein paar Fragen stellen«, sagt Priti. Ich glaube, sie versucht so zu klingen wie diese höflichen Leute im Fernsehen, oder wie eine Polizeibeamtin. (Das sagen sie ja schließlich immer, oder? »Wir müssen Sie bitten, mit auf die Wache zu kommen und uns ein paar Fragen zu beantworten.«) Sie holt wieder ihr Reporterinnen-Notizbuch heraus, ganz offiziell, und sie leckt sogar ihren Bleistift an.
»Was war das Schlimmste, was Bens Dad je angestellt hat?«, fragt sie, obwohl Opa noch gar nicht eingewilligt hat, uns zu helfen.
»Was ist das eigentlich, eine Gedenkschachtel?«, fragt Opa und sieht Priti und mich endlich an. »Wozu ist das gut?«
»Wir zeigen sie Ihnen, wenn sie fertig ist«, verspricht Priti. »Was also war das Schlimmste?«
Opa sieht sie an, wie sie da steht, mit gezücktem Bleistift. Dann beugt er sich vor und stellt den Ton des Fernsehers ab. Er seufzt und sagt: »Als Andrew ungefähr drei Jahre alt war, habe ich eine neue Stereoanlage gekauft, und aus irgendeinem Grund hatte er plötzlich eine Tüte Mehl in der Hand und schüttete sie über dem Gerät aus.«
Priti kichert, und Opa lächelt.
»Hat es danach noch funktioniert?«, frage ich.
»Ja, aber es knisterte immer, und ich fand noch jahrelang immer wieder weißes Pulver in den Lautsprechern. Ich habedas Ding erst vor zwei oder drei Jahren weggeworfen, und ich schwöre, es war immer noch Mehl drin.« Er lacht und grinst mich an, und ich frage mich, ob er wegen der Anlage genauso sauer auf Dad war wie auf Jed wegen der Fernbedienung.
»Das ist toll!«, sagt Priti. Sie notiert sich alles in Schönschrift. Ich habe nichts in der Hand, also stehe ich nur daneben. »Was war das Dümmste, was er jemals getan hat?«
»Wollen wir nicht lieber was Positives herausfinden?«, frage ich.
Priti sieht mich an, als wollte sie sagen: Du kapierst echt gar nichts, was? Und vielleicht kapiere ich es deswegen nicht, weil ich noch immer nicht genau weiß, warum wir das eigentlich machen. Ich halte den Mund und schaue Opa an, ob er antwortet.
»Er hat mal von dem Bett seines Bruders ein Bein abgesägt«, sagt Opa. »Und einmal hat er ins Badewasser gemacht, weil Ian mit ihm gewettet hat, dass er sich das nicht traut.«
Priti kichert wieder, und ich lächle.
»In dem Bett schläft jetzt Jed«, sagt Opa. »Man kann noch immer sehen, wo ich das Bein wieder zusammennageln musste!« Opa lacht, und er scheint überhaupt nicht sauer darüber zu sein – ich glaube, damals hat es ihm noch nichts ausgemacht, wenn Kinder mal etwas kaputtmachten. »Ach ja, und einmal hat er sich eine Erbse in die Nase gesteckt«, fährt er fort. »Deine Oma wird dir sagen, dass es meine Schuld ist, weil ich mir Schokoladenzigaretten in die Nasenlöcher gesteckt und so getan habe, als wäre ich ein Wildschwein. Aber man nennt sie heute gar nicht mehr Schokoladenzigaretten, oder?« Er hält
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