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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Irene selbst brauchte, wenn sie für die gesamte Familie für den dreiwöchigen Urlaub in dem Ferienhaus der Schwiegereltern in Värmland packte. Der Wind war so stark, dass sie nicht hören konnte, was gesprochen wurde. Aber der Gestik nach zu urteilen, war Sylvia sehr aufgebracht. Sie redete und gestikulierte, griff voller Energie nach dem Gepäck und bewegte sich schnell und eckig. Als alles ausgepackt war, ging sie zu Viktors, schlang ihre Arme um seinen Körper und lehnte ihren Kopf an seine breite Sängerbrust. Er sah sich hastig um und für einen Moment hatte Irene den Eindruck, er würde direkt auf ihr Versteck in der Fliederhecke gucken. Aber ganz offensichtlich sah er sie nicht. Mit einer ungeduldigen Bewegung machte er sich aus Sylvias Umarmung frei. Bepackt mit ihrem ganzen Kram ging er zu der soliden Haustür aus Eichenholz. Diese fiel schwer hinter den beiden ins Schloss.
     
    Wieder im Büro zurück stellte Irene Huss fest, dass in der Zwischenzeit nicht viel passiert war. Torsson war wie vom Erdboden verschluckt. Lillis behauptete, er hätte nicht die geringste Ahnung, wo sich sein Cousin befinden könnte. Andersson war hochzufrieden mit Irenes Beschattungstour. In erster Linie war er zufrieden, dass er mit seiner Vermutung hinsichtlich Sylvia und Ivan Viktors Recht gehabt hatte. Er schlug sich auf die Brust und strahlte wie eine Frühlingssonne.
    »Männliche Intuition, weißt du! Männliche Intuition!«
    Taktvoll vermied sie es, darauf hinzuweisen, wessen Intuition zur Entdeckung geführt hatte.
    Andersson fuhr fort: »Fredrik hat gerade angerufen, kurz bevor du gekommen bist. Er hat gestern von mittags bis Mitternacht Lillis Zigarettenladen beobachtet. Eine Person, die Bobo Torsson gewesen sein kann, ging gestern Nachmittag gegen halb vier Uhr durch die Tür zu dem Treppenaufgang, an dem Lillis’ Wohnung liegt. Der gleiche Mann ging ungefähr eine Stunde später wieder raus. In der Hand trug er eine große Tasche. Nach meiner Beschreibung, die ich wiederum von Birgitta Moberg habe, nimmt er an, dass es Torsson war. Ich habe mit Hannu und Fredrik gesprochen. Die werden Lillis das Wochenende über weiter observieren. Nicht dass ich davon ausgehe, dass Torsson so dumm ist, sich wieder in der Berzeliigatan blicken zu lassen, aber man kann ja nie wissen. Außerdem kann es nichts schaden, wenn wir wissen, was Lillis so unternimmt.«
    Irene fragte lästernd: »Männliche Intuition?«
    »Nein. Bullenintuition«, entgegnete der Kommissar.
    Sie mussten beide lachen. Doch dann wurde Andersson wieder ernst.
    »Apropos Bullenintuition. Da Torsson Birgitta gedroht hat, habe ich ihr gesagt, sie solle das Wochenende über lieber nicht in ihrer Wohnung bleiben. Und sie hat wohl selbst auch Angst gekriegt, jedenfalls hat sie meinen Rat befolgt. Sie wohnt für ein paar Tage bei ihrer Mutter in Alingsås.«
    »Du fürchtest, Lillis und Torsson könnten unsere Phantome sein?«
    »Ja … nein … mir gefällt es jedenfalls nicht, dass sie hier im Dreck herumwühlen. Sie stören!«
    Viele Jahre der Zusammenarbeit ließen sie sofort verstehen, was er meinte. Vielleicht hatten Lillis und Bobo Torsson ja nicht das Geringste mit dem von-Knecht-Fall zu tun. Aber sie waren Unruheherde. Und man durfte sie nicht außer Acht lassen. Dafür war Lillis allzu gut bekannt in Polizeikreisen. Ihr kam plötzlich ein Gedanke.
    »Soll ich mal nachfragen, ob es etwas Futter hinsichtlich Bobo Torsson gibt?«, fragte sie.
    »Da müsste es eigentlich was geben. Birgitta schwört Stein und Bein, dass er ›vollgedröhnt wie eine Haubitze‹ war. Frag mal beim Rauschgiftdezernat nach!«
    Als Einzigen bekam sie bei der internationalen Abteilung des Rauschgiftdezernats einen relativ neuen Kollegen zu fassen, den sie nicht kannte. Er murmelte etwas davon, dass sie Unmengen von Arbeit hätten, versprach aber, am Montagmorgen wieder von sich hören zu lassen. Viel mehr gab es im Augenblick nicht zu tun. Sie schrieb ihren Bericht über Sylvias Beschattung und beschloss dann nach Hause zu gehen. Es war schon fast fünf und sie war müde, aber auch zufrieden mit ihrem Tag. Und sie freute sich auf dessen Fortsetzung am Abend.
     
    Das herrliche Gefühl prickelnder Vorfreude auf den Abend summte in ihr, als sie auf ihren Parkplatz einbog. Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte Jenny umgefahren, die gerade aus dem Reihenhausgarten gelaufen kam. Schnell stellte sie den Wagen ab und ging zu ihrer Tochter. Irene umarmte Jenny und bemerkte deren

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