Der Novembermörder
Tür klopfte. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und der Leiter des Einsatzkommandos Håkan Lund füllte die Türöffnung aus. Er begann mit einem Gruß: »Tag, alle zusammen. Ich glaube, ich habe was Interessantes für euch.«
Überrascht sah die Gruppe zu, wie er zur Schmalseite des Konferenztisches ging. Dort angekommen, begann er zu erzählen: »Ich komme direkt vom Brand in der Berzeliigatan. Ein Zeuge hat eine kräftige Explosion gehört und danach fing es an zu brennen. Die Fenster aller Nachbarhäuser sind eingedrückt worden. Laut Aussage des gleichen Zeugen hat es im zweiten Stock geknallt. Und dort …«
Er verstummte und schaute melodramatisch seine Zuhörer an, bevor er weitersprach: »… dort hat … oder besser gesagt hatte … Richard von Knecht sein Büro!«
Es war mucksmäuschenstill, niemand wusste, was er sagen sollte. Håkan Lund war offensichtlich zufrieden mit dem Effekt seiner Neuigkeit und fuhr fort: »Meine Schicht war eigentlich um vier zu Ende, aber wir wurden von einer Massenkarambolage am Tingstadstunnel aufgehalten. Eisregen, Glatteis. Fünf Autos aufeinander gefahren. Kein nennenswerter Personenschaden, aber es war trotzdem reichlich zu tun. Gerade als wir dort fertig waren, kam der Alarm wegen der Bombenexplosion in der Berzeliigatan, Ecke Sten Sturegatan. Als wir dort ankamen, brannte es nicht schlecht. Drei Löschfahrzeuge und einige Streifenwagen waren da.«
»Ist das ganze Haus zerstört?«
Lund sah Andersson, der die Frage gestellt hatte, nachdenklich an, dann antwortete er: »Lass es mich so ausdrücken: Auf einer Brandskala von eins bis zehn, bei der eins eine Streichholzschachtel ist und zehn eine Supernova, da ist das hier eine neun. Ein Inferno. Antwort: Ja, das gesamte Haus ist ausgebrannt!«
»Verdammter Mist!«
Das war kein besonders intelligenter Kommentar aus dem Mund des Kommissars, aber er drückte wahrscheinlich genau das aus, was alle im Zimmer fühlten. Lund fuhr in seinem Bericht über den Ablauf des Geschehens fort.
»Im Erdgeschoss befindet sich ein Friseursalon. Die betreffende Haarkünstlerin konnte sich auf die Straße retten. Sie war gerade dabei, sauber zu machen. Zum Glück hat sie nur leichte Verletzungen am Kopf und am Rücken abgekriegt. Im ersten Stock gibt es zwei Wohnungen. Den Wohnungsinhabern der großen Wohnung, einem Rentnerehepaar, gelang es, allein ins Freie zu kommen. Sie haben einen Schock abgekriegt. Hörschäden und diverse hässliche Schnittwunden. Der Besitzer der Zweizimmerwohnung arbeitet als Portier im Sheraton und war nicht zu Hause, als es knallte. Er kam gerade, als ich weg wollte. Offenbar hatte er die Sonderberichte über den Brand gehört. Im zweiten Stock liegt – oder besser gesagt lag – von Knechts Büro. Offenbar eine größere Wohnung, über die er da verfügt, so wie die darunter. Übrigens gehört von Knecht das ganze Haus. Die Nachbarwohnung steht im Augenblick leer. Das ist eine kleine Zweizimmerwohnung, die er zeitweise an Firmen vermietet, die für kürzere Zeit eine Wohnung brauchen.«
Hier unterbrach Lund sich. Mit hastigen Bewegungen ging er zur Kaffeemaschine und goss den kalten Rest in der Kanne in eine Plastiktasse. Er ließ den Kaffee im Mund kreisen, bevor er ihn hinunterschluckte, schnalzte zufrieden mit der Zunge und sagte dann: »Man wird so verdammt trocken im Mund von Bränden. Und vom Reden.«
Da niemand etwas sagte, ging Lund wieder zurück an seinen Platz und fuhr fort mit seinem Bericht: »Die dritte Etage gehört einem Fotografen. Er wohnt in der Zweizimmerwohnung und hat sein Atelier in der großen Wohnung über von Knechts Büro. Die Zeugen aus dem ersten Stock, das Pensionärsehepaar, meinten, er sei nicht da gewesen. Sie haben ihn schon seit einigen Tagen nicht gesehen. Wahrscheinlich macht er irgendwo im Ausland Modereportagen. Wollen wir ihm zuliebe hoffen, dass dem so ist und er hübsche Frauen unter Palmen ablichtet. Wenn nicht, ist er nämlich tot. Gegrillt. Es wird noch mehrere Stunden dauern, bis die Feuerwehrleute ins Haus rein können.«
Lund hielt inne und sah sehr grimmig und ernst aus, als er fortfuhr: »Aus dem vierten Stock konnte eine junge Frau über die Leiter gerettet werden. Natürlich stand sie unter Schock und wollte deshalb nicht mit dem Feuerwehrmann runterklettern. Aber er bekam sie zu fassen und hat sie mehr oder weniger runtergetragen. Als sie glücklich auf dem Boden war, fiel ihr plötzlich ein, dass ihr Freund noch irgendwo in der Wohnung lag und
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