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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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donnerstags frei und war erst wieder am Freitagvormittag um zehn Uhr zu erreichen. Erst als Irene etwas von »verantwortlich für die Polizeiermittlungen eines Gewaltverbrechens« murmelte, wurde die Dame etwas zugänglicher. Unter viel Murren gab sie die Privatnummer des Verkäufers preis. Unter dieser Nummer durfte Irene mit einem schnoddrigen Anrufbeantworter kommunizieren, der tönte: »Guten Tag! Du hast die Nummer von Robban gewählt! Aber ich bin gerade nicht da oder mit etwas anderem beschäftigt, sodass ich nicht antworten kann. Hinterlasse doch deinen Namen und deine Nummer nach dem Piepsen, dann werde ich später zurückbimmeln.« Irene hinterließ kurz ihren Namen und die Durchwahlnummer der Abteilung. Sehr deutlich betonte sie ihren Titel.
     
    Die Prozedur mit der Pizzaliste lief automatisch ab und dann konnte die Besprechung anfangen. Der Kommissar ergriff das Wort: »Das war ein hektischer Tag. Auf der heutigen Pressekonferenz habe ich bekannt gegeben, dass es sich beim Brand in der Berzeliigatan um ein Bombenattentat gehandelt hat. Die Brandtechniker haben die Reste einer Bombe in von Knechts Büro gefunden. Die Mitteilung hatte den gleichen Effekt, als hätte ich selbst eine unter die Journalisten geworfen. Sie haben sich wie die Verrückten verhalten. Natürlich ziehen sie die Verbindungslinien zwischen dem Mord an von Knecht und der Explosion gestern Abend. Alle sind mir seitdem auf den Fersen. Die Zeitungen, der Rundfunk und sämtliche Fernsehsender, die es nur gibt! Die Jungs von der Spurensicherung kommen auch gleich und werden berichten, was sie herausgefunden haben. Svante Malm und der neue Junge, Ljundgren, haben versprochen aufzutauchen.«
    Er schaute sich unter seinen sieben Inspektoren um und räusperte sich leise.
    »Wir gehen der Reihe nach vor, so wie wir sitzen.«
    Er schaute Irene, die rechts von ihm saß, herausfordernd an. Der Bericht über ihre Durchsicht der Artikel aus der Svensk Damtidning dauerte seine Zeit, war aber notwendig. Er gab ein Bild von Richard von Knechts öffentlichem Leben. Zusammen mit dem Referat über ihr Gespräch mit Sylvia und Henrik waren die meisten der Meinung, sich danach ein besseres Bild von den Familienmitgliedern machen zu können. Irene fasste abschließend ihre eigenen Gedanken und Schlussfolgerungen zusammen.
    »Es könnte ein Familiendrama sein. Sylvias und Henriks Gefühle Richard gegenüber wirken reichlich unterkühlt. Ganz zu schweigen von den seinen ihnen gegenüber. Das war keine glückliche Familie. Und das Motiv ist klassisch: Geld, Untreue. Was gegen die Theorie eines Mordes innerhalb der Familie spricht, ist natürlich die Bombe. Es besteht die Möglichkeit, dass der Mord und die Bombe nichts miteinander zu tun haben. Aber ich glaube eigentlich, diese Möglichkeit ist reichlich unwahrscheinlich«, sagte sie.
    Die anderen nickten zustimmend. Irene schloss mit der Information über Charlottes bis jetzt noch unbestätigtes Autokaufalibi und die Gästeliste vom samstäglichen Fest, die Sylvia ihr gegeben hatte.
    Andersson sah zufrieden aus.
    »Ich selbst hatte das große Vergnügen, Birgittas Befragung von Waldemar alias Valle Reuter beizuwohnen. Erzähl mal, Birgitta!«
    Breit lachend erteilte er ihr das Wort, doch sein Lachen fand ein jähes Ende, als Birgitta mit den Worten begann: »Valle Reuter ist ein äußerst bedauernswerter Mann. Er ist seit vielen Jahren schwer alkoholkrank. Ich habe mit dem geschäftsführenden Direktor seiner Börsenmaklerfirma, Mats Tengman, gesprochen. Als er verstand, worum es ging, war er sehr offen und aufrichtig. Valle gehört nur noch dem Namen nach zur Firma. Er besitzt sie, hat aber keinen Einfluss mehr auf die Geschäfte. Und das ist niemandem stärker bewusst als Valle selbst, sagt Tengman. Er hat noch ein Zimmer dort. Da taucht er manchmal auf, schließt sich ein und lässt mitteilen, dass er schwer beschäftigt sei. Was meistens bedeutet, dass er seinen Rausch ausschläft. Aber er darf bleiben. ›Sozialtherapie‹ nennt der Direktor es. Valle hat sonst nichts zu tun. Außer am Dienstag. Da isst er nach altem Brauch zusammen mit Richard von Knecht zu Mittag. Das ist laut Mats Tengman für Valle der Höhepunkt der Woche. Und inzwischen wissen wir ja, dass es an diesem Wochentag noch andere Höhepunkte für ihn gibt … Valle war ziemlich angetrunken, als er herkam, und hat uns einiges erzählt. Ich habe im Johanneshus angerufen, wo von Knecht und Reuter am Dienstag speisten. Der Wirt bestätigt die

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