Der Novembermörder
einen Zeugen hätten, der gesehen hat, wie die Benzinkanister in den Porsche gebracht wurden! Aber niemand hat sich gemeldet. Es muss passiert sein, als der Zeuge im zweiten Stock sein Kind ins Bett gebracht hat und danach auf der Toilette war«, seufzte er.
Irene klopfte ihm leicht auf den Arm.
»Du, Tommy, wir haben doch bei jemandem Plastikkanister gesehen. Gerade erst. In Henriks und Charlottes Garage. Lass uns da vorbeifahren und noch mal näher nachsehen. Die Schlüssel behalten wir und geben sie den Technikern. Ich habe das Gefühl, es ist mal wieder an der Zeit für ein Gespräch mit Sylvia von Knecht. Obwohl ich bestimmt der letzte Mensch bin, den sie gern sehen möchte. Irgendwie läuft es immer aus dem Ruder, wenn ich sie befrage.«
Tommy grinste.
»Vielleicht ist es ja an der Zeit, männliche Kompetenz dazuzuholen? Damit meine ich natürlich mich.«
»Wahrscheinlich gar keine schlechte Idee.«
Zu dritt fuhren sie nach Örgryte hinaus und gingen in Henrik von Knechts immer noch unverschlossene Garage. Dort standen die beiden Plastikkanister mit der Aufschrift »Aqua dest« immer noch in der Ecke. Irene schraubte den Deckel ab und schnupperte, konnte aber nur abgestandenes Wasser riechen. Tommy schaute sie sich auch an und meinte: »Zehnliterkanister. Ideal für diese Zwecke. Gut zu tragen. Fünf, sechs davon reichen für die Höllenbombe. Wir sollten den jungen Herrn von Knecht einmal näher dazu befragen. Denn die Gnädigste ist sicher immer noch fort?«
Alles deutete darauf hin. Niemand öffnete, als sie an der Tür schellten. Sie gingen ums Haus und versuchten durch die Fenster hineinzusehen. Als sie sich auf den Rand einer verwilderten Rabatte auf der Rückseite des Hauses stellte, konnte Irene direkt in die Küche gucken. Das schmutzige Geschirr stand nicht mehr da. Alles sah sauber und ordentlich aus. Henrik würde nicht auf die Idee kommen, dass seine Frau Besuch von einem Cowboy gehabt hatte. Andererseits wollte er laut Charlotte ja sowieso direkt nach Marstrand fahren. Und sie selbst auf ein Fest bei einem Freund … Sie wurde von einer schroffen Stimme in ihren Gedanken unterbrochen: »Stehen bleiben oder ich schieße! Die Polizei ist bereits alarmiert, sie kommt sofort!« Erschrocken drehte sie sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und starrte direkt in die Mündung eines Gewehrs. Welches bedrohlich in den Händen eines dicken, glatzköpfigen älteren Herrn zitterte.
Den drei Kriminalinspektoren war es fast gelungen, den bewaffneten Mann davon zu überzeugen, dass sie wirklich Kriminalbeamte waren, als der Streifenwagen anrückte. Die beiden Polizisten kamen mit gezogener Pistole um die Hausecke gelaufen. Zum Glück war einer von ihnen Hans Stefansson. Vielleicht war es aber auch eher ein Unglück, da war sich Irene gar nicht so sicher. Aber eines wusste sie ganz genau. Die Geschichte, wie ein misstrauischer Nachbar drei Kriminalbeamte mit einem Elchgewehr in Schach hielt, während er auf den Streifenwagen wartete, die würde noch am gleichen Abend in der ganzen PO1 herum sein.
Dem armen älteren Mann war es sichtlich peinlich, als er seinen Irrtum eingestehen musste. Er verteidigte sich mit beleidigter Stimme: »Aber heutzutage kann man ja nicht vorsichtig genug sein. Meine Frau hat verdächtige Personen gesehen, die sich hier herumtrieben oder in Autos rumspionierten. Und da habe ich natürlich gedacht, das wären Einbrecher!«
Irene nahm an, dass seine Frau die Dame hinter der Gardine gewesen war, die Tommy und sie am Tag zuvor beobachtet hatte. Aber es ist immer besser, diese Leute auf seiner Seite zu haben. Ein braver Bürger, der glaubt, er genieße das Vertrauen der Polizei, erzählt alles Mögliche. Das heißt, so lange es um andere Leute geht. In einem vertraulichen Tonfall fragte sie deshalb den korpulenten Nachbarn: »Wir haben versucht, Henrik von Knecht zu erreichen, was uns aber nicht gelungen ist. Wissen Sie vielleicht, wo er ist?«
Das war völlig ungefährlich, da sie ja wusste, dass er in Stockholm war. Aber offenbar hatte der Nachbar keine Ahnung. Er schüttelte seinen kugelförmigen Kopf und erklärte gleichgültig: »Henrik von Knecht? Der ist doch fast nie zu Hause. Eine Zeit lang haben meine Frau und ich schon gedacht, die beiden hätten sich getrennt. Aber letzte Woche haben wir ihn dann wieder gesehen.«
»Wir haben gestern mit Charlotte von Knecht gesprochen, aber wir müssten sie noch einmal sehen. Sie wissen … alles muss doppelt
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