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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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Oma. Sie redete ganz leise, sodass ich nicht verstehen konnte, was sie sagte.
    Beim Frühstück versuche ich sie danach zu fragen, aber sie sagt nur: »Darum brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, und dann steht sie auf und beginnt, das Geschirr abzuräumen.
    Ich bleibe sitzen und esse mein Frühstücksei auf. Oma und ich essen beide langsam – Oma wegen ihrer schmerzenden Finger und ich … na ja, weil es eben so ist. Ich bin immer als Letzter fertig, und normalerweise sitzt Oma noch lange mit mir am Tisch, wenn Jed und Opa schon längst aufgestanden sind, und dann räumen wir gemeinsam ab und spülen. Aber heute wartet sie nicht auf mich. Daran merke ich, dass irgendetwas nicht stimmt.
    »Tante Karen vermisst Jed wirklich, oder?«, frage ich.
    Oma hält inne und sieht mich an. »Das denke ich doch.«
    »Findest du, sie sollte die Erlaubnis bekommen, ihn zu sehen?«, frage ich.
    Nach einem Augenblick antwortet sie: »Das können wir nicht entscheiden. Wir haben Gerichte und Richter, die dazu viel besser in der Lage sind.«
    »Aber du glaubst, Jed wäre glücklicher, wenn es so wäre, oder?«
    Sie steht ganz ruhig da und weicht meinem Blick nicht aus. »Möglich«, sagt sie. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich schon.« Dann drehe ich mich wieder um, damit ich sie nicht ansehen muss, wenn ich meine nächste Frage stelle. »Du vermisst meinen Dad immer noch, oder?«
    Sie bleibt sehr reglos, als sie antwortet: »Ja. Jeden Tag.«
    »Mütter … vergessen also nicht … oder?«
    »Nein«, antwortet sie leise. »Nein, auf keinen Fall.«
    Und sie steht da und wartet auf die nächste Frage, aber ich stelle keine, und schließlich sagt sie: »Wolltest du mich noch etwas fragen?«
    »Nein«, sage ich.
    Dann esse ich mein Frühstück zu Ende, und sie macht mit dem Abwasch weiter, und sonst wird nichts mehr gesagt.
    Was ich gern über Oma wüsste
Warum kann sie Mum nicht leiden? Ich habe einmal gelesen, dass Mütter niemals die Mädchen leiden können, die ihre Söhne heiraten, weil sie sie ihnen wegnehmen, aber mein Dad ist sowieso weg. Gibt Oma etwa Mum die Schuld, dass er tot ist? Und wenn ja, wieso? Oder liegt es daran, dass Mum einen neuen Freund hat? Oder daran, dass Oma glaubt, Mum hätte mich vergessen?
Wenn Dad noch leben würde und Mum und er sich trennten, würde Oma ihm sagen, dass ich das Recht haben müsste, sie zu sehen?
Ich wollte eigentlich fragen, ob sie je Dads Grab besucht, aber er hat ja kein Grab. Wahrscheinlich steht sein Name auf einer Tafel am Ground Zero, aber ich bin mir nicht sicher. Außerdem ist sie sowieso nie in Amerika gewesen,weil sie Flugzeuge nicht mag. (Ich weiß aber nicht, ob es an dem liegt, was Dad passiert ist, oder ob sie schon immer so war.)
Hatte sie einen Lieblingssohn, und wenn ja, wer war es – Dad oder Onkel Ian?
Mochte sie Tante Karen, ehe sie sich von Onkel Ian trennte?
Hätte sie Tante Karen gestern ins Haus gelassen, wenn Opa nicht dabei gewesen wäre?
Was wird sie sagen, falls Onkel Ian herausfindet, dass sie Jed zu Treffen mit Oma Brenda bringt? (Priti sagt, es müsse heißen » wenn Onkel Ian es herausfindet«, nicht »falls«, weil es nur eine Frage der Zeit sei; sie sieht viele Nachmittagsserien.)
Falls Onkel Ian beim Bombenkommando ist, weiß Oma davon?
Warum lässt sie Opa die ganze Zeit fernsehen, ohne dass er ihr beim Kochen oder Saubermachen hilft, obwohl sie diejenige mit den kaputten Händen ist?
Wünscht sie sich manchmal, sie hätte mehr Enkelkinder?
(Ich finde, ich kann noch eine Frage stellen, weil Nr. 3 keine echte Frage war.) Wieso sagt sie mir nicht, worüber sie gestern Abend mit Gary am Telefon gesprochen hat?
    Heute heiraten Shakeel und Ameenah. Erst kommt die große Trauungszeremonie, danach ein Festmahl, bei dem das frischvermählte Paar zum ersten Mal zusammensitzt, sich aber nur über Spiegel sehen kann (sagt Priti). Durchs vordere Fenstersehen wir alle zu, wie Shakeel mit einer Riesenlimousine davonfährt, gekleidet wie ein Prinz aus Tausendundeiner Nacht. Allerdings gibt es keine Trommler oder andere Musiker, und ein Pferd auch nicht. Priti sagt, der Bräutigam muss auf einem Elefanten oder einem Pferd zur Trauung erscheinen, mit Musik und donnernden Pauken, aber sie fahren mit dem Auto und treffen sich erst später mit den Musikern, weil es für sie ein zu langer Fußmarsch wäre.
    Priti sieht ganz schön merkwürdig aus in ihrem Sari, das Haar glatt und ordentlich. Fast erwarte ich, unter den Schichten aus Seide ihre Heelys hervorblitzen zu

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