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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Blick auf diese Fotos werfen.«
    Jonny schickte die Fotos mit einem Fingerschnipsen über die Tischplatte. Reflexhaft fing Charlotte sie auf und schaute sie an. Ihre Augen weiteten sich und ihre Atmung wurde heftiger. Es schien ihr unmöglich, den Blick von den Bildern wieder abzuwenden. Jonny fragte leise: »War er wirklich so ein Schwein, dass er das verdient hat?«
    Charlotte schien die Frage gar nicht zu hören. Fest schlug Jonny mit der Faust auf den Tisch und schrie: »Antworte! Hat er das verdient? War er so ein Schwein?«
    Sie schien aufzuwachen und sah ihn verwirrt an. Ihr Blick wurde schärfer, und sie musste sich räuspern, bevor sie antworten konnte: »Kein Schwein. Ein … ein Schlappschwanz. Ein verfluchter Schlappschwanz war er.«
    »Und jetzt sind Sie ihn los. Ist das ein schönes Gefühl? Sehen Sie sich die Fotos an! Ist das ein schönes Gefühl?«
    Keine Antwort. Jetzt starrte sie geradeaus, an die Wand. Aber Irene konnte sehen, wie sie unter dem Tisch die Hände rang. Gleich, gleich …
    Jonny war unbarmherzig. Während der folgenden halben Stunde nahm er sich wieder die Ereignisse des gesamten Sonntagabends und der Nacht vor. Er enthielt ihr nicht vor, welche Meinung die Polizei von ihrer Rolle bei dem Mord hatte. Sie hatte keine Erklärung dafür, warum Lillis sie vor dem Mord besucht hatte, keine Erklärung dafür, wie die Schlüssel in seine Hände kamen, keine Erklärung dafür, warum sie in die Kneipe ging, statt Henrik zu warnen. Charlotte saß reichlich in der Tinte, das musste sie selbst einsehen. Sie versuchte zaghaft, sich zu verteidigen, aber sie fand keine neuen Lügen, die sie hätte vorbringen können. Die Zeit war reif. Irene stand auf und ging zu den beiden. In wortloser Übereinstimmung drehte Jonny sich zur Seite und verließ das Zimmer. Birgitta schlüpfte herein und übernahm die Zuhörerrolle. Irene begann: »Charlotte. Ich ermittle in den Morden an Richard von Knecht und Bobo Torsson, den beiden Opfern des Feuers in der Berzeliigatan und jetzt auch in Sachen Henriks Tod. Vieles ist im Laufe der Untersuchungen ans Tageslicht gekommen, merkwürdige Kontakte und Beziehungen. Wie Sie wohl wissen, haben wir sowohl Lillis als auch einen von den Hell’s Angels festgenommen. Und die nehmen kein Blatt vor den Mund! Alle beide nicht!«
    Charlotte zuckte zusammen, die Angst tanzte in ihrem Blick. Irene rechnete eiskalt damit, dass Charlotte Lillis wohl nicht näher kannte und folglich auch nichts von seinem Ruf wusste. Woher sollte sie wissen, dass er schwieg wie ein Grab? Paul Svensson hatte sie wahrscheinlich nie getroffen. Die Hell’s Angels, das war Bobos Sache. Sie kannte sicher auch nicht Hoffas Schicksal, da sie es nicht mehr geschafft hatte, die Morgenzeitung zu lesen oder Nachrichten zu hören. Falls sie das überhaupt tat. Immer noch in freundlichem Ton begann Irene der vor Schreck erstarrten Charlotte die Fakten aufzulisten: »Wir wissen, dass Bobo und Lillis einen größeren Drogenkauf geplant hatten, über Bobos alten Kumpel Glenn Hoffa Strömberg, den Vizepräsidenten der Hell’s Angels Göteborg. Ihre Kumpel aus Holland sollten das Zeug liefern. Alles war bestellt und klar, als Bobo Probleme mit der Geldbeschaffung bekam. Wir wissen auch, wieso. Richard weigerte sich zu bezahlen.«
    Charlotte war grau unter ihrer Schminke, ließ Irene aber nicht aus den Augen. Langsam und mit Nachdruck fuhr Irene fort: »Fünfhunderttausend. Eine halbe Million. Für Fotos, auf denen Richards Gesicht nicht zu sehen ist. Kein Wunder, dass er sich geweigert hat zu zahlen!«
    Bei diesen Worten zog Irene die Pornofotos heraus, bei denen zumindest kein Zweifel bestand, wer den weiblichen Part einnahm. Für einen Moment sah es so aus, als würde Charlotte in Ohnmacht fallen. Irene stellte abschließend fest: »Wir wissen, dass es Richard ist, mit dem Sie auf diesem Foto Geschlechtsverkehr ausüben.«
    »Nein! Das ist … das ist jemand anders.«
    »Wer?«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Ach, Sie wissen nicht mehr. Üben Sie häufiger Geschlechtsverkehr mit Männern aus, deren Namen Ihnen hinterher dann nicht mehr einfällt?«
    Charlotte warf trotzig den Kopf nach hinten. »Das kommt schon vor!«
    »Und dieser Mann hier ist nicht Richard?«
    »Nein.«
    »Dann muss ich Ihnen aber leider mitteilen, dass sich das Gesicht des Mannes durchaus auf dem Foto befindet. Und dass es Richard ist.«
    »Nein. Sein Gesicht ist doch überhaupt nicht zu sehen …!«
    »O doch. Sehen Sie das große Bild im

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