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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Ende seines Lebens zu hören bekommen! Natürlich nur unter dem Deckmantel höchsten kameradschaftlichen Wohlwollens.
    Tommy betrachtete nachdenklich die stattliche Jugendstilfassade auf der anderen Seite der Aschebergsgatan. Er schaute zu der Marmorbalustrade im obersten Stock hinauf und zu dem inzwischen berühmten kleinen turmförmigen Balkon. Nachdenklich sagte er: »Ob Sylvia von Knecht wohl zu Hause ist? Ich würde gern noch mal in die Garage gucken.«
    Irene schloss das Auto auf und zupfte die Karte mit Sylvias Telefonnummer aus der Jackentasche. Sie setzte sich in den Wagen und tippte die Nummer in ihr Handy ein.
    »Bei Sylvia von Knecht.«
    Eine Frauenstimme antwortete in singendem Finnlandschwedisch.
    »Guten Tag, mein Name ist Inspektorin Irene Huss. Ich möchte gern Sylvia von Knecht sprechen.«
    »Die ist nach Marstrand gefahren. Eines der Pferde ist krank geworden.«
    »Wann erwarten Sie sie zurück?«
    »Heute abend.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das weiß ich nicht«, hatte sie geantwortet. Es war eine kühle, aber keineswegs unfreundliche Stimme. Irene beschloss, es einfach zu versuchen.
    »Sind Sie Sylvia von Knechts Schwester? Arja Montgomery?«
    »Ja.«
    »Dürften wir einen Augenblick zu Ihnen raufkommen? Wir sind unten vor der Tür, in der Aschebergsgatan.«
    Nach einer kurzen Pause kam es zögernd: »Ich weiß nicht … Sylvia ist nicht begeistert davon, dass die Polizei überall herumschnüffelt.«
    »Ja, ich weiß. Sie ist nach allem, was passiert ist, etwas empfindlich. Aber sie hat uns die ganze Zeit bei unseren Ermittlungen zur Verfügung gestanden. Unser jetziges Problem ist mit Ihrer Hilfe auch ganz leicht zu lösen. Wir müssten noch einmal in die Garage in der Molinsgatan. Die Schlüssel sind an Richards Autoschlüsselbund. Der liegt auf seinem Nachttisch, neben dem Etui mit den Türschlüsseln.«
    Wieder entstand eine zögerliche Pause. Dann sagte Arja resigniert: »Ich werde nachsehen, ob ich sie finde.«
    Es raschelte leicht, als sie den Hörer auflegte. Nach ein paar Minuten kam sie zurück.
    »Ich habe sie gefunden. Aber ich muss runterkommen, um Ihnen die Schlüssel zu geben. Das ist zwar etwas peinlich, aber ich kenne den Code für die Tür nicht.«
    »Das ist in Ordnung. Wir warten.«
     
    Arja war deutlich jünger als Sylvia. Zu ihrer Überraschung musste Irene feststellen, dass Arja fast im gleichen Alter wie sie selbst war. Es war schwer, eine Ähnlichkeit mit der älteren Schwester festzustellen. Fast zehn Zentimeter größer als die Schwester, mit einer kräftigen, leicht untersetzten Figur, war Arja auf eine typisch finnische Weise schön. Sie hatte dickes, hellblondes, schulterlanges Haar, hohe Wangenknochen, große, strahlend blaue Augen und einen breiten Mund mit ebenmäßigen, schönen Zähnen. Diese zeigte sie, während sie entschuldigend lächelte. Sie deutete auf das schmutzige Herrenhemd und die dreckigen Jeans, die sie trug, und erklärte: »Entschuldigen Sie, aber ich helfe Sylvia beim Saubermachen. Die Beerdigung ist Donnerstag, bis dahin will sie alles in Ordnung haben.«
    Was hatte Sylvia einmal gesagt? »Nur Finninnen können richtig sauber machen.« Es sah so aus, als würde sie bei dieser These bleiben. Arja zog den Schlüsselbund aus ihrer Jeanstasche und fragte: »Sind das die richtigen Schlüssel?«
    »Ja, das sind sie. Und hier sind unsere Ausweise. Es ist wichtig, dass Sie wissen, wem Sie die Schlüssel gegeben haben.«
    Irene zückte ihren Polizeiausweis. Tommy und Fredrik folgten verwundert ihrem Beispiel. Arja warf einen flüchtigen Blick auf die Karte mit der Metallmünze und nickte. Irene erklärte lächelnd: »Schließlich kenne ich Sylvia, da wir schon einige Male miteinander zu tun hatten. Sie wird sonst mit Ihnen schimpfen, dass Sie nicht nachgefragt haben, wem Sie eigentlich die Schlüssel gegeben haben. Aber jetzt haben Sie unsere Legitimation gesehen und wissen auf jeden Fall, dass wir von der Polizei sind.«
    Zunächst schaute Arja ganz verwundert drein, aber dann begannen ihre saphirblauen Augen frech zu funkeln, und ein warmes Lächeln zeigte sich.
    »Ich sehe, Sie kennen meine liebe Schwester wirklich. Oder besser gesagt: meine Halbschwester«, sagte sie.
    Das erklärte die fehlende Ähnlichkeit. Irenes übliche Neugier forderte ihr Recht und sie musste einfach fragen: »Haben Sie die gleiche Mutter oder den gleichen Vater?«
    »Die gleiche Mutter. Sylvias Vater starb bei der finnischdeutschen Offensive gegen

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