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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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hinten nimmt. Die Frau steht genussvoll nach vorne gebeugt, die Unterarme auf der Rückenlehne eines Ledersessels aufgestützt. Im Hintergrund an der Wand sind große Wandgemälde zu sehen und in einer Ecke ein Kronleuchter. Der Kamerawinkel ist seitlich. Der Mann trägt nur eine Lederkappe. Diese geht über sein Gesicht und lässt nur die Augen frei. Die Frau trägt wadenlange Stiefel mit Pfennigabsätzen und hat die Beine leicht gespreizt. Sonst hat sie nichts an. Auf einigen der Bilder schaut sie direkt in die Kamera, mit einem Lächeln, das die feuchten Lippen auseinander gleiten lässt. Auf einem der Bilder spitzt sie ein wenig den Mund, als würde sie dem Fotografen ein Küsschen zuwerfen. Die Augen sind wolllüstig halb geschlossen.
    Alle Polizisten im Raum nahmen sich ein Bild und betrachteten es eingehend. Anderssons Gesichtsfarbe war knallrot, als er fauchte: »So, mein schönes Hühnchen! Jetzt haben wir dich!«
    Irene konnte es kaum fassen. Endlich gab es etwas Handfestes, einen Beweis gegen Charlotte von Knecht. Jonny stöhnte halb erstickt: »Mein Gott, was für einen tollen Körper die hat! Du meine Fresse, ich kann schon verstehen, dass es dem Schwiegerväterchen schwer gefallen ist, seine Finger davon zu lassen.«
    Niemand kicherte, aber es widersprach ihm auch niemand. Fredrik schaute noch einmal eingehend auf sein Bild und fragte nach einer Weile: »Ist es denn wirklich sicher, dass es Richard von Knecht ist, der da mit ihr zugange ist? Ich meine, könnte es nicht auch Henrik sein? Oder jemand ganz anderer?«
    Irene sah sich ihr Foto noch einmal genauer an. Alle Müdigkeit war wie weggeblasen, und sie spürte, wie der Puls in ihr raste. Die Spur war wieder heiß und es roch stark nach Pheromon.
    Nachdenklich fragte Birgitta: »Wo sind die Fotos gemacht worden? Kennt jemand das Zimmer?«
    Wieder beugten sich alle Köpfe über die Fotos. Dann allgemeines Kopfschütteln, niemand kannte die Möbel. Aber Irenes Augenmerk fiel auf den Hintergrund. Die Bilder. Eines der Bilder.
    Wütend schlug der Kommissar mit der flachen Hand auf die Fotos auf dem Tisch und schimpfte: »Was ist das auch für eine blödsinnige Idee, sich eine Lederhaube über den Kopf zu ziehen. Es wird schwierig werden zu beweisen, dass es sich bei dem Mann hier auf den Bildern um Richard von Knecht handelt. Ganz zu schweigen davon, zu beweisen, wo sie geschossen wurden.«
    Mit einem Mal fühlte Irene sich ganz klar im Kopf und wusste es. Sie begann laut zu lachen. Jonny flüsterte theatralisch Andersson zu: »Jetzt ist sie vollkommen durchgeknallt!«
    Ohne sich darum zu kümmern, sagte sie triumphierend: »Ich weiß wo, von wem und wie die Fotos gemacht worden sind. Und ich weiß, dass es Richard von Knecht auf den Bildern ist. Sein Gesicht ist nämlich doch mit drauf!«
    Jonny tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe und schüttelte den Kopf. Irene ignorierte ihn und wandte sich Andersson zu: »Lass Charlotte heute den ganzen Tag überwachen, genau wie du gesagt hast. Und morgen früh um sieben schnappen wir sie uns und klagen sie der Mitwisserschaft und der Mittäterschaft an Henriks Bombenattentat an. Dann müsst ihr sie in die Mangel nehmen und dazu bringen, dass sie sich verplappert. Genau wie Inez Collin es gesagt hat. Nach ein oder zwei Stunden komme ich dann rein und werde sie des Mordes an Richard von Knecht anklagen!«
    Andersson stöhnte laut auf: »Würdest du vielleicht so freundlich sein und uns, deinen etwas weniger begabten Kollegen, erklären, wie du es zum Teufel fertig bringen willst, die Lederhaube wegzuretuschieren und sein Gesicht hervorzuzaubern?«
    Nachdem sie das getan hatte, worum sie gebeten worden war, sahen die Kollegen sie mit Blicken voller Respekt an. Selbst in Jonnys Augen spiegelte sich widerwillige Bewunderung.
     
    Der Rest des Nachmittags verlief hektisch, aber als sie kurz vor sechs nach Hause fuhr, war alles unter Dach und Fach. Es hatte alles geklappt. Die Leute, die sie hatte sprechen wollen, waren erreichbar gewesen, und die Leute, von denen sie Hilfe haben wollte, waren hilfsbereit gewesen. Sie war zufrieden. Und müde.

KAPITEL 21
    Paul Svensson lag zusammengekauert in Fötusstellung auf dem Bett, das Gesicht zur Wand gedreht. Durch die Luke in der geschlossenen Zellentür konnte Kommissar Andersson sehen, wie ein starkes Zittern die magere Gestalt schüttelte. Ein leises Jammern und Schluchzen war noch auf dem Korridor zu hören. Von dem starken Hell’s-Angels-Kerl war nicht mehr

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