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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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schnüffelte an ihrem frisch gewaschenen Haar.
    »Du. Der Wirt möchte, dass ich Vollzeit arbeite. Im Glady’s wird es im Augenblick verdammt eng. Auch wenn wir uns zu zweit die Schicht teilen, wird es notwendig, dass einer voll arbeitet. Und Sverker ist ja schon dreiundsechzig, er will seine Teilpension natürlich nicht aufgeben. Also bleibt es an mir hängen.«
    »Nun ja, wenn du es selbst auch willst …«
    »Tja, das wäre ja nicht so schlecht. Seit die Mädchen auf der Welt sind, habe ich immer eine Dreißigstundenwoche gearbeitet. Und langsam wird es Zeit, an die Zusatzrente zu denken. Wenn es da überhaupt noch was zu holen gibt. Obwohl es mit Hinblick auf die unregelmäßigen Arbeitszeiten natürlich ganz schön war, nicht voll zu arbeiten.«
    »Ja, sonst hätte das mit uns ja auch überhaupt nicht geklappt. Und mit ein wenig Hilfe von Mama. Aber inzwischen sind die Mädchen groß. Die brauchen uns in dieser Form nicht mehr.«
    Der letzte Satz klang in ihren eigenen Ohren falsch und hohl. Aber Krister schien es nicht zu bemerken.
    »Stimmt. Sie sind selbstständig. Jenny hat ihre Musik, Katarina ihr Jiu-Jitsu. Und wir haben uns.«
    Er drückte sie fest an sich. Sie fühlte sich innerlich ganz warm und vom Leben privilegiert.
    Sammie begann an der Tür zu bellen. Noch eine Minute, und er würde nicht mehr darüber nachdenken, wo er seine Pfütze machen sollte!
     
    Draußen war es glatt, kalt und klar. Irene schob ihren Arm unter Kristers. Es war schön rauszukommen, sie fühlte sich vom Essen und dem Wein ganz dösig. Sie gingen den beleuchteten Fußgänger- und Radfahrweg entlang. Er führte ganz bis zum Badestrand hinunter, knapp zwei Kilometer weit. Auf dem Weg würden sie am Jugendclub vorbeikommen, und Irene spürte einen Stich schlechten Gewissens. Wollte sie hinter Jenny herspionieren? Nein, sie schlenderten einfach zufällig mit dem Hund hier vorbei.
    Zwei Jugendliche kamen ihnen entgegen. Als sie näher waren, erkannte Irene Pia. Aber die Zweite war nicht Jenny, sondern eine andere aus ihrer Klasse. Irene grüßte Pia: »Hallo Pia. Ist Jenny noch im Jugendclub?«
    »Hallo. Jenny? Sie war doch gar nicht da.«
    Die Mädchen gingen weiter. Irene blieb stehen. Sie spürte, dass ihr Griff um Kristers Arm viel zu fest geworden war, aber sie konnte ihn nicht lockern. Sie fühlte ein verzweifeltes Bedürfnis nach Halt. Dieses traumartige Gefühl, schreien zu wollen, es aber nicht zu können, schnürte ihr die Kehle zu. Es gelang ihr nur ein Flüstern: »Wo ist sie denn? Mein Gott, wo ist sie?«
    »Nun mal ruhig, reg dich nicht auf. Sicher ist sie hier irgendwo in der Gegend. Mit diesem Typen zusammen«, sagte Krister.
    Er hatte die Absicht gehabt, sie mit den Worten zu beruhigen, aber bei seinem letzten Satz stieg in Irene Panik auf.
    »Aber wir wissen ja nicht mal, wie er weiter heißt, dieser Markus!«
    Schweigend kehrten sie um. Die ganze herrliche Feierabendstimmung war weg, ersetzt durch eine Angst, so dunkel wie die Novemberdunkelheit um sie herum. Ihre Gruppe von Reihenhäusern kam ins Blickfeld, als Irene sah, dass ihnen zwei Skinheads entgegenkamen. Ohne es zu wollen, musste Irene an die Ereignisse denken, die ihr an diesem Morgen in den Kopf gekommen waren. Es war beruhigend, den Hund dabei zu haben.
    Ein paar Meter bevor sie aneinander vorbeigingen, blieb plötzlich einer der Glatzköpfe stehen. Sammie zog an der Leine und bellte. Überrascht stellte Irene fest, dass er nicht wütend klang, sondern eher fröhlich und eifrig. Der Glatzkopf, der so plötzlich stehen geblieben war, machte den Mund auf und sagte mit zitternder Stimme: »Hallo Mama, hallo Papa.«

KAPITEL 12
    Manchmal ist ein bestimmter Montagmorgen noch viel schlimmer als ein gewöhnlicher Montagmorgen. Müde und mit schwerem Kopf traf Irene Huss kurz vor halb acht in ihrem Büro im Polizeipräsidium ein. Die Nacht hatte sie zum größten Teil schlaflos verbracht.
    Tommy Persson trat gleichzeitig durch die Tür und zog sich seine alte Lederjacke aus. Schnell grüßte er: »Hallo, hallo!«
    »Ja, hallo«, erwiderte Irene dumpf.
    Tommy sah sie forschend an. Er kannte sie seit siebzehn Jahren, aber das wäre gar nicht nötig gewesen, um zu sehen, dass etwas nicht stimmte. Er wedelte abwehrend mit den Händen.
    »Sag nichts! Krister ist mit der kleinen süßen blonden Kellnerin abgehauen!«
    Irene verzog gegen ihren Willen den Mund und seufzte: »Nein, aber Jenny hat sich die Haare abrasiert. Sie ist ein Skinhead, aber ›nur weil sie

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