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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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geladen. Ich habe die Munition nicht gefunden. Aber das wollte ich gar nicht sagen. – Müssen Sie Frau von Knecht sagen, dass ich es war, der Ihnen das alles erzählt hat?«
    Trotz der Temperaturen um null Grad war seine Stirn von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Irene klopfte mit beruhigenden kleinen Bewegungen auf seine Hand, von denen sie hoffte, sie würden ihren Zweck erfüllen, und sagte in ihrer schönsten offiziellen Polizeisprache: »Nicht, wenn es sich nicht herausstellen sollte, dass es eine entscheidende Rolle für die Aufklärung des Falles spielt. Und bis jetzt ist es nur eine Spur unter vielen. Wenn es notwendig sein sollte, werden Sie bei einer eventuellen Gerichtsverhandlung als Zeuge bestellt. Aber nichts spricht im Augenblick dafür, dass es so weit kommen könnte. Und wenn doch, werden Sie rechtzeitig von uns hören.«
    Äußerungen von Polizeibeamten, die ganz offiziell klingen, wirken auf die Mitbürger immer äußerst beruhigend. Sie verbreiten das Gefühl, als hätten die Beamten alles unter Kontrolle. Was momentan bei den drei Inspektoren ganz und gar nicht der Fall war. All ihre Schlussfolgerungen waren auf den Kopf gestellt worden!
    Als der Nachbar zu sich hinübergeschlurft war, den Gewehrlauf durch das Gras hinter sich herschleifend, wandte sich Irene an die Streifenpolizisten und sagte: »Stefansson, du und ich, wir kennen uns doch ganz gut, oder?«
    Hans Stefansson nickte, schaute sie dabei aber verwundert an.
    »Du und dein Kollege dürfen unter keinen Umständen, ich wiederhole: unter keinen Umständen über das sprechen, was dieser Nachbar gerade erzählt hat! Ihr könnt genau protokollieren, was hier draußen passiert ist, aber kein Wort über das Gespräch! Ehrenwort?«
    Sie streckte die Hand aus und gab beiden einen festen Handdruck. Stefanssons Kollege war ein junger Assistent und schien gar nicht zu begreifen, worum sich das Ganze überhaupt drehte. Aber er guckte feierlich und ernst, als er Irenes Hand ergriff.
    Die beiden Kollegen fuhren mit ihrem Wagen davon, und die drei Inspektoren blieben allein in dem verwilderten Garten zurück. Sie sahen einander an, konnten aber auf Grund der zunehmenden Dämmerung keinen richtigen Augenkontakt aufnehmen. Schließlich brach Tommy das Schweigen.
    »Darüber müssen wir reden. Und was essen! Es ist schon fast halb vier.«
    »›China House‹ am Södra vägen?«
    »Perfekt.«
    Als wäre es abgesprochen, redeten sie während der zehnminütigen Autofahrt kein Wort miteinander.

KAPITEL 17
    Sie waren die einzigen Gäste in dem chinesischen Restaurant, suchten sich aber trotzdem eine Nische ganz hinten im Lokal. Es wurden »vier kleine Gerichte« und für jeden ein großes Leichtbier bestellt. Nach nur wenigen Minuten stand das Essen auf dem Tisch. Erst als der Boden ihrer Schalen zu sehen war, begannen sie zu reden. Irene fing an: »Es ist nicht Sylvia, mit der wir als Erstes reden müssen, sondern Henrik und Charlotte. Aber das wird nicht leicht werden, wenn wir uns nur auf Gerüchte berufen können.«
    Fredrik warf ein: »Ich bin fest davon überzeugt, dass Henrik Dreck am Stecken hat. Ich wette, er ist der Bombenleger! Er kann sich locker die Schlüssel für die Garage und den Porsche besorgt haben, und er besitzt einen großen, hellen Wagen mit dunklen Scheiben. Und dann sind da noch die Plastikkanister in seiner Garage.«
    Tommy nickte zustimmend.
    »Ich bin ganz deiner Meinung. Viel spricht dafür, dass Henrik der Bombenleger ist. Aber warum? Warum hat er versucht, seinen eigenen Vater in die Luft zu sprengen? Warum hat er Pirjo losgeschickt, um die Bombe zur Explosion zu bringen? Und warum wurde Bobo Torsson in die Luft gesprengt?«
    Irene ruderte eifrig mit den Händen, um ihre Ansichten zu unterstreichen.
    »Ich glaube, am einfachsten ist die Frage zu beantworten, warum er Pirjo in die Berzeliigatan geschickt hat. Es hat sich nämlich alles um ihn zusammengezogen. Wenn er der Bombenleger ist, natürlich nur«, sagte sie.
    »Zusammengezogen?«
    »Ja. Denk dran, dass die Bombe schon fast vier Tage vor Richards Ermordung angebracht wurde. Wäre er nicht erkältet gewesen, wäre er am Montag in sein Büro gegangen. So hat er das aber nicht gemacht. Und am Dienstag auch nicht. Am Dienstagabend ist er ermordet worden. Von dem Mord können wir mit Sicherheit sagen, dass Henrik ihn nicht hat ausführen können, weil er und Sylvia unten auf der Straße waren, als es passiert ist. Aber Henrik weiß, dass in der Berzeliigatan eine

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