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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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nicht willst, weil dir das einprogrammiert worden ist«, erwidert Priti. Sie klingt wie eine Lehrerin. (Ich möchte wissen, ob sie das von Shakeel hat – oder vielleicht von ihrer Mutter.)
    »Klar doch. Und von wem genau?«, fragt Jed mit triefendem Sarkasmus.
    »Von deinem Dad.«
    »Aber mein Dad sagt mir doch ständig, ich soll meine Mum besuchen«, wendet Jed ein.
    »Natürlich tut er das. Das tun sie alle, checkst du’s nicht?«, fragt Priti. Sie klingt wieder ein wenig wie ein Gangsta, weil sie sich so hineinsteigert.
    »Warum sollte er das sagen, wenn er mich programmiert?«, fragt Jed. »Er respektiert, wie ich mich fühle. Er sagt, ich bin supertapfer, weil ich offen ausspreche, was ich von meiner Mum halte.«
    »Wenn das die Wahrheit ist.«
    »Wenn es um meine Mum geht, sollte ich ja wohl am besten wissen, was die Wahrheit ist und was nicht, oder?« Jed sitzt jetzt aufrecht (was in einer Röhre gar nicht so einfach ist).
    »Nach allem, was man im Internet liest, eben nicht«, entgegnet Priti. »Es geht damit los, dass du das sagst, wovon du weißt, dass es deinen Dad glücklich macht. Denn egal, was er behauptet, du spürst, dass er in Wirklichkeit stinksauer auf dich wäre, wenn du sagen würdest, du möchtest deine Mum sehen.«
    Jed sieht sie wütend an, und ich wünschte, ich wäre nicht zwischen den beiden eingeklemmt, denn wenn Jed nach Priti schlägt, bekomme ich den Hieb ab.
    »Wenn du behauptest, du willst sie nicht sehen, versichert er dir, wie stolz er darauf ist, dass du die ›Wahrheit‹ sagst«, erklärt Priti. »Du weißt, dass du ihn auf diese Weise zufriedenstellst. Dann sagst du es so oft, bis du vergessen hast, dass du es nur sagst, um ihn glücklich zu machen, und beginnst zu glauben, es wäre die Wahrheit. Fertig ist die Gehirnwäsche!« Sie grinst.
    »Wo hast du nur diesen ganzen Müll her?« Jed lehnt sich zurück und schaut weg.
    »Von einer dieser Elternrechte-Websites«, antwortet Priti. »Die schreiben, dass EKE ein sehr wirksames Mittel ist, wenn man das Sorgerecht erstreiten will, weil die Gerichte heutzutage die Wünsche des Kindes stärker berücksichtigen.« (Jede Wette, dass sie diesen Satz auswendig gelernt hat.) »Mir tut deine Mum sehr leid«, fügt sie hinzu und wirbelt dabei mit den Schuhen hoch zum Dach der Röhre, dass sie praktisch senkrecht mit den Füßen nach oben liegt. Das Blut läuft ihr in den Kopf, und sie wird knallrot.
    »Du kennst meine Mum nicht mal«, sagt Jed.
    »Du auch nicht«, erwidert Priti, und da läuft auch Jed knallrot an – so als würde er gleich platzen.
    »Wenn Jed EKE hat, was kann seine Mum dann unternehmen?«, frage ich.
    »Oh, sie hat keine Chance dagegen!«, ruft Priti. Sie kommt mit den Füßen so schnell herunter, dass der Schwung sie aufrichtet. Ihre Wangen sind immer noch rot. Aus irgendeinem Grund trägt sie ein flauschiges Schafsfellding über einem paillettenverzierten Partykleid aus Samt und auf dem Kopf einen lustigen Strickhut mit Troddeln, die ihr über die Ohren hängen, obwohl es draußen sengend heiß ist. »Die britischen Gerichte erkennen EKE nicht an, und wenn doch, dann unternehmen sie nicht viel dagegen. Das sollten sie aber, weil es Kindesmisshandlung ist, weißt du. Dein Dad misshandelt dich!«
    »Red nicht so über meinen Dad!« Jed richtet sich wieder auf; er hat sich gedreht und Priti zugewandt. Ich sitze zwischen den beiden fest, während sie finstere Blicke austauschen.
    »Ich versuche dir nur zu helfen.« Priti zeigt nicht das kleinste bisschen Angst vor Jed. »Dir kommt es vor, als hättest du einenElternteil verloren, und du fürchtest dich davor, den anderen auch noch zu verlieren, und damit das nicht geschieht, sagst du alles, was er hören will. Aber er manipuliert dich, er beutet dich aus.« (Ich kann es kaum glauben, wie gut sie sich das alles gemerkt hat.)
    »Tut er nicht!«, beharrt Jed.
    »Nur weil er deine Mum hasst, bedeutet das nicht, dass du sie auch ablehnen musst.« Während Priti ihm den Vortrag hält, wackeln die Troddeln an ihrem Hut. »Du solltest sie wenigstens sehen und so ablehnen dürfen, wie normale Kinder ihre Eltern ablehnen.«
    »Ich will sie aber nicht sehen!«, ruft Jed und springt so ungestüm auf, dass er sich an der Röhre den Kopf stößt. Einen Augenblick lang glaube ich, dass er zu weinen anfängt, aber er tut es nicht. »Geht das nicht in deine Birne? Ich will sie nicht mehr sehen, nie wieder im Leben! Also hör auf mit dem Mist, ja?«
    Und dann stürmt er davon.
    »Der

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