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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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gehen«, entschied Irene.
    Sie liefen, so schnell sie konnten. Mit einer gewissen Zufriedenheit stellte Irene fest, dass ihre beiden jüngeren Kollegen schnauften, als sie am Verwalterhaus vorbeikamen. Sicherheitshalber löschten sie die Taschenlampen. Aber es war kein Lebenszeichen zu sehen, nur die Außenlampe brannte. Ein eisig kalter Nordwind fegte über das Land, doch ihr schnelles Tempo hielt sie warm. Der Geruch nach Salz und lang stach ihnen deutlich in die Nase, mischte sich aber mit dem von Pferdedung. Das Brausen des Meeres und das Heulen des Windes war alles, was sie hörten. Sie hielten an, um Atem zu schöpfen, und sich eine Strategie zurechtzulegen. Vor ihnen türmte sich etwas auf, das wie ein massiver Fels aussah. Irene wusste aber, dass es von Knechts Sommerresidenz war, entworfen von einem berühmten finnischen Architekten. Jonny hatte ihr diese Information gesteckt. Er hatte sogar den Namen des Architekten gewusst, aber der war ihr wieder entfallen. Unwichtig. Leise sagte sie: »Ungefähr hundert Meter in gerader Linie vor uns liegt von Knechts kleines Sommerhäuschen. Um zu Henriks Haus zu gelangen, müssen wir dem Weg nach links folgen, um das große Haus herum. Rechts endet der Weg an einem kleineren Steilhang. Das Meer bildet dort unten eine kleine Bucht. Wir gehen also nach links. Macht ruhig eure Taschenlampen an, denn hier ist es rabenschwarz, aber achtet drauf, nur auf den Boden zu strahlen. Geht nicht auf dem Weg, sondern lieber auf dem Gras und benutzt die Büsche als Sichtschutz. Wir wissen ja nicht, ob Lillis ins große Haus gegangen ist oder wo er sich nun befindet. Übrigens, war er allein im Auto?«
    Birgitta zögerte mit der Antwort.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Seine Autoscheiben sind total getönt. Man kann fast gar nicht reingucken«, sagte sie schließlich.
    »Dann müssen wir berücksichtigen, dass er vielleicht noch jemanden dabeihatte. Bis zu Henriks Haus sind es noch etwa hundert Meter. Es gibt dort zwei gleiche Häuser, mit ca. dreißig Meter Abstand dazwischen. Welches jetzt Henriks ist, da bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube, Jonny hat auf das rechte gezeigt. Das den Anlegern am nächsten liegt. Mein Vorschlag: Wir teilen uns auf und nähern uns dem Haus aus drei Richtungen. Ich habe keine Waffe. Jemand mit Waffe muss das Fenster und die Tür an der Vorderseite übernehmen. Es ist wichtig, dass wir schnell vorgehen.«
    Wie sie erwartet hatte, sagte Fredrik schnell: »Das mache ich.«
    »Gut. Birgitta, du übernimmst den Giebel zum großen Haus hin und die Rückseite. Ich übernehme die Giebelseite zum Meer hin. Aber zuerst einmal müssen wir feststellen, was überhaupt los ist. Wenn wir am großen Haus vorbei sind, machen wir einen kurzen Halt. Dann schaue ich mich mit dem Fernglas um, ob es um Henriks Haus etwas Verdächtiges gibt. Ab jetzt reden wir so leise, wie wir nur können. Und wenn wir uns Henriks Haus nähern, dann ist absolutes Stillschweigen angesagt.«
    Sie ahnte eher, als dass sie sah, dass ihre Kollegen in der Dunkelheit nickten. Der Lichtkegel ihrer Lampen war auf den Boden gerichtet. Alle drei gingen auf das dunkle Haus los, und einer nach dem anderen verließ den Weg. Irene spürte, wie ihre Schuhe von dem feuchten Grasboden festgehalten wurden, sodass es mühsam war, vorwärts zu kommen. Aber die Geräusche ihrer Schritte wurde vom mürrischen Schlagen der Wellen gegen die Felsen übertönt. Der Wind war hier draußen auf der Halbinsel deutlich stärker und dröhnte ohrenbetäubend. Er biss in den Ohrläppchen und brachte die Augen zum Tränen.
    Irene ging mit schnellem Schritt um das große Haus herum, blieb dann aber abrupt stehen. Birgitta wäre ihr fast in den Rücken gesprungen. Überrascht fragte sie: »Huch! Was ist denn?«
    Irene zeigte wortlos nach vorn. Nur ein paar Meter vor ihnen stand ein großes weißes Auto. Kein Zweifel, das war Lillis’ Ford Mondeo. Irene trat schnell einen Schritt zurück hinter die Hausecke und zog Birgitta mit sich.
    Sie flüsterte ihr ins Ohr: »Es kann jemand im Auto sitzen. Warte, ich will sehen, ob ich etwas mit dem Sichtgerät erkenne.«
    Aber alles sah ruhig aus, keine Bewegung war zu erkennen. Von hinten schlichen sie sich geduckt an den Wagen. Birgitta riss eine der hinteren Türen auf und zielte mit ihrer Pistole ins Innere, während Irene ihre Lampe einschaltete und von der anderen Seite durch die Scheiben hineinleuchtete. Leer. Ein gemeinsamer Seufzer der Erleichterung entfuhr den

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