Der Novembermörder
Hintergrund? Genau das, ja. Es ist einer von Bengt Lindströms berühmten ›Monsterköpfen‹. Unsere Techniker haben es aus dem Foto heraus vergrößert. Und dann bin ich gestern Abend zu Valle Reuter damit gefahren. Er hat das Bild als das Porträt von Richard von Knecht identifiziert, das er Richard zu dessen sechzigstem Geburtstag geschenkt hat! Und da Sylvia meinte, sie hätten schon genügend Bengt-Lindström-Bilder an den Wänden hängen, hat Richard das Bild in seinem Büro aufgehängt. Was sagt uns das? Genau. Das Foto stammt also aus Richard von Knechts Büroräumen, geschossen mit einem Teleobjektiv. Von wo? Von der anderen Straßenseite aus. Wer wohnt da? Genau, Lillis Johannesson, der Cousin Ihres Freundes Bobo Torsson! Wer hat die Fotos gemacht? Natürlich Bobo! Und nun versuchen Sie nicht, uns weismachen zu wollen, dass Sie da mit einem anderen als Richard von Knecht bumsen!«
Ein Blick auf Charlotte genügte. Ihr Gesicht war eine Tonmaske, es war unbegreiflich, wie es jemals als schön angesehen werden konnte. Die Gesichtszüge waren verzerrt vor Ekel. Halb erstickt sagte sie: »Man hat mich gezwungen mitzumachen! Ich hatte gar keine andere Wahl! Ich habe Bobo Geld geschuldet. Viel Geld.«
»Drogenschulden?«
»Ja. Ich hatte gehofft, ich könnte durch den Autokauf etwas Geld abzweigen. Aber Henrik hat alles auf sein Konto gepackt. Ich war vollkommen verzweifelt! Ich hatte nicht eine Öre!«
»Hat Henrik Ihnen kein Geld gegeben? Ich meine, für den Haushalt?«
»Doch. Zehntausend im Monat. Aber das hat nicht gereicht. Am Anfang hatte ich noch mein eigenes Geld, aus meiner Fotomodellzeit. Aber das war dann zu Ende. Und Henrik hat sich um alle Rechnungen für das Haus, die Wagen und so gekümmert.«
»Wie viel haben Sie Bobo geschuldet?«
»Fünfundachtzigtausend.«
»Kokain und Amphetamin nehme ich an.«
Charlotte nickte.
»Wie hat Bobo von dem Verhältnis zwischen Richard und Ihnen erfahren?«
»Er hat mich ein paar Mal im Treppenhaus getroffen, wenn ich auf dem Weg zu Richards Räumen war oder von dort kam. Und bei einer Fotomodellfeier im September hat er mich direkt ausgefragt. Und ich war so dumm und habe ihm alles erzählt. Ich hatte schon einiges genommen und habe einfach losgeplappert.«
»Und da kam er auf die phantastische Idee, Richard zu erpressen, indem er Fotos von euch machte.«
»Ich wollte nicht! Er hat mich gezwungen! Aber ich habe ihm ja so viel Geld geschuldet …«
»Aber Sie haben jedenfalls mitgemacht. Erzählen Sie.«
»Ich mochte Richard wirklich. Jedenfalls anfangs. Er war witzig und hatte Spaß am Sex. Im Gegenteil zu Henrik. Im letzten Jahr haben wir uns kaum angefasst. Er ist … war unnormal, finde ich. Und langweilig. Verdammt langweilig im Bett.«
»Und das war Richard ganz und gar nicht?«
»Nein.«
»Wie und wann hat das Verhältnis zwischen Richard und Ihnen angefangen?«
»Im Sommer. Ende Juli. Sylvia war nach Finnland gefahren, um ihre Mutter und ihre Schwester zu besuchen. Henrik war natürlich in Marstrand. Richard rief mich an und lud mich zum Essen ein. Das war ja nichts Außergewöhnliches. Aber dann wurde mehr draus. Wir passten irgendwie zusammen.«
»Wie haben Sie sich verhalten, als die Fotos gemacht wurden?«
»Meistens trafen wir uns in Richards Büroräumen. Aber normalerweise bumsten wir dort im Schlafzimmer. Das eignete sich ausgezeichnet … dafür. Einmal habe ich ihn jedoch überreden können, ins Wohnzimmer zu kommen, und da muss er ausgerechnet diese blöde Kappe aufsetzen! ›Den Römerhelm‹, wie er sie genannt hat. ›Der römische Heerführer‹ hat er sich immer genannt, wenn er sie aufhatte. Ha!«
»Und dank dieser Kappe hat er sich geweigert zu zahlen, als er die Fotos gesehen hat?«
»Ja. Er hat behauptet, Bobo könnte niemals beweisen, wer der Mann auf dem Bild sei. Er hat ihm direkt ins Gesicht gelacht. Telefonisch meine ich natürlich.«
»Und dann sind Sie beide auf die glorreiche Idee gekommen, statt dessen Ihren Mann zu erpressen?«
»Davon hatte ich keine Ahnung! Das hat Bobo sich ganz allein ausgedacht! Und er hat mir auch nichts davon gesagt!«
»Wann haben Sie erfahren, dass Henrik die Fotos gesehen hat?«
Sie schlug die Hände vors Gesicht und wimmerte. Als sie sie wieder herunternahm, waren keine Tränen zu sehen. Tonlos sagte sie: »Am Donnerstag vor Richards und Sylvias Fest zum Hochzeitstag. Zum ›Dreißigjährigen Krieg‹, Sie wissen ja. So nannten es alle Kerle bei ihren Tischreden. Das war
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