Der Novembermörder
Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Warte, ich habe seine Nummer hier irgendwo …«
Der Kommissar suchte zwischen seinen Papieren auf dem Tisch. Nach viel Gewühl rief er laut: »Hier! Bitte schön. Und Hannu, du suchst weiter nach dem unehelichen Sohn in Stockholm. Aber noch wichtiger ist es, erst mal Pirjo Larsson zu erwischen.«
Hannu nickte, und zur Verwunderung aller begann er zu sprechen: »Sie steht nicht im Telefonbuch.«
»Aha, nun – ja … na, das wirst du schon schaffen, irgendwie.«
Andersson war sich immer noch nicht sicher, ob er alle Wege kannte, auf denen Hannu sich seine Informationen verschaffte. Aber effektiv waren sie auf jeden Fall.
Irene wandte sich an Hannu und sagte: »Sylvia von Knecht hat mir gesagt, sie habe die Telefonnummer von Pirjo Larsson. Ich werde sie gleich nach der Besprechung anrufen und mit ihr ausmachen, wann wir uns treffen. Dann kann ich sie gleich um Pirjos Nummer bitten.«
Hannu nickte noch einmal. Andersson wandte sich nun Hans Borg zu, der wie üblich vor sich hindösend auf seinem Stuhl hing. Um ihn aufzuwecken, hob Andersson seine Stimme und sprach seinen ältesten Inspektor direkt an: »Hans, du fährst noch mal zum Tatort. Also zu dem, der nicht abgebrannt ist. Hör dich um, ob jemand was auf der Kapellgatan gesehen hat, so gegen zwanzig vor sechs am Mordabend. Auf der anderen Straßenseite liegt ein Parkhaus. Auch wenn es dunkel war und ein Sauwetter, kann trotzdem jemand den Mörder gesehen haben. Falls er es war, der durch die Haustür dort gegangen ist.«
Andersson machte eine Pause und hob dann die Sitzung auf. »Wir treffen uns dann hier so gegen fünf Uhr wieder.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Die Sekretärin kam mit einem Fax in der Hand herein.
»Guten Mogen, alle zusammen! Ein Fax aus der Pathologie, noch ganz frisch«, erklärte sie schnell.
Andersson nahm es entgegen. Die anderen konnten sehen, wie seine buschigen Augenbrauen zu dem nicht existenten Haaransatz hochfuhren, als er ausrief: »Von Knecht hatte 1,1 Promille im Blut! Er war nicht sturzbesoffen, aber schon reichlich angeheitert. Das hat dem Mörder die Sache bestimmt erleichtert.«
Wieder in ihrem Büro rief Irene Sylvia von Knecht an. Hannu war hinter ihr hergetrottet und hatte sich auf einen Stuhl neben der Tür niedergelassen.
Sylvia hob gleich ab. Als Irene ihren Namen nannte, wurde sie sofort wütend und beschimpfte die gesamte Göteborger Polizei, weil sie ihre Wohnung durcheinander gebracht hätten. Sie regte sich reichlich auf. Selbst Hannu in seiner Ecke konnte hören, wie sie keifte.
»Und Pirjo erreiche ich auch nicht! Ich versuche seit sieben Uhr, sie anzurufen. Sie muss doch herkommen und mir beim Saubermachen helfen!«
Irene hielt den Hörer etwas vom Ohr ab und warf Hannu einen viel sagenden Blick zu, bevor sie den Hörer wieder in Position brachte und in freundlichem Ton sagte: »Gut, dass Sie Pirjo zur Sprache bringen. Wir würden gern mit ihr reden. Kann ich ihre Telefonnummer bekommen. Oder die Nummer der Reinigungsfirma, ihres Arbeitgebers?«
Es blieb still am anderen Ende der Leitung. Schließlich fauchte Sylvia von Knecht: »Es ist kein Verbrechen, seine Putzfrau schwarz zu bezahlen!«
»O doch, das ist es«, hätte Irene am liebsten geantwortet, aber ihr war klar, dass das äußerst ungeschickt gewesen wäre. Ruhig sagte sie stattdessen: »Nein, nein, Frau von … Sylvia, ich wäre nur dankbar, wenn ich ihre Nummer kriegen könnte.«
Widerstrebend gab Sylvia ihr die Nummer. Irene schrieb sie auf einen Zettel und reichte ihn Hannu. Mit einem Kopfnicken verschwand er auf den Flur.
Erst jetzt erwähnte Sylvia den nächtlichen Brand.
»Ist es nicht merkwürdig, dass das Haus in der Berzeliigatan am Tag nach Richards Tod in Feuer geraten ist? Aber es war natürlich alt. Sicher war es irgendein Kurzschluss in einer elektrischen Leitung. Sie hatten gerade angefangen, die oberste Wohnung zu renovieren. Es sollte eine Atelierwohnung werden. Ich hoffe nur, er hatte seine Computer richtig versichert. Das Haus war versichert, das weiß ich.«
Die Morgenzeitungen hatten nur von einem »explosionsartigen Feuer« gesprochen, nirgends hatte etwas von dem Verdacht der Brandstiftung gestanden. Irene fragte schnell dazwischen: »Hatte er Angestellte in seinem Büro?«
Kurz angebunden antwortete Sylvia: »Nein. Er verfolgte alle Börsen der Welt auf seinen Computerbildschirmen. Dafür brauchte er keine Sekretärin. Seine Makler kümmerten sich um alles
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