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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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die Musik mag‹. Wir haben geschimpft, argumentiert und sie angefleht, den ganzen Tag lang gestern. Aber sie ist nur umso starrköpfiger geworden. Sie ist ein Skinhead, weil ihr Freund einer ist. Und weil sie zusammen in der gleichen Skinheadband spielen. O Tommy, sie begreift es einfach nicht!«
    Irene sank auf ihrem Schreibtischstuhl zusammen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Keiner von beiden sagte etwas. Als sie schließlich die Hände wegnahm, schaute sie zu ihm auf. Noch nie hatte sie ihn so ernst gesehen. Mit eisiger Schärfe in der Stimme sagte er: »Aber sie muss verstehen. Wenn man sich die Haare abrasiert und behauptet, man wäre ein Skinhead, dann muss man auch die Konsequenzen dafür tragen. Man kann nicht nur ein bisschen ein Skinhead sein. Du musst ihr klar machen, wofür die Glatze steht!«
    »Wir haben es ja versucht! Aber wenn wir anfangen, von Nazis und Rassismus zu reden, behauptet sie, die Judenvernichtung hätte es nie gegeben. Und nach ihren Worten sind wir die Rassisten. Nun ja, es stimmt schon, dass Krister und ich schon mal über Einwanderer geschimpft haben, die herkommen und von unseren Steuergeldern leben. Und wir bei der Polizei sehen ja zwangsläufig die diversen schweren Verbrechen, die von Einwanderern begangen werden.«
    »Aber woher sollen denn diese jungen kriminellen Einwanderer so was wie Solidarität mit der schwedischen Gesellschaft empfinden? Sie werden doch konsequent ins Abseits gestellt! Sie wohnen draußen in den Trabantenghettos, sind Außenseiter in der Schule und beherrschen die Sprache nicht richtig. Viele von ihnen können weder ihre Muttersprache noch Schwedisch richtig sprechen. Und auch auf dem Arbeitsmarkt stehen sie abseits. Wenn der Arbeitgeber sieht, dass der Bewerber einen Namen hat, den er nicht aussprechen kann, wird derjenige nicht mal zum Gespräch eingeladen. Ganz gleich, wie gut seine Ausbildung auch sein mag. Schwarze Putzjobs, das ist das Einzige, wozu sie in Schweden zu taugen scheinen!«
    »Wie Pirjo Larsson. Obwohl sie wohl kaum gut ausgebildet war.«
    »Wie Pirjo. Die einzige Sicherheit und Bildung ist für viele jugendliche Einwanderer ihre Bande. Und wir haben beide oft genug gesehen, was die Banden so machen. Aber wir sehen nicht die, die nicht kriminell werden, sondern nur die anderen. Eigentlich wundert es mich nicht, was die Jugendlichen so machen. Ich habe nur Angst davor, was für eine Gesellschaft wir eigentlich für unsere Kinder schaffen. Und damit meine ich unsere Kinder! Denn es sind unsere Kinder, die sich die Köpfe rasieren. Es sind unsere Kinder, die Prügeleien mit Einwandererkindern veranstalten. Oft werden sie verletzt, ab und zu stirbt einer. Unsere Kinder kennen auch keine Zugehörigkeit zur schwedischen Gesellschaft, stattdessen bekennen sie sich zu fertigen, schnell gestrickten Scheinlösungen. ›Marschiert mit uns, für eine rein arische Gesellschaft!‹, ›Schmeißt alle Kanacken raus, und Nordeuropa wird ein allzeit glückliches tausendjähriges Reich! Sieg Heil!‹ Und unsere Kinder sind es, die sich die Stiefel anziehen und auf Teufel komm raus marschieren!«
    Wortlos starrte sie ihn an. Noch nie hatte sie ihn derart aufgebracht gesehen. Für sie war er immer der ausgeglichene Tommy. Der ruhige, selbstsichere Vater dreier Kinder, und darüber hinaus ihr ältester Freund aus Ausbildungstagen. Er war so aufgewühlt, dass er in ihrem kleinen Arbeitszimmer herumlief, aufstampfte und den Hitlergruß zeigte, um zu unterstreichen, was er meinte.
    »Und weil es unsere Kinder sind, müssen wir die Verantwortung übernehmen. Die können wir nicht von uns weisen! Du hast zwei Kinder, ich habe drei. Aber auch die Glatzköpfe, die sich in ein paar Tagen um die Denkmäler von Karl XII., dem letzten König des schwedischen Großreiches, im ganzen Land versammeln werden, sind unsere Kinder!«
    Irene war verwirrt und müde, sie wollte protestieren, fand aber in ihrem trägen Kopf nicht die richtigen Formulierungen. Vorsichtig versuchte sie es dennoch: »Ich finde nicht, dass alle Skinheads meine Kinder sind, nur weil Jenny sich den Kopf rasiert hat.«
    »Wenn du das ablehnst, dann lehnst du auch die Gesellschaft ab, die dich eingestellt hat, damit du sie beschützt! Diese Glatzköpfe sind Teil der schwedischen Gesellschaft. Wir alle tragen in irgendeiner Weise Verantwortung. Aber in erster Linie handelt es sich bei den Skinheads um ein Symptom der schwedischen Gesellschaft!«
    »Ein Symptom?«
    »Ein Symptom für

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