Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
vorm Sterben und brauchte eine Spritze, ganz gleich, was für eine das auch war. Und die möglichst bald. Resigniert sagte er: »Stoff. Für eine halbe Mille. Torsson wollte Großdealer werden.«
    »Zusammen mit Lillis?«
    Paul Svensson zuckte mit seinen mageren Schultern und murmelte: »Keine Ahnung.«
    Offenbar wusste er wirklich nichts über Lillis eventuelle Beteiligung. Das war ärgerlich, aber was er gesagt hatte, war auf jeden Fall interessant genug.
     
    Um halb acht trat Irene in Anderssons Büro. Mit seiner erkälteten Stimme schrie dieser gerade in die Gegensprechanlage: »Sag ihnen, dass die Pressekonferenz um eins stattfindet! Und vorher kein Sterbenswörtchen!«
    Er war blass und müde, und zum ersten Mal fand Irene, dass er wirklich uralt aussah. Ein paar Tage im Bett hätten ihm sicher nicht geschadet. Aber natürlich spürte auch er, dass sich der von-Knecht-Fall seiner Auflösung näherte und wollte um alles in der Welt diesen Moment nicht verpassen.
    Mit roten Augen schaute er sie an, während er rasselte: »Guten Morgen. Charlotte von Knecht wird jeden Moment hier sein. Ich hoffe, dass unser Plan hinhaut und dass sie den Köder schluckt. Ich habe Jonny und Tommy auf sie angesetzt. Die beiden holen sie gerade.«
    »Dann bleibe ich so lange außer Sichtweite. Irgendwelche Neuigkeiten von Lillis und Paul Svensson?«
    Andersson hustete und schob sich eine Halstablette in den Mund.
    »Ja, sogar mal gute Neuigkeiten! Paul Svensson hat angefangen zu reden.«
    Er berichtete ihr von dem gestrigen Verhör mit Paul Svensson. Irene kommentierte lachend: »Das kann ich mir denken, dass er angefangen hat zu reden. Wenn du ihm mit dem Kumlabunker drohst!«
    »Gemein, aber effektiv!«
    »Um wie viel Geld geht es?«
    »Nach Paul Svensson um fünfhunderttausend Kronen.«
    »Fünfhunderttausend! So groß war ja nicht mal Henriks Vermögen.«
    »Genau. Das wissen wir, weil wir uns erkundigt haben. Aber Bobo wusste es nicht. Und wie Henrik das Problem löste, das wissen wir, wie gesagt, jetzt. Aber viel mehr konnte Paul uns nicht bieten. Letzte Nacht ist es ihm schlechter gegangen, der Arzt war regelmäßig bei ihm. Er hat eine Spritze gekriegt und ist eingeschlafen. Er hatte nicht mehr geschlafen, seit wir ihn Samstag festgenommen haben. Wollen wir uns nicht erst mal eine Tasse Kaffee holen, bevor wir weitermachen?«
    »Weitermachen? Gibt es noch mehr?«
    »O ja. Es gibt noch mehr.«
    Es blieb aber beim Automatenkaffee. Doch da sie beide koffeinabhängig waren, spielte der Geschmack keine so große Rolle. Man gewöhnt sich an das meiste. Andersson ging noch schnell zur Toilette. Noch auf dem Flur war zu hören, wie er sich die Nase putzte.
    Wieder im Büro zurück zog er die oberste Schublade auf und holte ein kleines Tonbandgerät hervor. Zufrieden lächelte er: »Das gestrige Verhör mit Lillis. Ich bin direkt nach meinem Gespräch mit Paul Svensson zu ihm gegangen. Die Strategie war die Gleiche. Sie gegeneinander auszuspielen und wütend zu machen. Und ich habe einen Umschlag mitgenommen, mit einem der Fotos aus dem Safe.«
    Er begann an den winzigen Knöpfen des Tonbandgeräts zu fummeln. Sein zufriedenes Lächeln verwandelte sich in eine wütende Grimasse. Unterdrückte Flüche und Stöhnen hingen in der Luft bis ihm endlich gelang, den richtigen Knopf zu drücken. Die Stimme des Kommissars war aus dem kleinen Ding zu vernehmen: »… jetzt eine ganze Menge. Paul Svensson hat geredet. Wir wissen, dass du und Bobo geplant hatten, Henrik von Knecht um fünfhunderttausend Kronen zu erpressen, mit denen ihr Drogen von den Hell’s Angels kaufen wolltet. Wir wissen, dass in der Tasche statt des Geldes eine Bombe lag. Wir wissen, dass du deshalb am Sonntag Henrik totgeprügelt hast, als Rache dafür, dass er Bobo umgebracht hat.«
    Schweigen. Nach einer Weile war ein dumpfes Murmeln zu hören: »Tüchtiger Idiot.«
    »Svensson leugnet, dass er oder sonst jemand von den Hell’s Angels etwas mit Richard von Knecht zu tun hatte. Und auch nicht mit der Bombe in der Berzeliigatan. Er glaubt, Bobo und du, ihr hättet den Job übernommen.«
    Wieder Schweigen. Danach dröhnte ein Schwall von Flüchen aus dem winzigen Apparat. Wenn die Hälfte der Drohungen erfüllt würden, konnte sich Paul Svensson schon mal nach einer schönen Grabstätte umsehen. Lillis’ Wortschwall wurde von Anderssons Stimme unterbrochen: »Warum sollten wir denn nicht glauben, was Paul Svensson uns gesagt hat?«
    »Wir haben nicht einen Funken mit

Weitere Kostenlose Bücher