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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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schlief. Aber es war zu spät. Es gab keine Chance mehr, in die Wohnung zu kommen. Sie stand total in Flammen, und das Risiko, dass der Boden einbrechen würde, war zu groß. Die Dame in der Nachbarwohnung hatte mehr Glück. Sie kam von der Arbeit, als die Löscharbeiten in vollem Gange waren. Offenbar hatte sie noch nichts von dem Feuer gehört, weshalb sie einen Schock erlitt. Sie brach auf der Straße zusammen, und der Krankenwagen musste sie ins Krankenhaus bringen. Der fünfte Stock war unbewohnt. Sie hatten wohl gerade angefangen, ihn zu einer Art Maisonettewohnung auszubauen.«
    »Diese Art Wohnungen waren wohl sein Hobby. Aber woher wusstest du, dass wir noch hier sind?«
    Birgitta Moberg hatte sich so weit gefasst, dass sie einen Kommentar und eine Frage anbringen konnte.
    »Ich habe es einfach drauf ankommen lassen. Irene und ich haben uns gestern nach von Knechts kleiner Trapeznummer getroffen. In den Zeitungen steht, dass er dabei Hilfe gehabt hat. Interessant. Nun ja, und als wir von der Abendschicht abgelöst wurden, habe ich in der Zentrale angerufen und gefragt, ob noch jemand von euch im Haus war. Die Zentrale sagte mir, dass ihr hier ’ne Pizzaorgie veranstaltet. Da habe ich mir gedacht, schau ich mal rein und schüre das Feuer unter eurem Hintern mit ein paar noch rauchenden Informationen«, schloss Håkan Lund mit einem verlegenen Lächeln.
    »Ich glaube, wir sind alle der Meinung, dass dir das ausgezeichnet gelungen ist«, sagte Andersson matt.
    Er versuchte sich zusammenzureißen und ein paar intelligente Fragen zu stellen. Das war nicht so einfach.
    »Woher weißt du das alles, das über von Knechts Büro, dass ihm das Haus gehört, wer in den Wohnungen wohnt und so weiter?«, wollte er wissen.
    »Habe ich das nicht gesagt? Das pensionierte Paar im ersten Stock. Das war äußerst gut informiert, die reinste Goldgrube für Informationen. Wartet mal …«
    Lund suchte in den Taschen seiner neuen Uniformjacke aus weichem, aber kräftigem Leder herum.
    »Hier habe ich den Zettel mit ihren Namen und der Adresse. Zunächst einmal wohnen sie bei ihrer Tochter in Mölndal. Aber auf jeden Fall müssen sie wohl erst einmal ein paar Tage im Mölndal-Krankenhaus bleiben.«
    »Danke, Håkan. Du bist selbst eine Goldgrube, oder … nun ja, du weißt schon, was ich meine.«
    Das war sicher kein besonders glücklicher Ausdruck, aber Lund schien die darin enthaltene Wertschätzung zu verstehen, er deutete eine Verneigung an und sagte: »Vielen Dank. Aber jetzt darf ich mich wohl empfehlen. Ich überlasse euch euren Hypothesen. Guten Abend!«
    Mit diesen Worten segelte er durch die Tür hinaus. Wenn man bei einem Mann von einem Doppelzentner von segeln sprechen kann.
    Anschließend herrschte eine Weile Schweigen, bis Andersson es brach. Seine Gesichtsfarbe begann wieder dunkler zu werden, während er energisch in die Hände klatschte und rief: »Also, jetzt müssen wir uns erst einmal um dieses Feuer kümmern! Fredrik und Tommy, ihr fahrt dorthin. Versucht mal die Lage zu sondieren. Und berichtet uns darüber morgen früh um halb acht. Ihr könnt gleich losgehen. Hier ist der Zettel mit Namen und Adresse der Tochter dieses Rentnerpaares.«
    Die übrigen sechs blieben noch ungefähr eine Stunde zusammensitzen, kamen aber nicht weiter. Schließlich sagte Andersson: »Nein, jetzt ist Schluss für heute Abend. Wir sehen uns morgen früh Punkt halb acht.«
     
    Krister war noch auf, als Irene heimkam. Es war fast elf. Sammie schnüffelte herum und zeigte deutlich, dass sich den ganzen Tag lang niemand um ihn gekümmert hatte. Aber sein helles, weizenfarbenes Fell glänzte frisch gebürstet, und sein Fressnapf stand abgewaschen neben der Spüle. Er hatte keine Not zu leiden. Als sie vor dem Fernseher auf den Sessel sank, tat er, als wäre er ein Schoßhündchen. Achtzehn Kilo Irish Terrier sind zu viel auf dem Schoß, wenn man sich entspannen möchte, deshalb musste er beleidigt wieder auf den Boden zurückkehren und sich mit etwas Kraulen hinter dem Ohr zufrieden geben.
    Krister erzählte von seinem Gespräch mit Jenny. Offenbar war es ihr großer Traum, in einer richtigen Band zu spielen. Und wenn auch nur mit einer gebrauchten elektrischen Gitarre. Der Bandleader konnte eine vernünftige für tausend Kronen besorgen. Sie beschlossen, noch mal darüber nachzudenken. Vielleicht war das ja ein gutes Weihnachtsgeschenk?
    »Aber zu teuer! Es wäre was anderes, wenn es uns wie von Knecht ginge, mit mehr als

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