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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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das Schlimmste, was ich je durchgemacht habe! Henrik wusste, dass Richard und ich … und dann dabeizusitzen und so zu tun, als wenn nichts wäre!«
    »Was ist an dem Freitag passiert?«
    »Henrik ist nach Marstrand gefahren. Vormittags.«
    »Und Sie sind zum Gynäkologen gefahren, um eine Bestätigung für Ihre Schwangerschaft zu erhalten?«
    »Nein. Ich wusste schon seit zwei Wochen, dass ich schwanger war. Aber ich wusste nicht so recht, was ich machen sollte.«
    »Ob Sie das Kind behalten sollten?«
    »Ja, genau.«
    »Kehren wir zu Henrik und dem Freitag zurück. Wann haben Sie ihn wieder gesehen?«
    »Am Samstagnachmittag. Wir sollten ja an dem Abend aufs Fest gehen.«
    »Hat er Ihnen am Freitag die Schlüssel weggenommen?«
    »Welche Schlüssel?«
    »Die Schlüssel, die Sie Richard geklaut haben, nach dem Fest zum sechzigsten Geburtstag in Marstrand. Arja kann bezeugen, dass sie gesehen hat, wie Sie aus Richards Schlafzimmer kamen, seinen Schlüsselbund in der Hand.«
    »Diese alte Lesbe!«
    Charlotte sank auf ihrem Stuhl zusammen und sagte resigniert: »Richard wollte mir keine eigenen Schlüssel geben, aber ich habe sie an dem Morgen auf seinem Tisch liegen sehen. Und da dachte ich, es wäre nicht schlecht, wenn ich sie hätte.«
    »Hat Henrik die Schlüssel am Freitag an sich genommen?«
    »Ja, jedenfalls habe ich am Freitag gemerkt, dass sie weg waren. Ich habe sie immer in meiner Handtasche, aber am Freitagabend waren sie nicht da. Ich hatte sofort den Verdacht, dass Henrik sie genommen hat. Am Sonntag habe ich sie wieder gefunden.«
    »In der Tasche?«
    »Ja, er hatte sie zurückgelegt.«
    »Wann haben Sie erfahren, dass es so abgelaufen ist? Oder glauben Sie es nur?«
    »Nein, ich weiß es. Er wollte sie am Mittwochmorgen wiederhaben, an dem Tag, nachdem Richard gestorben war. Er hat sie einfach aus meiner Handtasche genommen, mit ihnen in der Luft gewedelt und dann etwas gesagt, wie ›Du hast diese Schlüssel hier nie gesehen, kapiert?‹. Und dann ist er weggegangen.«
    »Wissen Sie, was er dann mit ihnen gemacht hat?«
    Sie nickte: »Ja. Er hat sie dieser Putzfrau gegeben. Dieser Finnin. Das ist mir erst klar geworden, nachdem auch Bobo in die Luft geflogen war. Aber ich habe nichts mit diesen Bomben zu tun! Das war Henrik! Er war eifersüchtig auf Richard. Er wollte sich an ihm rächen! Und er wollte nicht für die Fotos bezahlen.«
    »Ihr Kind, Charlotte. Wer ist der Vater?«
    »Henrik.«
    »Nein. Wir wissen, dass er seit einer Mumpserkrankung zeugungsunfähig ist. Und vergessen Sie nicht, dass er bei uns in der Pathologie liegt. Wir haben bereits den Obduzenten gebeten, zu untersuchen, ob er wirklich zeugungsunfähig war.«
    Sie hatte bisher mit allen Kräften gekämpft, aber jetzt schaffte sie es nicht mehr. Sie sank über dem Tisch zusammen und begrub den Kopf in den Armen. Eine ganze Weile saß sie so da, ohne sich zu bewegen. Wieder stellte Irene fest, dass keine Spur von Tränen festzustellen war, als Charlotte ihr erneut das Gesicht zuwandte. Schroff erklärte sie: »Es ist von Richard. Das Kind ist ein echter von Knecht!«
    »Und deshalb hat Henrik lieber seinen Vater und nicht seine Frau umgebracht? Stimmt’s? Das war seine Chance, Vater zu werden, biologisch so nahe, wie es nur geht. Der Vater zu seinem eigenen Halbbruder oder seiner Halbschwester! Der Fortbestand der Familie war damit gesichert. Aber er wollte Rache.«
    »Ja.«
    Die Antwort kam nur als Flüstern. Leise und mit neutralem Ton fragte Irene: »Sie wussten nichts von der Bombe in der Berzeliigatan?«
    »Nein.«
    »Und deshalb haben Sie beschlossen, Richard selbst umzubringen. Stimmt das?«
    »Nein! Das ist nicht wahr! Ich habe ein Alibi! Schließlich habe ich da gerade mein Auto abgeholt!«
    »Ihr Alibi ist geplatzt. Ihr kleiner Cowboy aus Mölndal, Robert Skytter, hat uns genau erzählt, was abgelaufen ist. Dass Sie zum verabredeten Termin am Montag nicht erschienen sind. Und dann plötzlich am Dienstag anriefen und darauf bestanden, dass unbedingt er Ihnen den neuen Wagen übergeben sollte. Dann die sorgfältig geplante Verführung, nackt unter dem Mantel, nur in Strümpfen und hochhackigen Schuhen. Nicht gerade ein neuer Trick, höchstens für einen so jungen Mann wie Robert.«
    »Aber der Zeitpunkt! Ich hätte es doch niemals in zwanzig, maximal fünfundzwanzig Minuten schaffen können!«
    »Nein. Aber in vierzig oder fünfundvierzig. Sie haben eine Viertelstunde gewonnen mit Ihrem Kommentar ›Oh, schon die

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