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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Außenseitertum! Die schwedische Gesellschaft stellt Leute ins Abseits! Und wenn du einmal ausgeschlossen bist, dann wirst du verflucht noch mal nie wieder aufgenommen!«
    »Aber warum entscheiden sich dann Jugendliche freiwillig dazu, sich Gruppen anzuschließen, die im Abseits stehen, was meinst du?«
    »Das haben Jugendgruppen doch immer so gemacht. Zu unserer Zeit waren es die FNL-Abzeichen und Palästinensertücher, die unsere Solidarität mit der Dritten Welt und alldem zeigen sollten. Viele von uns sind auf der grünen Welle mitgeschwommen. Wir hatten schließlich die richtigen Werte und Ansichten!«
    »Aber in den Siebzigern standen doch alle irgendwie links!«
    »Die Jugendlichen, ja. Wir gehörten zu der progressiven Jugendgeneration. Wir waren nicht wie die anderen, das heißt, nicht wie unsere Eltern. Nein, wir standen für etwas anderes, etwas Besseres. Für das einzig Richtige: für die Zukunft.«
    »Meinst du, dass es mit den Neonazis und Glatzköpfen heute das Gleiche ist, oder wie?«
    »So ungefähr. Man hat aufgegeben, sich in der toughen, harten Gesellschaft durchzubeißen, bevor man es überhaupt versucht hat. Es ist doch besser, freiwillig aufzugeben, als rausgeworfen zu werden. Deshalb solidarisiert man sich gleich mit denen, die schon außerhalb stehen. Man sucht Stärke in diesen Gruppen. Da ist es leicht, sich anzupassen und eine Identität zu kriegen – die sehen doch in ihren Stiefeln, ihrer Militärkleidung und mit den kahlen Schädeln alle gleich aus. Schon durch das Auftreten allein jagt man den anderen Leuten einen Schrecken ein. Die Jugendlichen suchen Halt in auswendig gelernten Argumenten. Ihre Anführer machen einen so verdammt selbstsicheren Eindruck, wenn sie ihre Schlagworte rausschreien, zu dröhnender elektrischer Gitarre und schwerer Schlagzeugmusik. Wie schön, wenn man nicht selbst denken muss! Sondern einfach mitmarschieren kann!«
    Warum war er so erregt und engagiert? Irene wunderte sich, konnte ihn aber nicht mehr fragen, denn die Gegensprechanlage piepste und rief sie zur morgendlichen Besprechung. Tommy holte tief Luft und schien schnell nachzudenken. Dann sagte er: »Es ist schon eine Weile her, dass ich Jenny gesehen habe. Was hältst du davon, mich morgen oder übermorgen zu euch nach Hause einzuladen?«
    Irene war verwirrt über seinen schnell vorgebrachten Vorschlag, erwiderte aber sofort: »Aber du bist doch immer bei uns willkommen. Jederzeit! Krister und ich haben überlegt, ein kleines Santa-Lucia-Fest zu machen, und dazu sollen natürlich Agneta und du …«
    »Das ist eine gute Idee. Aber darum geht es im Augenblick nicht«, sagte Tommy.
    Seine Stimme klang sehr ernst. Auch Irene wurde klar, dass es nicht um einen gemütlichen Abend ging. Stehenden Fußes fasste sie einen Entschluss: »Dann machen wir den Mittwochabend ab. Da kann Krister was für uns kochen. Ich weiß, dass du nicht so viel von meiner Kochkunst hältst.«
    »Sie ist auf gleichem Niveau wie meine. Obwohl meine vielleicht eine Spur besser ist. Mittwoch passt mir gut. Aber sorg bitte dafür, dass Jenny auch da ist.«
    Genau in dem Moment, als Irene ins Konferenzzimmer gehen wollte, kam eine Sekretärin und überreichte ihr einen braunen Hauspostumschlag. Mit einem schnellen Blick fand sie den Namen Bo Torsson im Text.
    Kommissar Andersson räusperte sich und bat um Ruhe: »Okay. Dann sind wir ja vollzählig. Die Jungs von der Spurensicherung kommen später. Die kümmern sich noch um eine Autobombe, die heute Morgen hochgegangen ist. Haben alle davon gehört?«
    Die Mehrheit der Gruppe schaute verwundert drein und schüttelte den Kopf. Offenbar war die Explosion die Hauptmeldung der Halb-acht-Uhr-Nachrichten gewesen, aber da hatten sich die meisten schon auf die morgendliche Versammlung vorbereitet. Andersson fuhr fort: »Verdammt merkwürdig. Auf dem Parkplatz des Delsjöns-Golfplatzes ist um sechs Uhr heute Morgen ein Auto in die Luft geflogen. Kein Mensch war in der Nähe, abgesehen von dem Fahrer des Autos, der viel zu nahe dran war. Er ist buchstäblich in Atome zerfallen! Die Vermutungen gehen dahin, dass es sich um eine Art Terrorist gehandelt hat, der die Bombe aus Versehen ausgelöst hat. IRA, Hamas, etwas in der Richtung. Oder irgendein alter Mist aus dem früheren Jugoslawien. Ich erinnere nur dran, welche Hölle uns die Ustascha in den Siebzigern bereitet hat … Nun ja, um diese Ermittlungen muss sich jemand anders kümmern. Jetzt gehen wir erst einmal durch, was wir seit Freitag

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