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Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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vor allem Zeitungen. Radiosender. Fernsehsender. Internetdienste. Alles, womit man Einfluss auf die Öffentlichkeit nehmen kann.«
    Hans-Olof blinzelte irritiert. »Aber doch nicht in Schweden.«
    »Was denken Sie denn? Natürlich auch in Schweden.«
    »Bei uns? Wie soll das gehen? Bis vor kurzem war hier doch noch mehr oder weniger alles staatlich. Ich bitte Sie, in meiner Jugend war Schweden quasi ein sozialistisches Land.«
    Nilsson fingerte an seiner Brille herum. »Ich sage es ungern, aber Ihre Jugend liegt schon einige Zeit zurück. Heutzutage kann man alles kaufen, selbst Staaten und Regierungen. Dass unsere Polizei mit von der Partie ist, haben Sie am eigenen Leib erlebt. Was bringt Sie auf den Gedanken, das müsse bei Chefredakteuren oder Staatsministern anders sein?«
    »Aber man kann Ihnen doch nicht verbieten, einen Artikel zu schreiben?«
    »Man hat es erst neulich getan. Es ging um ein anderes Thema, aber ich wurde sehr unmissverständlich zurückgepfiffen.«
    »Ein anderes Thema? Was für ein anderes Thema?«
    Nilsson fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Glauben Sie mir, das wollen Sie nicht wissen.«
    Hans-Olof hatte das Gefühl, kraftlos in sich zusammenzusinken. »Aber was soll ich dann machen? Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen …«
    »Ja. Ich … ich werde nichts unversucht lassen«, erklärte der Journalist fahrig. »Sie haben noch nicht alles unter Kontrolle, zumindest nicht, soweit ich sehen kann. Ein paar Möglichkeiten gibt es. Sicher nicht in meiner Zeitung, aber ich kenne da Leute, die … Aber damit will ich Sie nicht belasten. Besser, Sie wissen darüber so wenig wie möglich.«
    »Habe ich also Ihr Wort?«, fragte Hans-Olof bebend.
    »Sie haben mein Wort«, nickte der Journalist. »Ich werde einen Weg finden, Ihre Geschichte publik zu machen. Und ich werde ihn bald finden. In den nächsten Tagen.« Er zückte ein Notizbuch. »Wir müssen etwas vereinbaren, wie ich mit Ihnen in Kontakt treten kann. Wobei wir sicherheitshalber davon ausgehen, dass Ihre Telefone abgehört und Ihre Post gelesen wird. Von E-Mails ganz zu schweigen, die kann sowieso jeder mitlesen, der sich ein bisschen Mühe gibt.«
    »Ach so, ja.« Hans-Olof überlegte. Das war eine ungewohnte Fragestellung. »Vielleicht können wir Uhrzeiten ausmachen, zu denen ich mich in der Nähe anderer Telefone aufhalte. Ich denke, das gesamte Institut werden sie wohl kaum abhören können, oder?«
    »Ja, das käme mir auch unwahrscheinlich vor. Haben Sie einen Vorschlag?«
    Jetzt hätte er das Telefonverzeichnis dabeihaben sollen. Hans-Olof zog sein kleines, schlampig geführtes Adressbüchlein aus der Brieftasche und blätterte darin. »Hier habe ich die Nummer der Cafeteria. Dort muss ich bisweilen anrufen, wenn ich Gäste habe, um Kaffee und so kommen zu lassen.«
    »Gut.« Nilsson notierte sich die Nummer sorgfältig. »Können Sie morgen früh um zehn Uhr dort sein, ohne dass es verdächtig aussieht?«
    Das war kein Problem. Um diese Zeit sei er manchmal sowieso in der Cafeteria, erklärte Hans-Olof.
    »Ich werde um zehn Uhr anrufen, plus minus fünf Minuten, und nach Ihnen fragen. Sie sollten bis dahin außerdem ein, zwei andere Telefonnummern parat haben, damit wir auch für die folgenden Tage etwas ausmachen können.«
    »Verstehe. Ja.«
    »Und bis dahin, ganz wichtig: Unternehmen Sie nichts auf eigene Faust. Sie ahnen nicht, wo und wie weit dieser Staat schon unterwandert ist. Es ist unfassbar, glauben Sie mir. Wir müssen jeden einzelnen Schritt miteinander absprechen.«
    Hans-Olof nickte gefasst. Obwohl er sich das Gespräch anders vorgestellt hatte, verspürte er tief im Innern doch so etwas wie Zuversicht aufkeimen. »Wenn Sie mir versprechen, nicht zu vergessen, dass es um das Wohlergehen meiner Tochter geht.«
    »Keine Sekunde lang«, erwiderte Nilsson und steckte sein Notizbuch weg.
    So trennten sie sich. Sie ließen zwei nahezu unberührte Teller und zwei leere Flaschen Bier zurück, auf dem Tisch unter dem Bild, das die Tarotkarte GERECHTIGKEIT zeigte.
    An diesem Abend durfte er wieder einmal mit Kristina sprechen. Sie klang fahrig, in sich gekehrt, erzählte so zusammenhanglos von einem Buch, das sie gelesen habe, dass Hans-Olof sich keinen Reim darauf machen konnte, wovon sie redete. Er fragte, ob man sie gut behandele.
    »Ja, die Männer behandeln mich gut«, erwiderte Kristina mit verträumt klingender Stimme. »Sie kochen mir Essen, und sie beschützen mich vor der Polizei.«
    » Was tun sie?«,

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