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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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einem Schnitt in seinem Nacken heraus. Aus der Wunde pumpte dunkles Blut.
    »Fredrik! Bist du okay? Hast du alles unter Kontrolle?«
    Irene schrie zum Flur hin, ohne den Blick von dem Mann in der Blutlache abzuwenden. Ihr Dämon war dabei zu sterben. Die Rache nahm Gestalt an. Warum spürte sie dennoch keinen Triumph?
    »Alles ist unter Kontrolle. Ich habe Lillis im Visier. Aber Henrik von Knecht braucht einen Arzt. Und zwar schnell.«
    Das brauchte Hoffa auch. Mechanisch riss sie den Vorhang auf der anderen Seite der Balkontür herunter und ging zu ihm.
    Er jammerte leise, als sie vorsichtig seinen Kopf hob. Sie schob den Vorhang unter seinen Hals und versuchte ihn festzuzerren. Das wurde ein ziemlich plumper Druckverband, aber mehr konnte sie im Augenblick nicht tun. Fredrik stand weiterhin in schussbereiter Haltung. Sie ging zu ihm, stellte sich neben ihn, drehte den Kopf um ein Viertel, und so bot sich ihr das gleiche Bild wie ihm.
    Mitten im Raum stand Lillis, beide Hände hochgestreckt, die Handflächen den Betrachtern zugewandt. Sie trieften vor Blut. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, und der Blick, den er Irene zuwarf, ganz und gar uninteressiert. Nur sein Unterkiefer mahlte, wie beim langsamen Kaugummikauen. Quer über dem Doppelbett lag Henrik von Knecht. Oder besser gesagt, sie nahm an, dass es Henrik von Knecht sein musste. Der Überwurf, der wohl einmal weiß gewesen war, war jetzt so von Blut durchtränkt, dass man es für ein rotes Batikmuster halten konnte. Henriks Gesicht war vollkommen zugeschwollen. Bei jedem Atemzug blubberten hellrote Blutblasen aus seinem Mund, und der nackte Körper war gezeichnet von Schlägen und Tritten.
    Irene hatte schon einiges im Laufe ihrer Dienstzeit gesehen, aber das hier gehörte mit zum Schlimmsten. Eine Wahnsinnsfolter, fast schon ein Schlachten. Mit einem Schaudern erinnerte sie sich daran, wie der vierzehnjährige John nach der unmenschlichen Tortur der Skinheads ausgesehen hatte. In der Welt der Filme und Videos schütteln die Helden mörderische Schläge einfach nur ab, stehen auf und schlagen zurück. Aber in der Wirklichkeit steht das Opfer oftmals nicht wieder auf. Es stirbt. Und jeder konnte sehen, dass Henrik von Knecht im Sterben lag.
    Irene und Fredrik gingen zu Lillis. Ohne zu zeigen, wie es in ihrem Inneren aussah, sagte Irene kühl: »Dreh dich um! Stirn an die Wand, Beine breit auseinander und die Hände auf den Rücken! Wenn du nicht tust, was ich sage, wird es uns ein Vergnügen sein, dir die Eier abzuschießen!«
    Ausdruckslos drehte er sich um und gehorchte ihren Befehlen. Das war nicht das erste Mal, er wusste, wann es an der Zeit war klein beizugeben. Diese Bullen hier würden nicht zögern. Und seine Eier wollte er gern noch eine Weile behalten.
    Irene legte ihm Handschellen an und befahl ihm, in dieser Haltung stehen zu bleiben. Kurz gab sie die Order: »Birgitta. Fordere den Polizeihubschrauber an. Der Krankenwagen braucht zu lange. Und außerdem haben wir die Einfahrt mit unseren Autos versperrt. Also brauchen wir den Hubschrauber. Er kann auf dem Rasen vor dem großen Haus landen.«
    Birgitta zog das Telefon aus der Tasche und tat, worum Irene sie gebeten hatte. Es dauerte etwas, bis die Einsatzzentrale begriff, was passiert war und wer darin verwickelt war. Die Konstellation Lillis Johannesson, Hoffa Strömberg und der Millionärssohn Henrik von Knecht riefen eine leise Verwunderung hervor und den Verdacht, dass es sich um einen Scherz handele. Erst als Irene das Telefon ergriffen und wie ihr Kommissar geflucht und gewettert hatte, begriffen sie, dass es eilte. Es würde höchstens eine Viertelstunde dauern, bis der Hubschrauber an Ort und Stelle wäre. Mit verbitterter Miene gab Irene das Telefon wieder ab. Es war äußerst zweifelhaft, ob einer der beiden Verwundeten so lange überleben würde.
    Sie schaute sich im Zimmer um. Überall war Blut. Auf dem Boden lagen Glassplitter, und Keramikscherben knackten unter ihren Füßen, als sie zum Bett ging. Henrik von Knecht war fast nicht wieder zu erkennen. Sein ganzes Gesicht war zu Hackfleisch geprügelt worden. Sein Atem ging jetzt kurz und stoßweise. Die Blutblasen kamen schubweise. Irene beugte sich zu ihm hinunter und sagte beruhigend: »Henrik. Hier ist Inspektorin Huss. Es ist vorbei. Er kann Ihnen nichts mehr tun. Alles ist jetzt vorbei.«
    Seine Augenlider zuckten schwach, und es gelang ihm, die Augen zu schmalen Schlitzen zu öffnen. Rasselnd flüsterte er: »Das

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